Nur zwei Beinchen? Wer kennt den Nutzen?

Begonnen von oudetonge, 12. August 2010, 20:49:34

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oudetonge

Liebe Archäointeressierte!
Diesen interessanten Krug konnte ich erstehen, hätte gerne Eure Meinung zum:
Töpferort
Herkunftzeit
Sinn dieses Kruges.
Es ist ein Steinzeugkrug. Er hat zwei Beinchen und einen Packan als Ausguß zu benutzen.

thovalo

Das ist kein Krug, sondern "nur" ein Deckel! Der scheint als ein "Destillieraufsatz" / Apothekergefäß verwendet worden zu sein! Soweit ich mich richtig erinnere stammt ähnliches aus Haus Horst!

Machart mit teils "geflammter" Oberfläche erinnert an Siegburg 16. Jh.


Woher, wie gefunden.....   ?  Oder ohne jede Angabe zum Fundzusammenhang erworben?
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

oudetonge

Hallo Werter Thovallo!
Deine Einschätzung ist fast richtig. Hierbei handelt es sich um einen Deckel,
mit dem destiliertes Wasser hergestell werden konnte.
Es wurde sicher im 15. Jhdt in Siegburg hergestellt. Es handel sich um festes Steinzeug.
Was mir bei all Deinen Fragen immer auffällt, ist die Neugiehr nach der Herkunft.
Just diese sollte man aber nur   ganz nahen Freunden anvertrauen 
und nicht auf so einer Allerweltsplattform. Oder gibst Du Deine Geheimnisse stets preis?
Übrigens wurde dieses Teil nur von mir restauriert und sollte als Anregung
dazu dienen, auch einmal interessante Teile zur Sicht einzustellen.
Ein Gruß von oude Tonge

Ghoul

ZitatAutor: oudetonge
Liebe Archäointeressierte!
Diesen interessanten Krug konnte ich erstehen, hätte gerne Eure Meinung zum:
Töpferort
Herkunftzeit
Sinn dieses Kruges.
Es ist ein Steinzeugkrug. Er hat zwei Beinchen und einen Packan als Ausguß zu benutzen.
ZitatAutor: oudetonge
Es wurde sicher .............in Siegburg hergestellt.
......im 15. Jhdt ...........
Es handel sich um festes Steinzeug.
Hierbei handelt es sich um einen Deckel,
mit dem destiliertes Wasser hergestell werden konnte.
ZitatAutor: oudetonge
Übrigens wurde dieses Teil nur von mir restauriert und sollte als Anregung
dazu dienen, auch einmal interessante Teile zur Sicht einzustellen.

...hast doch Deine Fragen schön artig - alle - selber beantwortet.

Für alles andere kannst Du ja mal bei google den Suchbegriff "Schwätzer" eingeben!

thovalo

Zitat von: oudetonge in 13. August 2010, 22:07:55


Es wurde sicher im 15. Jhdt in Siegburg hergestellt.

Was mir bei all Deinen Fragen immer auffällt, ist die Neugiehr nach der Herkunft.

Just diese sollte man aber nur   ganz nahen Freunden anvertrauen 
und nicht auf so einer Allerweltsplattform. Oder gibst Du Deine Geheimnisse stets preis?


15. Jh. halte ich für sehr früh angesetzt!

17. Jh. wäre für mich durchaus im grünen Bereich und ehrlich gesagt sehr viel eher wahrscheinlich  :-)

Teil zwei wäre eine Fehlinterpretation meiner Intension.


Neugierig WO KONKRET etwas gefunden worden ist bin ich NIE:

der Fundort offenbart aber oft nähere Zusammenhänge, da hilft ein Ortsname nicht weiter, sondern etwa das Bundesland wie "Rheinland"/"Bayern" oder "Meck-Pom", "nahe einer Burg" oder ähnliches ..... 

Wie auch immer: Hüte Deine Schätze !!!!!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

Hallo, zurück aus dem Urlaub der neuen Erkenntnisse.

Also ich denke auch eher 16. - 17. Jahrhundert.

Und das mit der Siegburg ist wohl eher eine Vermutung, als das es zu beweisen wäre.  :zwinker:

Im laufe der Woche werde ich mal euren Horizont erweitern, denn es ist nicht alles Siegburg, was rot geflammt ist.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

haasa2003

Hallo oudetonge,

seit gestern bin ich aus dem Urlaub zurück und möchte auch meinen "Senf" zu Deiner hübschen
Neuerwerbung dazugeben:

Wie schon von thovalo richtig beschrieben, handelt es sich hier um einen Destillieraufsatz, einen Alembik.
Sie waren in den alten Apotheken, wie auch in den Laboren der Alchemisten zu finden. Ich habe Dir hier ein Bild aus dem
Deutschen Apothekenmuseum gesucht, wo solch ein Alembik, allerdings aus Metall zu sehen ist.

http://www.deutsches-apotheken-museum.de/museum/geschichte.php?WEBYEP_DI=26

Ich selbst habe in meiner Sammlerlaufbahn ein einziges Mal einen unbeschädigten großen Steinzeugalembik
angeboten bekommen, hatte damals aber als "studiosus communis simplex" nicht das notwendige Kleingeld.

Schade, aber er ging dann ans Deutsche Museum München und ist so der Allgemeinheit erhalten geblieben.

Die "zwei Beinchen" können leicht als Reste eines Ringes, oder einer Metallringhalterung gedeutet werden, der als Griff diente, den heißen Alembik zu handhaben. Auch ich würde dieses schöne Teil in's 16. Jahrh. datieren, ob Siegburg als Herstellungsort infrage kommt, weiß ich nicht, sie sind nicht sehr häufig zu sehen.
Der Bedarf an solchen Geräten war allenthalben in Europa und ich denke, dass alle Orte, die Steinzeug fabriziert haben, solche formgebundenen
Geräte hergestellt haben. Wenn ich meinen Urlaubskram versorgt habe, werde ich dir ein Bild einer Steinzeugretorte einstellen, die ich bei IBÄH vor nicht allzu langer Zeit "schießen" konnte.

Viele Grüße Winfried
Je länger man lebt,
desto deutlicher sieht man,
daß die einfachen Dinge
die wahrhaft größten sind.

Romano Guardini, 1885 - 1968

haasa2003

Hier, wie versprochen, einige Bilder einer Retorte aus Steinzeug,

17.Jahrh. ? Herkunft unbekannt. Scherben gemagert, rauh, oxydierend gebrannt oder in starkem Feuer genutzt, mit Abzieh-Rillen im Boden.

Darunter die Röhre eines Alembik oder einer Retorte, dem Scherben nach Siegburg.

Gruß Winfried
Je länger man lebt,
desto deutlicher sieht man,
daß die einfachen Dinge
die wahrhaft größten sind.

Romano Guardini, 1885 - 1968