Scherbe mit Nut

Begonnen von animus, 11. November 2018, 14:20:53

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animus

Hallo Zusammen

Bei folgender Scherbe kann ich mir keinen Reim drauf machen, was diese "Nut" für eine Funktion hat. Scheint ja eine Form von Henkel zu sein, aber wofür dann die Nut?

Hat jemand da eine Idee?

Fundort: Acker, Mitte Sachsen-Anhalt

Daniel

Herlitz

Das ist ein gezapfter Henkel. Was da raussteht ist der Zapfen.
:winke: Sven

animus

#2
Ah, ok. Also zum verbinden von Henkel und Gefäß. Da frage ich mich dann nur, warum man das so findet. Müssten Zapfen und Gefäß nicht beim brennen miteinander verschmelzen?

Daniel

p.s. Notiz an mich google hilft bei den Stichwörtern "Henkel und Zapfen" nicht wirklich weiter ;)

thovalo

Zitat von: animus in 11. November 2018, 18:11:50
Ah, ok. Also zum verbinden von Henkel und Gefäß. Da frage ich mich dann nur, warum man das so findet. Müssten Zapfen und Gefäß nicht beim brennen miteinander verschmelzen?

Daniel

p.s. Notiz na mich google hilft bei den Stichwörtern "Henkel und Zapfen" nicht wirklich weiter ;)


Die Antwort lautet: NEIN!


Witzigerweise handelt es sich dabei um eien Lösung aus dem Holzhandwerk. Dort wurden Teile miteinander verzapft. Durch die Austrocknung der Feuchtigkeitsanteile in der Holzfaser zog sich die Zellstoffmasse zusammen und "klemmte" sich fest.

Bein Töpfern ist das ja ganz ähnlich! Beim Brennen verdünstet die Feustigkeit im Ton und die eizlenen Besgandteile "reduzierten" und verbanden sich dadurch. Die Zapfung war sicherer als die reine Angarnierung durch Verstreichen. Dennoch barg diese Art fer Verbindung in Ton das Risiko das die verschiedenen Tonteile unterschiedliche Feuchtigkeitsanteile hatten und es dabei schnell zu Differenzen bei der Trocknung kommen konnte, dann sass die Verbindung schlimmstenfalls nicht und riss aus.

Grundsätzlich waren gelungenen Verbindungen in Ton aber sehr fest und von vorteil, weshalb die auch immer wieder angewendet wurde!

Bei der Keramikvarietät der Irdenware kam es nicht zu eigentlichen Verschmelzen der Mineralanteile (Feldspat). Das gelang erst bei Temperaturen über 1.300 Grad in From des "Faststeinzeugs" (partielle Sinterung) und des dann vollkommen gesinterten "Steinzeugs" im 14./15. Jh.

lG Thomas


lG Thomas

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

animus

Vielen Dank für die Erklärung Thomas! Macht Sinn.  :super:

Gibt es da einen zeitlichen Rahmen von wann an das gemacht wurde?

Daniel

thovalo

#5
Zitat von: animus in 11. November 2018, 18:34:37
Vielen Dank für die Erklärung Thomas! Macht Sinn.  :super:

Gibt es da einen zeitlichen Rahmen von wann an das gemacht wurde?

Daniel


Die Verzapfung von Henkeln kenne ich aus eigenen Ansichten aus Produktionen des hohen Mittelalters (11. bis 13. Jh.).
Ich habe hier auch mal einen Beitrag zu solchen Fundbelegen eingestellt, aber kein Ahnung wo der steckt.

Bei meinen Fundbelegen handelte es sich um scheibenförmige verzierte Rundplatten des 11 bis 12. Jhs. mit verzierter "Schauseite" und gegenständig durch Verzapfungen mit der Platte verbundenen Verbindungen. An einem ist der Zapfen der sich nicht mit der Platte verbunden hatte verloren, im der zweiten Lochung steckt der Zapfen fest verbunden drin. Die Handhabe war im Brennvorgang abgeplatz und trennte sich mit dem einen Zapfen abolut von der Platte und das Werkstück wurde verworfen. Ich hatte mir den A....sch aufgerissen den Hekel noch ausfindig zu machen, aber es blieb bis heute die Platte mit einem darin erhaltenen und einem verlorenen Zapfen (verloren samt Henkel). Das (un)glücklich Mißgeschick des Töpfers hat ja überhaupt erst zu der Überlieferung geführt. Gezapfte Handhaben gibt es aber bestimmt häufiger zu beobachten.

Die runden Platten, bei denen sich um Gebrauchsstücke in der Funktion von "Stempeln" gehandelt haben muss, sind im Rheinland nur in den Abwurfhalden zweier  
Produktionsstätten dokumentiert. Deren Funktion ist bislang unbekannt.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

Hi,

wir haben irgendwo im Forum schon diverse Beiträge mit diesen gezapften Henkeln. Wer hat Lust und Zeit diese zu suchen und hier zu verlinken?

Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)