Von einer MA-Fundstelle stammt dieses Randscherblein aus leicht grünlichem Gras.
Es wirkt leicht deformiert, vielleicht von Brand beeinflusst. Im inneren viele Bläschen und Schlieren.
Die Fundstelle macht Probleme weil die Archäologin aufgrund der Keramikfunde eine Wüstung in Erwägung zieht.
Das Areal liegt inmitten von Bebauung unweit des MA Marktplatzes einer Kleinstadt....aber eine Karte von 1833 (und eine von 1600) zeigt trotz idealer topographischer Lage keinerlei Gebäude noch Flurnamen die auf ehemalige Besiedelung hinweisen könnten.
Natürlich will ich "eine Wüstung entdeckt haben"...die Lokalgeschichte kennt seltsamerweise keine Hinweise für diesen Ort....aber immer noch schwant mir das Ungemach im Gekröse ob es sich bei diesem Platz nicht um einen Schuttabladeplatz nach einer Katastrophe gehandelt haben könnte..... mehrere Flintensteine fanden sich ebenfalls..... vielleicht auch deswegen wurde das Gebiet ( so groß wie mehrere Fußballfelder) bis dato nicht angetastet .
Die Masse der Keramikfunde datiert ins Spätmittelalter, mit etliche Ausreissern nach früher (FMA und kleine vorgeschichtliche Relikte).
Die Fundstelle liegt 200 m vom Fluss entfernt- wird von 2 kleinen Rinnsalen eingerahmt.
Der Flurname: "In der Lampen"???? Ein einsam stehender Name für ein Flurstück in unserer Gegend. Hat jemand eine Ahnung woher dieser Name rühren könnte?
Ja das Glasrändchen. Die Keramik wirkt nicht bäuerlich....so ein Glasgefäß wohl auch nicht...vielleicht doch Schutt aus der nahen Stadt.
Ich bin auf der Suche nach dem Ende einer etwaigen Siedlungsstelle....kann diese Scherbe einen kleinen Hinweis geben?
So viele Fragen.....
vom
Edi
Hi silex :winke:
Kniffeliges Ding ... Solo gesehen wäre ein Datierungsrahmen von FMA über Spätmittelalter bis FNZ drin ... Normalerweise würde ich in einem solchen Falle raten, sich an den Beifunden zu orientieren ... leider hilft Dir das hier aber nicht wirklich weiter :engel:
Wüstungen nachzuweisen ist immer schwierig ... hab selbst so eine Stelle ... da würde alles passen ... literarische Quellen, die ein abgegangenes Dorf erwähnen, entsprechender Flurname, topograpisch ebenfalls spannend, Keramik+Metallfunde ... ABER: stark frequentierte Altstraße und eine Dungstreuung, die von der Moderne nahtlos ins Mittelalter zurückweist ... :nono: :heul:
Bei deiner Stelle verhält es sich ähnlich ... der Wüstungsverdacht ist gegeben aber gerade die Nähe zu gesicherten Altsiedelbereichen impliziert doch immer den Gedanken an Dung und Fäkalien ...
:winke:
Gerd
Danke wühlmaus! Für diese Antwort.
Die Scherben sind "ohnezahl".... kein Fäkalien/Dungcharakter. Aber ich kann mich täuschen
Entweder haben die Schutt hingekarrt oder da war ein umtriebiges Leben vor Ort.
Was mich verunsichert ist die günstige Siedlungslage die trotzdem nicht zu einer Bebauung nach 1600 führte.
Die Stadt aber ist kilometerweit rundherum ausgeufert.
Das kann natürlich , neuzeitlich, verschiedenste (Besitzer)Gründe haben....aber für das MA und die frühe Neuzeit kann da eine seltsame Erinnerung noch gewirkt haben.
Ohne hier ein Mysterium heraufbeschwören zu wollen....
Ich geh hin und suche
Und warte bis hier schlussendlich auch bebaut wird
ZitatOhne hier ein Mysterium heraufbeschwören zu wollen....
So "spooky" ist der Gedanke gar nicht ... Je nachdem warum Siedlungen wüst fielen, war es nachfolgenden Generation oft regelrecht unangenehm dort wieder zu siedeln ...
Nur als mögliche Alternative:
Du erwähntest Flintensteine ... vielleicht hat auch nur ein Feudalherrengeschlecht massiv auf sein Jagdrecht am Ort gepocht ...
:winke:
Gerd
2 Katastrophen konnte ich in der Ortschronik schon ausfindig machen die einen Schuttabtransport auf dieses marktplatznahe Areal möglich hätten machen können und den Zeitrahmen der jüngsten Keramikdatierungen "treffen" würden.
Ein hussitischer Überfall 1427 und der große Stadtbrand 1504 , in den Wirren des Landshuter Erbfolgekrieges, bei dem angeblich nur 5 Häuser stehengeblieben sind.
(Der MD wäre hier vielleicht ein zusätzliches adäquates Mittel um Klärung zu erreichen. Aber die Archäologin ist grundsätzlich dagegen mir das technisch unterstützte Suchen auf Äckern zu erlauben.
Aber das hatten wir ja schon.....)
Ab wann wurden eigentlich Flintensteingewehre verwendet ...und bis wann.....???
Und wann war die Hochzeit der französischen Flintensteine?
In einem Punkt hat sie Recht...man findet dann wesentlich weniger Keramik und Silex...
Und bezüglich der Keramik haben wir wirklich nicht mehr viel Zeit.
Keramikknechte aber sind selten.....
Die Fundstelle muss jetzt wohl vor allem in Hinsicht auf Brandschutt und Brandspuren untersucht werden....eine Mitstreiterin hab ich schon gefunden, die direkt daneben wohnt.
Bis jetzt hat sie sich noch geschämt über den Acker zu gehen, ....wegen der Nachbarn und der Vorhaltungen ihres Mannes.
"God is in the roses" singt gerade eine Frau....das sollten wir auch nicht vergessen
Das ist wohl wichtiger zu bedenken ... als Gemetzel auferstehen zu lassen.
Leider bedingt das Eine das Andere.
Gehabt Euch wohl
bis bald
Edi