Grab UK Hall?

Begonnen von Silex, 12. August 2005, 22:02:46

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Silex

N `Abend allerorten. Kurz bevor auch diese  Fundstelle zerlidelt und mcDonaldisiert ist. Fand dieses Ensemble an Bachhang auf wenigen qm . Könnte das n menschlicher Knochen sein. Holzkohle wär auch dabei. In welche Zeit stellt ihr die Keramik?
Danke im Voraus
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

schnatzenputz

Hallo Silex,
leider fehlt ein größenvergleich um eine bestimmung zu gewährleisten.

Rambo

Ich will es einmal versuchen 
Wir sehen hier Fragmente von mind. 3 Gefäßen und einem Knochen.
Da wie Schnatzenputz bereits festgestellt hat ein brauchbarer Größenvergleich fehlt ist es ein wenig schwieriger aber immerhin machbar.
Links oben sehen wir ein Randstück mit mehrfach umgebogenen Rand, welches das weiß man aus Erfahrung hart gebrannt ist. Zudem ist das Randstück auf einer Töpferscheibe gefertig und Töpferscheiben kamen erst ab LaTene zum Einsatz.  Solche Randstücke kann man  ins späte Mittelalter bis in die Neuzeit datieren
Darunter kann man ein Keramikstück erkennen welche aussieht wie wenn zwei Scherben übereinander liegen. Entweder handelt es sich um einen Fehlbrannt oder die Keramik wurde großer Hitze ausgesetzt. Hier wäre eine Seitenansicht sehr brauchbar.
Der große Scherben in der Bildmitte hat ein Kammstrichmuster und scheint aus schwarzen Ton zu bestehen, welcher mittelhart gebrannt ist. Es handelt sich wie wir unschwer feststellen können um ein Wandstück mit kleinen feinen Steinderl (gut zu erkennen beim Scherben rechts unten.) Kammstrich war über einen langen Zeitraum ein beliebtes Element für Verzierungen von Tonwaren. In unserem Fall wird es sich auf Grund der Machart (Topferscheibe ) und auf Grund der Keramikart um ein Stück handeln, welches am ehesten von Mittelalter bis Neuzeit zu  datiertbar ist.
Nun haben wir auch noch einen Knochen. Auf Grund des fehlenden Maßstabes kann man die Grüße nur schätzen. Der Scherben mit der Kammstrichverzierung wir ein Größe von ca 10 cm Breite haben. (Die Schätzung beruht auf die Größe vom Keramikstück links oben welche ich mit ca 2 cm Größe angenommen habe )  Daher ist auch der Knochen nicht wesentlich größer. Wenn es nun ein Menschenknochen sein soll so muss er von einen Zwerg stammen oder von einem Kind. Um welchen Knochen handelt es sich also. Ich bin zwar kein Antropologe aber ich vermute,  das es sich um einen Knochen der vorderen Extremitäten handelt. Welcher Knochen käme daher in Frage.
Elle und Speiche. Keiner dieser Knochen vom Menschen stimmt aber mit diesen Knochen überein.
Daher vermute ich weiter,  es könnte sich um einen Schweineknochen handeln.
Offenbar hat sich jemand eine Schweinsstelze reingezogen.
Alles in allem scheint es sich auf Grund der gezeigten Funde um den  bescheidenen Reste vom Inhalt einer Abfallgrube zu handeln, welche am ehesten in die Neuzeit einzuordnen ist.
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

Silex

Seit 120 Tagen nicht mehr geantwortet steht fett in Rot drüber.....
Ich hab jetzt die Datierung vom LfD. Das große kammstrichverzierte Wandungsstück aus graphitiertem Ton- in der Mitte- wurde  "mit Sicherheit" in die Spätlaténezeit  datiert. Die beiden Krümel rechts  allgemein in die Metallzeiten- aber eher älter.
Das rötliche  Randscherbenteil links  ins Mittelalter.
Zum Knochen wird wie üblich wenn kein menschliches Relikt  aus einem Lesefund vorliegt nichts genaues ausgesagt
Das wollte ich noch anfügen.
Für mich ist die Rückgabe der gemeldeten Funde immer ein kleines Fest. Tagelang kann man sich da wundern was man übersehen hat- an Verzierungen z.B. Und vor Allem setzt manch unscheinbares Stückchen einen Wendepunkt  in der Besiedlungsgeschichte einer Kleinregion.
Da die Fundstellen im Laufe der Jahre manchmal von verschiedenen Begutachtern eingeschätzt werden kommt es dann vor dass ein Frühmittelalterspezialist dann schon mal aus einer "Siedlung des 11. Jahrhunderts" dann doch einige Stücke aussondert die 400 Jahre älter sind. Bei Steinartefakten gilt Ähnliches. Also auch bei Denen (den Archäologen) gibts noch genug zu lernen obwohl sie ca 150 Jahre Forschungsgeschichte  und Vergleichsfunde in der Region  in ihrem Archiv haben.
Damit will ich nur sagen : wenn ich kontinuierlich an einem Acker dranbleibe   dann ergibt sich erst über Jahre hinweg ein grobes Schema der Besiedlungs- Begehungstätigkeit vor Ort.
Und dann kommen nach 10 Jahren "langweiligem Mittelalteracker" auf einmal ein Steinbeil, Bronzezeit etc.
dazu. Ich kann es mir manchmal nur mit der Erosion erklären dass Funde früherer Epochen jetzt häufiger werden.
Nach Angaben der Bauern wird eher nicht mehr so tief geackert als früher.
Ich kann Allen nur anraten mitzuhelfen und zu melden- vor allem die letzten Keramikteile, denn ohne diese Hilfe von den Fachbehörden würde ich heute noch hilflos herumrudern - ohne Anhaltspunkt und Plan- und ich bin mir sicher dass ich  die Faszination Archäologie nie richtig verstanden hätte und schon längst aufgegeben hätte......Dies aber nur am Rande

Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Rambo

Tja Silex, da siehst du wieder einmal wie schwer es ist nach einem Bild eine Scherbe zu bestimmen.
Wenn man so eine Scherbe in den Händen hat ist es um ein vielfaches leicher. So mancher Archäologe hat sich bei dem einen oder anderen Stück schon geirrt, wenn nur ein Bild von dem Scherben vorgezeigt wird.
Gruß Rambo
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