Wappenauflage passend zur Burg: Winkelhausen/Walbott zu Bassenheim

Begonnen von thovalo, 14. Mai 2010, 12:16:24

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thovalo

Hallo Forum!  :winke:

Diese Wappenauflage aus blau glasiertem Steinzeug fand sich auf einem Acker, direkt "vor den Toren" der Burg Winkelhausen in Düsseldorf-Angermund (NRW/Niederrhein).

Noch auf dem Feld kam die Wappendarstellung "irgendwie" bekannt vor. Umgehend zur Burg begeben, klärte sich auf, wo dieses Wappen schon weit mehr als einmal gesehen worden ist:
                   
                                           Über dem Tor der ehemaligen Wasserburg.


Bis zu diesem Zeitpunkt war das in Stein gehauene Wappen noch nicht konkret aufgelöst worden und so sorgte dieser Kleinfund für die Klärung der genauen Identität des dargestellten Wappens.

Es handelt sich um das Allianzwappen des Johann Heinrich von Winkelhausen (links: Teerfackeleisen) und der Maria Agnes Walbott zu Bassenheim, die im Jahr 1634 die Ehe eingingen. Das Keramikfragment gehörte zu einem großen bauchigen Gefäß, wohl einem Krug, der entweder zur Hochzeit, oder als standesgemäßes Tischgeschirr für den adligen Haushalt bestellt worden ist.

http://www.r-abels-xxl.de/Wittlaer/wenn_zur_jagd_geblasen_wird.htm  

http://de.wikipedia.org/wiki/Waldbott_von_Bassenheim

Das Wappen über dem Torbogen wurde im Verlauf von Ausbauarbeiten der Burganlage in das Bauwerk eingesetzt.

Sowohl die Herstellungsweise, dann aber entscheidend, das steinerne Wappen über dem Torbogen, mit den Zahlen 16 .. 8 (angeblich 1668), führten zu der sicheren Datierung des Keramikfragments in die Zeit des 17. Jhs.

Das Wappen muss dem Modelmacher/Töpfer und dem Steinmetz des Portalsteins als Siegelabdruck oder als Zeichnung zur Umsetzung im jeweiligen Arbeitsmaterial vorgelegt worden sein.

Als Produktionsorte des mit dem Familienwappen dekorierten Gefäßes kommen Altenrath im Rheinland und die Töpferregion des Westerwaldes in Betracht.

Funde von Wappenauflagen die in direkten räumlichen Bezug zu dem Adelssitz stehen, für den das Gefäß bestellt worden und an dem es gebraucht und zuletzt entsorgt worden ist, sind bislang nur sehr selten erfaßt und dokumentiert worden.

(Vielleicht schlummert ja noch irgendwo so ein historisch und keramikgeschichtlich wertvolles "Schätzchen" mit kompletten Doumentationszusammenhang?)

LG   :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

Hallo Thomas,

der absolute Wahnsinn, und eine Klasse Geschichte.

Ich hätte mich glaube ich auch gefreut wie Sau. :-)

Grüße

Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

BWGuenni

Meine alte Heimat in der Jugend....leider hatte ich mich da noch nicht für sowas interessiert.

Gruß

Günni :winke:

fafnir


thovalo

#4
@ fafnir!

Welche Grabung?

Im Umfeld der Burg prospektiere ich seit knapp 17 Jahren! Grabt ihr im Bereich der gemeldeten Plätze in der Trasse der B 8? Dann wäre das ja mal ein sinnvolles Projekt gewesen (Meldungen und Funde gingen alle an Tilmann Bechert!).   :zwinker:   Da hier unmittelbar die Grenze zu Overath liegt, gingen unter anderem Funde zum Neolithikum aus dem Nahbereich an Overath!  

z.B. :

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,42287.0.html


Bereits die Grabungen im Vorfeld bei "Froschenteich" gingen auf die Arbeit und Funddokumentationen zur Eisenzeit im Norden des Stadtgebietes Düsseldorf zurück, die dann zu meiner Entlastung von der AG Düsseldorf weiter geführt worden sind!


Lg  thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

fafnir

Müsste der Autobahnausbau der B288 sein - die Grabungen laufen schon seit Dezember.
War im Januar das letzte Mal vor Ort, links an der Kapelle vorbei, das rechte Feld an der Gabelung des Weges.

thovalo

#6
Hab nochmal gegoogelt: B 8 (Richtung Anschluss an die B 288) bei Winkelhausen!

Ja genau! Es gibt von dort auch ein bereits vor vielen Jahren in Arch. i. Rhld. publiziertes sehr seltenes blaues Glasfragment des hohen Mittelalters mit weißer Fadenauflage!

Arbeitest du bei der "neu erstandenen" Stadtarchäologie oder für eine Grabungsfirma?

(wenn Antwort dazu dann wohl besser über PM)  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.