Hallo zusammen,

in den letzten paar Tagen habe ich mal eine Stelle angeschnitten, die ich schon länger wegen der guten Lage im Auge hatte. Der Acker ist gerade frisch umgefplügt und leider hat noch kein Regen die Funde ausgewaschen, aber ein bisschen was konnte ich dennoch auflesen.

Die Keramik lag recht konzentriert, ist recht weich gebrannt (der Fingernagel tut sich nicht schwer mit dem Abtragen) und zeigt meist auf nur einer Seite Spuren einer Glättung bzw. auch einer Art (Graphit?)-Beschichtung.
Die Stücke liegen von der Wanddicke her alle recht nah beieinander und könnten meiner Ansicht nach evtl. sogar vom gleichen Gefäßtyp oder so stammen.
In einem anderen Forum wurden die Scherben bereits als vermutlich metallzeitlich angesprochen, mein Archäologe wollte sich nur anhand der Fotos mit einer Einordnung erst mal zurückhalten, meinte aber auch, dass es wohl metallzeitlich sein wird, wenn sie weich ist.

Bei manchen, hauptsächlich den ganz orangenen Stücken, bin ich mir nicht sicher, ob sie in den gleichen Kontext gehören wie die Dunkleren, könnten evtl. auch Ziegelbruchstücke oder so sein. Allerdings sind sie laut "Fingernageltest" nicht viel härter gebrannt als die anderen...

Ich wollte mal horchen, was Ihr Experten hier im Forum dazu zu sagen habt. Leider fehlen bislang wohl "charakteristische" Stücke mit Verzierungen o. Ä.


Danke schon mal und viele Grüße
Luca

Soweit ziemlich gut, die ersten Einschätzungen. Der Übergang BZ-EZ ist schwammig. Ohne Verzierung oder aussagekräftige Randstücke gibts halt keine vernünftige Ansprache. Innen poliert spricht schon für EZ. Gruss..

Hi Luca!

Sollten es tatsächlich graphitbemalte Keramik sein, datiert die Keramik in die HA C. Ist auf den Bildern nicht zu erkennen. Putzt du mit einer Bürste? Diese Keramik erst durchtrocknen, dann vorsichtig mit nem Schwamm putzen, ansonsten ist die Graphit- oder Rotbemalung weg.
Tendienziell frühe Eisenzeit. Ohne Gewähr. Peng.

Danke schon mal euch beiden!
Also das mit der Graphitbemalung ist nur eine Vermutung, es sieht halt so aus, als wären Malspuren oder Pinselstriche außen zu sehen. Und über der relativ groben Magerung ist halt wie eine extra "Schicht" zu erahnen.
Glitzern tut sie auf jeden Fall ein bisschen

Hab heute mal nachgesehen, der Acker wurde inzwischen geeggt, da werde ich morgen noch mal hinschauen denke ich.

Hallo Luca,

Bei tendenziell eher Eisenzeit bin ich auch dabei. Besenstrichverzierung hatte ich neulich auch in Kombination mit Latene Drehscheibenware (auch oxidierend gebrannte Ware) und da du hier kein Silex zeigst und ich dir das jetzt schon zutraue, damit du das sicher finden würdest, bestärkt mich das noch in meiner Annahme.
Ist aber schweres Brot relativ unspezifische Keramik. Das wird man leider immer wieder merken.

Liebe Grüße Daniel

 
Ich glaube der Besenstrich entstand durch das Reinigen mit einer Bürste. Deswegen meine Frage. Oder täusche ich mich?

Nee, die Spuren hat man schon nach dem reinen Abwaschen unter Wasser mit den Fingern erkannt. Ich reinige schon mit einer Bürste, die ist jetzt aber nicht aus Draht.
Sind auch nicht auf jedem Stück nur in eine Richtung, manchmal auch bisschen "gekreuzt" oder schräg zueinander.
Habe dort tatsächlich ein Stück Silex aufgelesen, kann es wenn ich daheim bin mal mit einstellen. Sieht aber wenn eher nach Palalölithikum aus.

Hier noch mal das Stück Silex, welches von der gleichen Stelle stammt.
Ich meine, an der scharfen Kante ganz kleine Abschläge also Bearbeitungsspuren erkennen zu können. Bin auf dem Gebiet aber so gut wie absoluter Laie.
Archäologe meinte, es könnte entweder auch zur Keramik passen, oder eben steinzeitlich sein. Etwa einen halben Kilometer entfernt kam mal ein mittelpaläolithisches Artefakt aus Kieselschiefer (wenn ich mich richtig erinnere)
raus.

Moin Moin,

2 Bulbusnegative sind zu erkennen, ventral auch ein Bulbus. Ist evtl. ein Korrekturabschlag.   

Liebe Grüße Daniel

Danke dir Daniel,
Bulbusnegative würden ja heißen, dass der Abschlag ein "Negativ" eines Werkzeugs wäre, sehe ich das richtig?

Hey Luca,

nee, dass bedeutet, dass hier 2 kleine Abschläge auf dem Stück schon mal gemacht wurden, bevor der eigentliche Abschlag gemacht wurde. Ist auch Kieselschiefer. Evtl hast du auf dem ersten Bild oben eine Gebrauchsretuche. Musst du mal versuchen mit der Cam einzufangen 

Ich habe mal versucht, die obere vermutl. Gebrauchskante abzulichten, hoffe das ist das, was du gemeint hast. 

Auf dem 2. Bild sieht es gut aus. Für mich ein Werkzeug mit schneidender Funktion 

Danke dir für deine Hilfe Daniel!
Ja, den Zweck würde es auch heute noch ziemlich gut erfüllen

Eindeutig ein Artefakt bzw. Gerät (vielleicht aus Kieselschiefer / beachte die verfüllten Quarzadern(?)).
Steht, nicht zuletzt aufgrund des Materials, vermutlich nicht in Bezug zur gezeigten Keramik, wie du bereits erwähnt hast.

mfg

Gerne, muss auch kein Korrekturabschlag sein. Ist ja schön dünn. 

Nur mal ne kurze Aktualisierung: Heute kam ein bekannter Bauer an dem Acker vorbei, der leider eine Befürchtung bestätigte, die ich schon länger hatte: Es handelt sich an der Stelle um aufgefüllten Boden. Das erklärt auch, warum die Funde bisher alle sehr konzentriert am vorderen Ackerrand herauskamen und auf dem restlichen Acker so gut wie keine Scherben zu finden sind.
Schade, wäre meine erste eigene Stelle gewesen. Vielleicht beim nächsten mal.

Schönen guten Morgen Luca,

das ist leider manchmal so. So etwas gehört aber auch dokumentiert und gemeldet. Es dauert manchmal recht lange, bis man so etwas herausfindet.

Nicht verzagen, du findest schon noch deine eigenen Stellen 

liebe Grüße Daniel

Klar, wurde schon erledigt und Ralf hat es auch schon eingearbeitet