terra sigillata+ tier mit flügel

Begonnen von Ahrbach, 16. März 2011, 20:05:18

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Ahrbach

Habe diese 2 scherben gefunden,die sogar zusammenpassen.
Was könnte das für ein Tier sein, ein Löwe mit flügeln???
Kann man von der darstellung auf die Herkunft schließen???

sludsen

Hi!

Ist das nicht ein Mantikor?
Zur Zeitstellung/Herkunft kann ich leider nichts sagen.

Gruß
Sludsen

thovalo

#2
 :-)


wow ..... sigillata, römisch, die ist sicher sehr genau anzusprechen (von entsprechend in der Literatur gut aufgestellten Lesern!) was Zeit und Produktionsort angeht .... eine bessere handwerkliche Qualität !

Eine beeindruckend gut gearbeitete Darstellung.

Es gibt sehr viele "Typen" unterschiedlicher "Mischwesen" mit speziellen Bezeichnungen ....
.... ich würde dieses als "Greif" ansprechen:


"Aussehen

Aristeas erzählte in seinem Gedicht Arimaspeia, dass der Greif in Indien und auf den Riphäischen Bergen die Goldgruben gegen die Arimaspen bewache. Herder u. a. wollten (fälschlich) des Moses Cherub im Greif wieder finden. Aischylos lässt den Okeanos auf ihm reiten und ihn vor seinen Wagen spannen.
Alternative Darstellungen finden sich an den Pforten von Persepolis und auf persischen sowie babylonischen Tapeten, weiterhin auf Helmen, z. B. auf dem der Athene Parthenos des Phidias, Brustharnischen und auch auf Münzen, z. B. auf denen von Opus, Teos, Abdera sowie als Arabesken, besonders auf römischen Säulen, sowie als Akroterien auf Tempeln.
Es gibt Vermutungen, dass Nomaden beim Goldschürfen in den weiten Wüsten Zentralasiens Funde von Fossilien des Protoceratops machten, eines in der Kreidezeit häufig vorkommenden Dinosauriers. Diese Funde könnten zum Mythos des Greifen geführt haben. Der Protoceratops verfügte über einen großen Schnabel und einen Körper der entfernt an den eines Löwen erinnert. Als die Griechen über die Karawanenstraßen nach Osten Richtung China kamen, gelangten die Erzählungen über den Greif auf deren Rückreisen in den Westen.[2]
In der Antike galt der Greif als Symbol scharf blickender Klugheit und des Sehertums und ist daher Attribut des Apollon.


Greifenstatue in Washington (D.C.)
Im Mittelalter glaubte man an das Vorhandensein des Greifen und führte ihn in den Bestiarien, den Naturgeschichten des Tierreichs, auf. Er fand in der Ornamentik, namentlich in der Textilindustrie, vielfache Verwendung und war auch in der dekorativen Plastik der Renaissance sehr beliebt.
In dem auf Schweizerdeutsch (Aargauer Dialekt) überlieferten Märchen der Brüder Grimm Der Vogel Greif reißt der Held Hans dem Christen fressenden ,,Vogelgrif" eine Feder aus dem Schweif. In einem anderen Grimm'schen Märchen, Das singende springende Löweneckerchen, haust der Vogel Greif am Roten Meer.
Die so genannten ,,Greifeneier", die in den Inventaren mittelalterlicher und späterer Kirchenschätze und fürstlicher Schatzkammern vorkommen, sind als Pokale gefasste Straußeneier.
Symbolik [Bearbeiten]

Der Greif ist ein weiterverbreitetes Fabeltier und besitzt je nach Kulturkreis und Epoche unterschiedliche Bedeutungen:
Wachsamkeit: Er gilt als Wächter, Bewacher und Hüter des Goldes, des Göttlichen, des Lichts, der Sonne, der Schwelle, des heiligen Feuers, des Lebenswassers, des Lebensbaums ...
Kommunikationsfähigkeit: Er gilt als Bote der Ewigkeit.
Klugheit, Scharfsinn und Weitsicht, in Zusammenhang mit Apollon auch seherische Fähigkeiten
Herrschaft über Himmel und Erde: Weil er aus dem König der Lüfte (Adler) und dem König der Tiere (Löwe) zusammengesetzt ist.
Jesus Christus: Für das Mittelalter ist der ,,Herrscher über Himmel und Erde" Christus (der Löwenrumpf symbolisiert das Herrschen und die Kraft von Christus und der Adlerkopf die Auferstehung und den Himmel).
"


Das ist kein Alltagsfund!    :super:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Ahrbach

vielen Dank für die ausführliche Info,
Ich nehme an ,das diese gefäße sich nur die wohlhabenderen leisten konnten.
kann man was genaueres zur zeit sagen  ca 3-4 Jahrh?????
nochhmals vielen Dank
gruß
ahrbach

thovalo

#4
 :-)

Allemal "besseres" Geschirr aus gutem Hause!
Leider bin ich da nicht so firm, aber das ist wohl eher ein Stück des 1. vielleicht noch des  2. Jhs.n. Chr. !   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

mortarium

Frühestens Mitte 2.JH. n. chr.. für 1. jh. ist die Qualität der Ware schon zu schlecht.

thovalo

 :-)

O.k. arretinische Sigillata ist das nicht,
aber für ein provinzialrömisches Produkt ist das eine ordentliche Qualität!


Vielleicht kann dir ja dort Jemand nähere Infos geben:

http://www.terra-sigillata-museum.de/index.htm

lG    :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

mortarium

#7
Evtl. mittelgallische TS, der Greif mit eingerolltem Schwanz kommt weder in Rheinzabern (R/F: nicht verzeichnet) noch in Trier I und II vor. Schon der stumpfe Überzug ist ein eindeutiger Hinweis auf in der Qualität stark verminderte Massenware.