Grobkeramik scharf gemagert

Begonnen von rolfpeter, 26. Februar 2007, 17:37:04

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rolfpeter

Servus Freund,
ist das etwas auflesenswertes?
Wandstücke einer groben Keramik mit schwarzer Oberfläche, gemagert mit recht grobem Quarzsand. Wenn das Zeugs feucht ist, dann weich, ähnlich Bitumen.
Schauts schomal die Bilder.



Das helle ist nicht weiß, sondern überbelichtet!
Hier bin ich mit der Linse mal reingekrochen in die gute Edelscherbe.



Beste Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

servus RP,
sind Außen- und Innenseiten  so schwarzbemoddert?... ich vermeine sogar an den Bruchrändern selbiges zu entecken.....
Ich hab natürlich mal wieder keine Ahnung.. aber könnte es sein dass der Belag erst später hinzukam? Oder ist dies nur an der Innenfläche der Fall?
Wenn es bei Wasserzusatz extrem bituminös - weich wird dann scheidet ja wohl ein absichtlicher Oberflächenüberzug von Gebrauchskeramik aus.
Vermutlich hast Du die älteste  Birkenteerdestillerie des Neolithikums entdeckt.
Die Keramik an sich ist den Fotos nach  vorgeschichtlich.
Bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

Nabend Edi,
beide Seiten sind schwarz und so flüchtig, daß, wenn ich die Scherbe unter den Wasserhahn halte, es von sanften Wasserstrahl schon in die Kanalisation entschwindet, das schwarze Gedöns.
Grüße
RP

Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

wühlmaus

... vorgeschichtlich würde ich auch sagen ... dazu passt auch die grobe Quarzmagerung ...

... und die Risse erinnern stark an Trocknungsrisse bei Lehm (sieht man zB bei Pfützen, nach dem Verdunsten des Wassers...)
Ein Phänomen, dass ich allerdings bei Keramik so (zumindest bewußt) noch nicht beobachtet hab ... Vielleicht liegt es an einer Kombination von schwachem Brand und (minderer) Tonqualität ...

Bei dem Bitumenvergleich kam mir noch ein Gedanke:
Lag der Fundort in einem Braunkohlengebiet? Zumindest für frühere Epochen kann man obertägige Aufschlüsse von Kohleflözen vermuten. Die Idee ist vielleicht abwegig, aber unter Umständen besteht ein Zusammenhang ...

:winke:
Gerd

rolfpeter

Nabend Gerd,
Braunkohle ist hier auch, allerdings am Fundort ca 300m nach unten! Davon wird es also nicht herrühren. Die Kohle tritt erst im Bereich des Villerückens zu Tage, simmer hier 40 km von weg.
Ist Lößebene, Rand zur Hauptterrasse. Fundgut in der Mehrzahl spätneolithisch.

Besten Dank!
Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Rambo

Ehrlich Leute,  ich mußte die Bilder zweimal ansehen.
Für mich sieht es aus wie ein Bitumenmischung mit Quarzeinschlüsse
Keramik welche so aussieht habe ich noch nie gesehen  :platt:
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

wühlmaus

Hi allerseits ...

Ich hab mir zu den Stücken noch ein paar Nach(t)gedanken gemacht:

An einfache Bitumenfladen mag ich eigentlich nicht glauben. Dazu sieht es mir doch zu sehr nach Keramik mit grober Quarzmagerung aus ...
Aber Glauben ist nicht Wissen. Auf unseren Äckern tummeln sich alle Arten von Bauschutt, also warum nicht auch verquarztes Bitumen?  :platt: :irre: :platt:

Materialbedingte Trocknungsrisse halte ich da schon für wahrscheinlicher ...

Ich bin allerdings vor ein paar Tagen beim surfen auf folgendes Zitat zur Verwendung von [wiki]Pech (Stoff)[/wiki] bei der Lagerung von Flüssigkeiten in Keramiken gestoßen:
ZitatDas grösste römische Gefäss aus Ton war das Dolium. In diesen bauchigen Behältern mit weiter Mündung und Deckel wurde vor allem Wein, Öl, Essig und Getreide aufbewahrt. Für die Gärung und Konservierung von Wein erhielten Dolien auf ihrer Innenseite einen Anstrich aus Pech.
Quelle: http://www.baselland.ch/docs/kultur/augustaraurica/glossar/v/vorratshaltung.htm
Auch wenn diese Quelle impliziert, dass das Pech hier als chemiesche Komponente bei der Weinproduktion genutzt wurde, ist der Grund für den Anstrich doch eher in der Wasserdurchlässigkeit von Irdenware zu sehen.
Durchnäßung ist tatsächlich eins der größten "technischen Probleme", die bei der Entwicklung von Tongefäßen zu bewältigen waren und schlußendlich mit der Herstellung unserer allseits beliebten, glasierten Bauernkeramik, dem Steinzeug und dem Porzellan "gemeistert" wurden.
Die Römische Keramik hatte zwar einen qualitativ hohen Standard, war aber trotzdem - aufgrund niedriger Brenntemperaturen - auf Dauer nicht wasserdicht. Daher mußte man, bei längerer Lagerung von Flüssigkeiten, die Gefäße mit Pech "abdichten".
Prähistorische Keramik ist, in diesem Sinne, sogar noch um einige Kategorien schlechter. Man kann sich fast bildlich vorstellen, wie sich ein neolithisches (Grubenbrand-)Gefäß, bei längerem Kontakt mit Wasser, einfach auflöst ... (zB waren meinswissens die Schöpfgefäße des bandkeramischen Brunnens in Erkelenz-Kückhoven sinnigerweise nicht aus Ton sondern aus Holz und Birkenrinde ... )
Pech als Werkstoff war unseren Steinzeitlern auf jedenfall bekannt ...
Silex deutete es eigentlich schon an:
Irgendwie werde ich den Gedanken nicht los, dass es sich hier um eine Kombi aus Pech und Ton handeln könnte. Kein Gefäß im Sinne von Tiegel für die Birkenpech Herstellung, sondern etwas, dass Flüssigkeiten halten sollte ... Vielleicht auch kein Anstrich, sondern eher als (zerstoßene?) Beimengung in der Magerung ... Ist bloß eine Theorie.  :hacker: :irre:

@ RP: Kannst Du die Stücke mal deinem AmV zeigen? Der ist doch technisch begabt  :engel:

:winke:
Gerd


rolfpeter

Servus lieber Gerd  :winke:

Die Pechidee ist ja der reinste Glücksgriff! Könnte was dransein. Werde die Scherben auf jeden Fall dem AmV zeigen.

Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert