Nach der Begehung eines Burghanges fängt die Arbeit erst an.

Begonnen von Levante, 30. Juni 2013, 14:50:20

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Levante

Moin moin,

nachdem meine Frau und ich letztes Wochenende einen bekannten Burghang mal etwas nach Scherben abgesucht haben, fängt die Arbeit jetzt erst richtig an.

Nach dem Einmessen der genauen Fundstelle, kommt nun die richtige Arbeit.

Zuerst das übliche Waschen der Fundstücke, was am Burghang nicht ganz so nervtötend ist wie auf einem Acker, da die Dreckanhaftungen sich meist besser lösen lassen.

Anschließend das Sortieren nach Warenarten und nach Zeitstellungen sowie nach Verzierungen und Rändern.

Momentan habe ich die Haufen schon mal aufgeteilt nach "Blau-Grauer Ware" . nach MA und Vorgeschichte.


Genauere Aufschlüsselungen werden noch folgen.


Anschließend fängt das zählen an, besonders schön, da meine Frau immer jede Mikroscherbe einpackt.  :zwinker:


In den Geröllanhäufungen in denen wir die Scherben aufgesammelt haben fand sich auch noch relativ viel Metall, sollte wohl beuteten, dass diese genaue Stelle noch nicht heimgesucht wurde.

besonders gefreut haben wir uns über die Stücke von pingsdorfer Art und die verzierten Scherben der Hallstatt- und Latènezeit


LG


Patrick


P.S. Bin mal gespannt, wie viele Scherben es in der Fundmeldung abschließend werden.  :kopfkratz:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Levante

Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Levante

#2
Die Verzierung auf der Scherbe schaut schon fast aus wie Schrift.  
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Levante

Wenn ihr Ideen zur genaueren Datierung der braun-schwarten MA Ware habt, dann zögert bitte nicht.

Ich kenne dieses Material von einigen meiner im Tal liegenden Siedlunsgsstellen, daher würde ich diese Ware vom 10. bis in das 11. Jahrhundert datieren.

Jedoch stellt sich mir die Frage, was ist mit dem Material aus dem Frühmittelalter, entweder fehlt mir dieser Fundbeleg noch bei diversen Fundstellen. Eine andere Möglichkeit wäre, es wurde in dieser Zeit bei uns in der Ecke nicht gesiedelt, oder was mir viel wahrscheinlicher erscheint, dass die bisherigen Datierungen der Keramik einfach nicht immer so eindeutig sind und somit oft nicht passen.

Zumindest die Warenarten nach der KRZ bis in in das 9. oder 10 Jahrhundert sollten doch eigentlich zu finden sein in meinem Materialhaufen?

Anbei noch mal einige Bilder der Ränder, eventuell kennt sich da ja jemand etwas besser aus.


LG


Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Levante

Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Schalk23

Netter Scherbenhaufen! Ein Teil der Scherben ist relativ stark gemagert. Hier in Ostschwaben/Bayrisch-Schwaben würde ich solche Stücke in die Urnenfelderzeit einordnen. Wie es aussieht sind sie aber in  Deiner Umgebung für das MA üblich.

Bezüglich Keramik gibt es ein Buch vom RGZM, Hochmittelalterliche Keramik am Rhein, Eine Quelle für die Produktion und Alltag des 9. - 12. Jahrhunderts, Mainz, 2012.

Es ist ein Tagungsband, der auch kritisch auf die bisherige Keramikdatierung blickt. Darin wurde einigemale die bisherige Datierung in Frage gestellt. Es dürfte also in Zukunft zu einigen Änderungen kommen.
Viele Grüße

Schalk23
- - - - - - - - - - - - - - - -
"Immer ist die wichtigste Stunde die gegenwärtige."
Meister Eckhart

Levante

Vielen Dank für den Hinweis, muss ich mal schauen, ob ich das Buch irgendwo günstig finde.

Ein großes Problem ist wohl, dass sehr wenige frühere Warenarten eindeutig genug sind um eine Ansprache treffen zu können.

Bei dieser Scherbe war es mir auch nur Möglich, weil ich den Scherben schon mal in Haithabu gesehen habe.


http://www.sucherforum.de/index.php/topic,59453.0.html

Ist bestimmt einiges dabei, was in das "Dunkle Loch" von fast 600 Jahren passen wird, aber diese Scherben zu identifizieren ist sicherlich ein großes Problem .

LG


Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

grünland


Hi Le,

Die hochmittelalterlichen Scherben passen eindeutig in das 10-11 Jhd.
Gibt es den Erkenntnisse über das früheste Alter der Burg?
Passen die Eisenfunde auch in diese Epoche?
Ach ja, das Buch kostet "allerorts" 37 Euro und ist schwer in einem Rutsch zu lesen - aber hochinteressant.

LG
Guido

Levante

Ah nun habe ich es, dieses Buch wollte ich mir doch schon einige Zeit kaufen, habe es nur immer wieder vergessen.  :nixweiss:


http://www.ebay.de/itm/BUCH-Hochmittelalterliche-Keramik-am-Rhein-Lutz-Grunwald-/300883188809
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

grünland


Zitiere mich mal selbst:
Die hochmittelalterlichen Scherben passen eindeutig in das 10-11 Jhd.

Ja was ein Wunder aber auch  :kopfkratz:

Sollte heißen das ich dir recht gebe das solche Scherben dabei sind.
Andererseits werden einige aber auch etwas später sein.

Wieso die Völker nicht durch dein Land gewandert sind bleibt ein Geheimnis.
Die Römer waren auch nicht da, oder?

LG
Guido

Levante

Wer nicht da war oder doch bleibt die Frage.

Die Anwesenheit der Römer momentan bis etwa 50 km an diese Fundstelle heran nachgewiesen, nicht mehr und nicht weniger.


Die Vermutung liegt nahe, dass diese Stelle auch mal ein keltisches Oppidum war, leider gab es seit den 90er Jahren keine Grabungen und Untersuchungen mehr.

Einige Scherben sind bestimmt auch aus der RKZ, aber da warte ich mal, bis ich die Scherben einem Archäologen vorlegen kann, wird aber ende Des Jahres werden.   

Oder ich packe die Fundkisten ein und zeige sie auf dem Keramik Symposium im Herbst, da wird sich hoffentlich wer besser damit auskennen als ich.  :zwinker:


Aber da zeigt sich mal wieder, oft hat man nach der Begehung mehr Fragen als zuvor.  :nixweiss:

Erinnert mich sehr stark an frühere archäologische Grabungen, die gewisse Fragen klären sollten. :irre: :glotz: :narr:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

thovalo



Ich seh da weit überwiegend das 12. - 13. Jh. und zwar reichlich.
Die Burghänge waren ja die Müllkippen der Zeit.

Auf dem ersten Bild unten rechts wirkt zumindest in dieser einzigen Sichtweise "karolingerzeittauglich"  :glotz:

Sonst ist Einges an urgeschichtlichen Bröseln vorhanden.
Netter Fundplatz!

lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.