Fragmente eines komplexen Pilgerhorns des 15. -16. Jhs.

Begonnen von thovalo, 29. April 2014, 18:28:23

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thovalo

 

  :-)


In bemerkenswert großer Stückzahl sind Überreste mittelalterlicher und frühneuzeitlicher "Aachenhörner" mit geschnittenen, leicht gebogenen Korpus und Hängeösen aus hell brennenden Ton bekannt. Manche wurden noch zusätzlich glasiert. Produktionsstätten waren Langerwehe, Raeren und Aachen.


Sehr viel seltener finden sich die Überreste komplexer bis kompliziert verschlungener Pilgerhörner wie aktuell dieses Exemplar.
Der Fundbeleg ist bereits fragmentiert in den Boden gelangt und wurde dort noch einmal rezent stark beschädigt.


Das Horn ist aus drei miteinander verbundenen Tonröhren zusammen gefügt.
Ein anpassender Schalltrichter ist zum größeren Teil noch in Fragmenten erhalten.

Aus Fundzusammenhängen des späten 15. bis zur zweiten Hälfte des 16. Jhs. am rechten Niederrhein.


Für die Marienprozessionen von Kevelaer sind verschlungene Pilgerhörner überliefert, doch ist dieser Fundbeleg zwischen 70 bis 170 Jahre älter als diese Pilgerstätte.


lG Thomas    :winke:


Vielleicht kann Jemand Bilder oder Literatur zu solchen Formen beisteuern?
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

Hallo Thomas,

deine Stücke sind schon relativ abgerollt.

Wenn ich mal die Frau Dr. Römer zitieren darf, stammt diese Form von Aachhörnern vermutlich zumeist aus Langerwehe.

Da dort zumindest größere mengen im Töpferabwurf dokumentiert werden konnten.

Anbei mal einige Belegstücke aus Langerwehe, von der vermeintlich selteneren Form. 
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

thovalo


Ja, das Teil ist deutlich abgerollt!

Was heisst hier "vermeintlich selten"?
Ich finde immer nur Abbildungen der gebogenen Dinger mit facettiert geschnittener Oberfläche!
Die gibt bzw gab es gegenüber den runden Röhren wohl sehr deutlich in der Überzahl.

Ich kenne offensichtlich noch viel zu wenig aus Langerwehe!
Wie sahen die Röhrenhörner denn vollständig aus?

Dann ging man damit ja wohl auch nach Aachen!?

Klasse dass Du auch einige originale Fragmente hast!  :super:

Danke Thomas!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

Zugegeben,

diese Form fehlt uns noch in der Referenzsammlung als komplettes Original.  :schaem:

Ne mal im Ernst, diese Hörner sind schon weit seltener als die normale Form mit Unterarten. Allerdings nicht so selten wie man vermuten könnte.

Es gibt mittlerweile recht viele belegte Fragmente, welche nur leider bislang nicht inventarisiert oder aufgenommen sind.

Mir sind auch einige ganze Exemplare bekannt, leider kann ich aber momentan nicht mit einem Bild dienen.

Wenn wir mal keine Arbeit mehr haben, machen wir da mal ein Forschungsprojekt draus und scannen alle uns bekannten Stücke um die genaue Herkunft zu klären, aber in den nächsten 10 Jahren wird das nichts.  :smoke:
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

thovalo


Danke!

Falls Du mal eine Abbildung findest würde ich mich riesig freuen!


Die Funde sind vermutlich Teil eines in kriegerischen Handlungen zerstörten und entsorgten Haushalts.
Von der Stelle liegen einige weitere Fragmente von Devotionalien religiöser Bedeutung vor.

Eine Madonnenstatuette von hier ist inzwischen im Schnüttgenmuseum in Köln angelangt.


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

thovalo



Geil und vollkommen verrückt!     :super:


"Über keramische Blasinstrumente als archäologische Fundgruppe ist wenig bekannt. Häufiger als Funde gewundener Hörner – zu denen unsere Fanfare gehört – sind im archäologischen Kontext die sog. Aachhörner: einfache, leicht gebogene, meist facettierte Keramikhörner, die vorrangig mit der Aachenwallfahrt des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit in Verbindung gebracht werden. Sie sollen uns hier nicht weiter beschäftigen.

Eine grundlegende Publikation von 1994 listet deutschlandweit nur acht Fundorte von Fragmenten gewundener Hörner auf und europaweit lediglich acht komplette Exemplare, darunter ein deutsches aus Köln. Zu diesen Funden kamen in den letzten Jahren zumindest in Deutschland einige Neufunde, nicht nur in Wittenberg."






Ich habe mühevoll auch ein Bildchen raus gepuzzelt.
Das Fragment das hier vorliegt gehörte zu einem Exemplar das wohl so ähnlich aussah wie das "Posthorn"!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#7
 

     :-)


Einige Bilder des nun zusammengesetzten Fragments.

Die alten Bruchränder sind deutlich verschliffen.

Vermutlich ist dieser, bei Allem gesagten, aus weit von den Töpferstellen gelegenen Fundzusammenhängen, also aus Alltagshandlungen und Alltagszusammenhängen, tatsächlich nur sehr selten dokumentierte Beleg eines geschwungenen Horns aus "Pfeifenton", bereits schon als Fragment in den Boden gelangt.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Levante

halölo Thomas,

wir sind immer noch auf der Suche nach Bildern (meine Frau und Ich).

was zu deinem wohl doch relativ seltenem Fundbeleg schon mal zu sagen ist, die Größe scheint recht außergewöhnlich zu sein.

Die meisten uns bekannten Exemplare haben einen geringeren Durchmesser.

Um dir die Wartezeit zu vertrösten hier mal ein Pligerhorn auf Werra-Keramik, gefunden 1886 in Wanfried im Töpferabwurf.

Bis in die 1960er Jahre war ein teil der Funde von damals in Wanfried im Museum. dann verlor sich aber ihre Spur, bis wir sie erst kürzlich in einem Museumsdepot im Rheinland wieder auffinden konnten.
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

Levante

Ich habe..sss gefunden... :-)

Im Museum Langerwehe.

auch zu finden in einem meiner Beiträge zum Thema:

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,40148.0.html
Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

thovalo

#10
Herzlichen Dank!


:huepf2: :laola: :huepf2:


Das passt ja VOLLSTENS!


Da steht bemerkenswerter weise: "Tonhörner vom Niederrhein".
Ob am Niederrhein hergestellt oder gefunden ..... Originale oder Nachbildungen, da bleiben ja noch genug Fragen offen.  :zwinker:


Ich habe mir grade mal das Bild vergrößert.

Auf der Tafel steht, dass die "posthornförmigen" Hörner vermutlich am Niederrhein gefertigt worden sind.
Das wäre für den hier gelegenen Fundort räumlich sehr nahe liegend.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

Zitat von: Levante in 02. Mai 2014, 13:02:06
halölo Thomas,

wir sind immer noch auf der Suche nach Bildern (meine Frau und Ich).

was zu deinem wohl doch relativ seltenem Fundbeleg schon mal zu sagen ist, die Größe scheint recht außergewöhnlich zu sein.

Die meisten uns bekannten Exemplare haben einen geringeren Durchmesser.

Um dir die Wartezeit zu vertrösten hier mal ein Pligerhorn auf Werra-Keramik, gefunden 1886 in Wanfried im Töpferabwurf.

Bis in die 1960er Jahre war ein teil der Funde von damals in Wanfried im Museum. dann verlor sich aber ihre Spur, bis wir sie erst kürzlich in einem Museumsdepot im Rheinland wieder auffinden konnten.



Unglaublich welche Wege selbst Museumssammlungen gehen können!   :nono:


Aber wieder aufgefunden ........  alles wird gut!


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.