Germanische Keramik aus der Zeit des 2. - 3. Jhs. n Chr. vom rechten Niederrhein

Begonnen von thovalo, 21. Mai 2010, 11:06:01

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thovalo

:winke:

Die beiden Belegstücke stammen aus der bereits im zuvor eingestellten Beitrag zu zwei verzierten hallstattzeitlichen Gefäßfragmenten erwähnten Baumaßnahme in deren Verlauf Tausende Keramikbelge und Knochenmaterial insbesondere aus dem Umfeld einer germanischen Großsiedlung geborgen werden konnten.

Bilder 1 - 3: Großes Fragment eines charkteristischen schlichten Topfes mit gewölbter Wandung und Quarzfraktur als Bestandteil der Magerung. Das Gefäß ist zum Kochen verwendet worden und an der Innenwandung haften als Kruste noch Reste der letzten Mahlzeit an.

Bilder 4 - 5: Mit Ton aus der Fundstelle ergänztes Fragment eines schlichten kugeligen Bechers (Dinkelkorn und Mäuschen sind "neuzeitlich" und geben dem Gefäß etwas von seinem ursprünglichen funktionalen "Leben" zurück. Bei Ausstellungen immer ein "Hingucker" für Kinder)  :zwinker:


Beide Belegstücke repräsentieren das einfache Gebrauchs- und Haushaltsgeschirr der Zeit. Die hier gegenüber dem Rheinlimes lebenden Germanen lieferten den Römern nach allgemeiner Vorstellung insbesondere Vieh und aus der Region spezifisch wohl auch Eisen, das hier seit der Hallstattzeit aus den  riesigen Raseneisenerzlagerstätten gewonnen worden ist. Schönstes römisches Importstück ist eine "Millefioriglasperle" die sich im feuchten Erdreich allerdings zu einer pastosen Masse aufgelöst hat. Der materiell wertvollste Fund aus römisch germanischen Zusammenhängen am Ort: ein Solidus des Valens.
Sonst wurde insbesondere Gefäßkeramik, bzw. die darin enthaltene eigentliche "Ware": Wein, Öl usw., eingehandelt
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

Sehr schöne Fragmente.

Wenn du irgendwann mal auf meine PM von Gestern antwortest, könnte ich mal einiges in Live sehen.  :zwinker:

Grüße

Patrick
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

chabbs

Jetzt weiß ich, warum Mama immer wollte, dass ich mein Tellerchen abspüle. Nicht wegen der Nachbarn, sondern wegen der Forscher in 2000 Jahren. Was sollen denn die Archäologen denken!  :engel: :narr:



Tolle Stücke!

Womit hast Du geklebt?

Harigast


thovalo

@ chabbs

UHU kraft!  :-)

Ist allerdings nicht hitzebeständig, was sich in beleuchteten Vitrinen im Verlauf längerer Ausstellungen als wenig vorteilhaft erweist!  :zwinker:


@ harigast

bei der groben Machart dachte ich zuerst an neolithische Keramikbelege, die eisenzeitlichen sind hier zumeist organisch oder mit Schamotte gemagert und musste erst mal lernen, dass germanische Keramik so ziemlich das schubbeligste sein kann, was die Vorfahren zusammen getöpfert haben. Daneben fanden sich aber auch tausende Scherben mit gut polierter Oberfläche (davon stelle ich in den Thread hier zum Vergleich nochmal Bilder ein).
Hier ist eine ganze "Packung" liegen geblieben, die auch mit zum Amt sollte!
Doch das Grabungsteam war schneller als der Wind "vom Acker"!  :zwinker:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

sauhund

Zitat von: thovalo in 21. Mai 2010, 22:04:48


UHU kraft!  :-)



Schöne Stücke :super:

Hätte ich, wenn ich sie auf dem Acker aufgelesen hätte, auch für älter gehalten.
Für Keramik nehme ich immer Ponal. Ist zwar ein Holzleim, aber echt gut geeignet. Stark mit Wasser verdünnt kann man damit die bröselige Keramik gut konservieren und fixieren. Außerdem ist er wasserlöslich, was ganz gut ist, wenn man sich mal "verpuzzelt" oder schief zusammenklebt. Wenn er trocken ist, wird er auch farblos und hält bombenfest.

Gruß
Sau  :dog:

thovalo

@ sauhund

Zu Ponal habe ich zu hören bekommen, dass die Klebemasse nach längerer Zeit unscheinbaren Äußeren weißlich "ausblühen" kann und die Nähte dann "nachbildet". Sieht dann aus wie ein "Netzwerk".  :glotz:

Ich würde allerdings selber keine Keramik von besonderer Seltenheit, zu bröckeliges Material oder vollständig erhaltene Stücke selber kleben (z. B. verzierte Gefäße der Becherkulturen). Das machen dann doch besser die Restauratoren im Landesamt.  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.