Mein kleines Troja

Begonnen von Silex, 03. Februar 2007, 19:17:50

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Silex

Dieses kleine Kieshügelchen im Überschwemmungsbereich eines größeren Flüsschens ragt bei längeren Niederschlagsperioden inselgleich aus den Fluten
und da ist es mir einmal aufgefallen....rundrum war es hier bisher vorgeschichtsfrei... und gleich beim ersten Mal fand ich dieses Rotockerige Wandscherbchen  mit feiner Stichverzierung (aus der Übergangszeit Mittelbronze-Spätbronzezeit). Daneben finden sich typische Knickrandscherben der Urnenfelderzeit.....
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

hier noch die Dellenendverzierung des 2.Stückes.... Kerbverzierungen des Randes aus demselben UK- Dunstkreis.....
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

..hier noch eine weitere verzierte Randscherbe (UK).... dann gibts noch Hallstattzeit und Latene.... aber jedes Teilchen im Endstadium der  Zerteil- und Datierbarkeit.... und am Ende nun die Frage nach dem letzten verzierten Tassen(?)Randverzierungsstückchen...äusserst dünnwandig....feintonig..enger Radius....ob das  auch in das Spektrum MBZ- Laténe passt?  Schwierig....
Jungsteinzeit wäre mir auch lieb...

Servus
bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

wühlmaus

Auf die eingedellten Ränder warte ich auch noch! Die gibt es auch in unseren Breitengraden.

Was die Beschreibung des Fundortes angeht: Klasse! Solche deutlich begrenzten Plätze liebe ich.
Bin ja auch oft in Flußzonen unterwegs.

Hast Du die Umgebung selbst abgeklopft? Oder stützt Du Dich auf Altmeldungen?
Bei mir hat sich herausgestellt, das die angebliche prähistorische Fundleere in den Rheinufer-nahen Gebieten deutlich hinfällig ist und mehr oder weniger forschungsgeschichtlich bedingt war.

Ciao
Gerd

wühlmaus

Bei WSRSverz.jpg sehe ich Fingerkuppenverzierung  :staun:
passt auch in die Tassenecke des prähistorischen Geschirrschränkchens ...

Silex

Servus Wühlmaus...
WSRS dürfte für eine Finger(nagel)dellenverzierung zu minutiös sein...ich tippe eher auf  verwaschenes Knochenstempelchendekor...
... und meine Fundregion kannte nur ein paar Altfundstellen die ein Lehrer um die vorletzte Jahrhundertwende  herausgefunden hatte.... ein Sammlerduo hat diese in den letzten 30 Jahren abgesucht und etwas erweitert....Da wird man natürlich fundmäßig etwas verwöhnt...
ich gehe nur eigene und neue Wege...auch wenns manchmal Jahre braucht .... nur wenn das LfD anfrägt  vergessene und bedrohte  Altfundstellen zu begehen dann mach ich dies auch...
Seltsamerweise stellt sich dann oftmals heraus dass Äcker die  vor 30-100 Jahren begangen wurden und Frühmittelalter - Laténezeit lieferten...jetzt von Frühbronzezeit bis Mesolithikum nur so strotzen. Keramik ist da kaum mehr vorhanden- in der Hauptsache verrolltes  vorgeschichtliches Material ohne Außen- und Innenwandoberfläche.
Und nach vielen Jahren Suche hab ich ein beinahe lückenloses Besiedlungsgeflecht an meinem Fluß beieinander... und selbst die anfangs eher schäbigen Fundstellen gewinnen (leider) von Jahr zu Jahr  an Qualität.
Mein kleines Troja war noch vor 50 Jahren das "Drahthölzl" (also bewaldet) und doppelt so groß - etwas höher und kein Kies kam  bis vor 2 Jahren an die Oberfläche (laut  Grundstücksbesitzer).
Im ausgeackerten Kies fand ich vorletztes Jahr ein   vom LfD-Spezialisten datiertes "alt/mittelpaläolithisches " Abschlagsgerät.
So tief bin ich hier schon gesunken...

Und bei Regen  zeig ich Euch Neues
Edi

Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

Nabend Jungs,

zur Sache kann ich nix vernünftiges beitragen, aber eine kleine Sammlergeschichte:
Vorgestern ist mir was passiert, das m.e. in etwa so häufig ist, als wenn sich 2 UBoote auf dem Atlantik begegnen (habt ihr den Film "Das Boot" gesehen?). Ich habe auf dem Acker einen Sammler getroffen. Den Herrn, mitlerweile schon 75 Jahre alt, hat es nach 10 Jahren mal wieder raus getrieben. Nach den üblichen BlaBla "früher war alles besser, viel mehr gefunden, facettierte Beile...." hat er auch von der Sammelpraxis vor 30 Jahren erzählt. In breiter Kette sei man zu zig Leuten über den Acker gelaufen und hätte sich eh nur für Römer interessiert. Steinzeit wäre völlig uninteressant gewesen. Das bestätigt sich auch, wenn ich die Fundkarten bei den Bodendenkmalpflegern betrachte. In meinem Sammelgebiet sind vielleicht 30 Fundstellen für Steinzeit eingetragen. Und das bestätigt auch die Aussage, die die Wühlmaus gepostet hat.
Übrigens habe ich in meiner 3-jährigen Sammelpraxis nur noch 2 andere UBoote getroffen: 1 Paar, die flohen aber vor mir, dachten wohl, ich sei der Bauer oder der Jäger, kein Gespräch. Der andere beschwerte sich darüber, daß auf dem Trödelmarkt in Nideggen nix für Steinzeit bezahlt würde.
Tja, so ist das hier bei uns im Westen

Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

Ja, RolfPeter , so einer ist mir auch begegnet, über 80 Jahre alt, ehemaliger Ostpreusse.
Er hatte vor 50 Jahren beim Hausneubau aufgepasst und eine vollkommen intakte, wunderbar verzierte, urnenfelderzeitliche Tasse gefunden und sie gleich dem Museum vermacht seitdem stapft er tapfer über die Felder- seit vielen Jahren mit Krücken und einem kleinen Hund-  bei Wind und Wetter- und wenn ich Ihn ab und an treffe dann bin ich froh--- obwohl ich Ihn kaum verstehe. Die junge Archäologin der wir beide unsere Sachen vorlegen findet Ihn "süß".
50 Jahre "Felderfahrung" sind was wert   ... Da er sich nicht mehr richtig bücken kann hat er seine Krücken modifiziert um Sachen hochheben zu können..
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.