Kleiner geht's nimmer, oder? Krüglein aus dem Westerwald?

Begonnen von haasa2003, 23. September 2011, 15:33:38

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haasa2003

Hallo Freunde,

das Sommerloch müsste sich ja eigentlich so langsam auch bei der Keramik wieder schließen, aber.......

und so will ich Euch, um ein wenig die Zeit zu vertreiben, ein putziges kleines Krüglein vorstellen, welches ich vor wenigen Wochen in ,,der Bucht" habe ,,schießen" können.
Das Krüglein wurde mit dem Text:

Antiker Steinzeug Krug Westerwald 1600 Miniatur MUSEAL

in der ,,Bucht" vorgestellt, und hatte mich neugierig gemacht.

(Henkel und Teile der Rückseite restauriert)

Beim Auspacken war ich höchst erstaunt, wie klein das Krüglein wirklich war. Ganze 12 cm hoch.

Die Model ist rundum beschriftet: IOHAN * VON * BVCHEL  * ANNO 1600 *
Mittig zeigt die Model ein Wappen mit drei Halbkugeln, die Helmzier zeigt zwei offene Flügel mit einer weiteren Halbkugel in der Mitte. Das Wappen ist gehalten von Pflanzenornamenten rechts und links.

Bei Google wurde ich mit dem Wappen fündig:

http://www.historischer-verein-wegberg.de/Wappen/Nr.%2039.htm

Wegberg liegt nahe Mönchengladbach. Ich hatte dann versucht mit dem Historischen Verein Wegberg Kontakt aufzunehmen, um zu fragen, warum man sich dort mit diesem Wappen beschäftigt hat und ob die Familie Von Büchel nahe Wegberg ihre Wurzeln hat. Leider blieb die Anfrage ohne Ergebnis.

Sei's drum.
Ich habe dann bei Google weitergeforscht und stieß auf eine längere niederländische Abhandlung:

http://dare.uva.nl/document/165177

mit dem Titel: Een vlottend geheel: de verzameling tot 1895

Auf Seite 107 dieser Abhandlung war unter der Fußnote 82 folgender Text zu lesen:

81 Gebruik is gemaakt van een geannoteerd exemplaar van de catalogus van de veiling Moyet in de bibliotheek
van het Rijksmuseum. Catalogue 1859, nrs 902 'Une cruche de terre cuite avec figures, emblématiques du XVI
siècle' [f. 31,-], 903 'Un idem à couvercle d'étain, sur les bords l'histoire de Susanne, par ENGEL KRAI, 1584'
[f. 90,50], 907 'Un idem [pot à bière] très petit portant les armes de JOHANN VON BUCHEL, l'an 1600' [f.
7,50]
, 914 'Un idem [une cruche] avec anse et couvercle en étain' [f. 7,50], 915 'Un idem avec couvercle en
étain' [f. 5,25], 920 'Un pot à bière fond brun avec figures bibliques, à anse restauré' [f. 3,75]. Geen van de in
1859 gekochte voorwerpen maakt deel uit van het legaat Willet-Holthuysen. Genoemde Suzannakruik is
vermoedelijk door Willet aan het Koninklijk Oudheidkundig Genootschap geschonken, maar is daar in de
boeken niet met zodanige herkomst gedocumenteerd, zie Van Dam 1995, 135 afb. 2.
82 Tot ver in de negentiende eeuw was men onkundig van de herkomst uit diverse plaatsen

Hier wird wohl, wenn ich das richtig verstanden habe, eine Versteigerung 1859 in der Bibliothek des Reichsmuseums Amsterdam erwähnt, wo u.a. ein sehr kleiner Gegenstand (Bierkrug), der das Wappen von JOHANN VON BUCHEL aus dem Jahre 1600 trägt, für 7,50 holländische Gulden versteigert wurde.

7, 50 Gulden 1859 viel oder wenig?

Interessant!

Bei Google, mein Viel- aber lange nicht Alleswisser, forschte ich dann weiter nach ,,Johann von Büchel". (Leider habe ich keine Uni-Bibliothek zur Verfügung)

Hier fand ich nun Seiten wie folgende:

http://lehre.hki.uni-koeln.de/hsa-cgi/kleioc/0010KlHSA/exec/ergebnisliste/%22Buchstabe+H%22/fmsignatur/%22115.05.04%22

http://gedbas.genealogy.net/datenblatt.jsp?nr=1019418737

http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?archivNr=185&tektId=982&id=064&klassId=1&seite=3

usw.

Hier passt im Moment das Datum 1600 der kleinen Kanne nicht so richtig zu ,,Johann Von Büchel".
Er scheint früher gelebt zu haben, wenn es sich um die gleiche Person handeln sollte.
Fragen über Fragen.

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Nun wollte ich klären, ob das Krüglein wirklich im Westerwald gefertigt wurde. Gefunden habe ich in der Literatur über die Westerwälder Töpfer nichts. Aber das ist auch nicht verwunderlich, ist der Westerwald doch zur Zeit noch in der Fachliteratur unterrepräsentiert.

Aber....

Bei Michael Kohnemann wurde ich in seiner Arbeit: Inschriften auf Raerener Steinzeug" fündig. Dort ist unter der Nummer 293 der Generalliste zu finden:

,, IOHAN VON BVCHEL ANNO 1600 (Sum 543)
Sum: Die Familie von Büchel gehörte zum Kölner Adel"

(mit ,,Sum" bezeichnet Kohnemann die Abhandlung von Schuermans M.H. : Mille inscriptions des vases de grès dit flamand  (in Annales de l'Académie d'Archéologie de Belgique, XXXIX) 1883.

Nun bin ich etwas schlauer, aber vielleicht weiß einer von Euch noch etwas mehr zu:

Familie Von Büchel, deren Wappen, Kölner Adel, usw.

Der Herstellungsort des kleinen Krügleins ist damit wahrscheinlich Raeren.

Als Mitglied des Raerener Museumvereins wird es mir vielleicht möglich sein, einen Blick in Schuermans Abhandlung zu werfen.

Erwartungsvolle Grüße - Winfried
Je länger man lebt,
desto deutlicher sieht man,
daß die einfachen Dinge
die wahrhaft größten sind.

Romano Guardini, 1885 - 1968

thovalo

 :super:   Ein Kuriosum, echt und Raeren ...... hast Du doch schon alles genau geschrieben!   :super:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Grafino


Hallo Wilfried,

ich nehme an das du das Krüglein mit zu Herrn Mennicken nehmen wirst.
Bestimmt kann er auch zu diesem Krüglein etwas sagen.

Viele Grüße
Guido

haasa2003

Hi Guido,

leider habe ich noch keinen Termin. Herr Mennicken kommt im Oktober nach Köln um dort eine
große Sammlung zu betrachten und da will ich mich einklinken.

Gruß - Winfried
Je länger man lebt,
desto deutlicher sieht man,
daß die einfachen Dinge
die wahrhaft größten sind.

Romano Guardini, 1885 - 1968

thovalo

Zitat von: haasa2003 in 24. September 2011, 09:51:27
Hi Guido,

leider habe ich noch keinen Termin. Herr Mennicken kommt im Oktober nach Köln um dort eine
große Sammlung zu betrachten und da will ich mich einklinken.

Gruß - Winfried

DU hast doch die große Sammlung!

Leider komm ich kaum noch ins Internet vor lauter fehlender Konnektivität.
Der Service der TELEKOM ist mal wieder vom Feinsten!

glG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.