Zurück aus Bulgarien

Begonnen von Flinc, 15. Oktober 2003, 09:07:03

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Flinc

Hallo Leute

Bin auch wieder aus dem Urlaub zurück. Bulgarien war das Land, das mich die letzten drei Wochen faszinierte. Die Tour durch den Balkan (das Gebirge), und die Rhodopen von Mine zu Mine - anfangs als Exkursion mit der Uni, danach auf eigene Faust - war sehr interessant. Bulgarien ist landschaftlich unglaublich schön und total unberührt (abgesehen von den paar Bergwerken) und auch abseits des Schwarzen Meers eine Reise wert.

Höhepunkt aus mineralogischer Sicht war der Au-Prospekt Ada Tepe bei Krumovgrad am östlichen Ende der Bulgarischen Rhodopen. Erkundet wird ein sog. "low sulfidation epithermal Au deposit" mit teilweise "Bonanza-grades". Wir verbrachten einen ganzen Tag auf dem Berg und haben uns die Sache angeschaut. Obwohl ein kleines Schildchen am Wegesrand stolze 108 g/t angab haben wir einige Stunden geklopft, bis wir's gefunden hatten. Das Gold (eigentlich Elektrum) ist so feinkörnig, dass es im frischen Bruch fast nicht glänzt.  :platt:  Erst gesägt kann man's gut erkennen, weil's dadurch verschmiert wurde. Dann kommt auch die für low-sulfidation Lagerstätten typische Bänderung der Quarz-Carbonat-Adern schön zur Geltung.
Der "Gipfel" des Goldberges war dann auch noch archäologisch interessant. Die Thraker hatten dort eine Siedlung oder Kultstätte und von der kürzlich abgeschlossenen archäologischen Grabung (in ein paar Jahren existiert der Berg vermutlich nicht mehr...) lagen tausende z.T. hübsch verzierte Tonscherben rum.

Weitere geologische Ziele dieser Reise waren Elatsite (porphyry Cu-Au-PGE), Chelopech (high-sulfidation Cu-Au), Assarel (porphyry Cu), und natürlich kommt man in Bulgarien als Mineraliensammler nicht an Madan (Pb-Zn) vorbei. Wird wohl nicht das letzte mal gewesen sein, dass ich dort war und ich kann's auch nur jedem empfehlen – in jeder Beziehung: Land, Leute, Steine, Kultur...

Es Grüsst Euch  :hallo:

Flinc


PS: Die folgenden Bilder sind vomn Ada Tepe Au-Prospekt

[Bearbeitet am 15-10-2003 von Flinc]

Flinc


tecnomaster

Hallo Flinc,

danke für Deinen sehr gut recherierten Bericht. Mir gefallen solche professionelle Beiträge. Und wieder ist der Beweis erbracht, wie wichtig es ist, daß sich der Goldgräber sehr profund mit der Geologie auseinandersetzen muss, wenn er Erfolg haben will. Also, weiter so.

Gruß
Tecnomaster:bandit::prost:

Flinc

Hallo Tecnomaster

Schön, dass Dir der Bericht gefällt. Ist immer nett, wenn man eine Antwort bekommt. Du hast völlig recht; es war dem Erfolg ungemein zuträglich, dass ich wusste wonach ich suchen musste (auf einem Berg voller Gold). Und es war immer noch schwer: Verwittertes, lehmverschmiertes Gestein, das auch auf Bruchflächen eine dicke Rostschicht hat und das Gold im Mikroskopformat. Allerdings sind nach dem Sägen und Polieren wirklich hübsche Stücke herausgekommen mit z.T. mm-dicken Schichten mit Elektrum auf beiden Seiten der Ader - richtige "text-book samples".  :cool1:

Du hast doch eine Goldmine, oder? Seifengold? Beschreib' doch mal das Vorkommen. So was interessiert mich immer.

Grüsse  :prost:

Flinc


PS: Mehr Infos über Ada Tepe (Krumovgrad) gibt's hier:

http://www.navanminingplc.co.uk/results/2001_Annual_Accounts.pdf

Luzzi

Ciao Flinc

Sehr schöner Bericht.

mfg

Luzzi

Thor

Bin sehr beeindruckt! Wirklich toll. Solche Berichte möchten wir sehen!! :super:

:prost:
Gruß und Gut Fund, Thor

Auri sacra fames

Flinc

Hier mal noch der Versuch einer Erklärung des Begriffs "low-sulfidation", den vielleicht nicht jeder kennt. Dazu muss ich aber ein wenig ausholen...  :besserwiss:

Es gibt drei genetisch zusammenhängende Typen von Lagerstätten: Porphyrische (meist Cu, oft mit Mo und Au, aber auch reine Mo oder Sn-W), epithermale "high-sulfidation" (Cu-Au) und epithermale "low-sulfidation" (Au-Ag) Lagerstätten. Der genetische Zusammenhang dieser drei Typen ist die magmatische Herkunft des erzbildenden hydrothermalen Fluids.

Man stelle sich ein Magma in der Tiefe (ca 10 km) vor. Durch langsames Abkühlen wird die Schmelze an Wasser übersättigt (vergleichbar mit gelöstem Zucker oder Salz) und ein sog. hydrothermales Fluid wird freigesetzt. Aus bestimmten Gründen ziehen es gewisse Elemente vor, sich im Fluid aufzuhalten und nicht im Magma, darunter Pb, Zn, Cu, Au, Ag etc. und Salze (NaCl, KCl, CaCl...). So entsteht ein salzhaltiges (5-15 Gew.%) und metallreiches Fluid, das im Vergleich zur Gesteinsschmelze viel mobiler ist und aus Dichte-Gründen aufsteigt. Je höher das Fluid in der Erdkruste kommt, desto niedriger wird der Druck und in einer gewissen Tiefe (ca 1-3 km) beginnt es zu kochen, d.h. es trennt sich in eine Dampf- und eine Flüssigphase auf. Die Dampfphase ist generell salzarm (1-5%) aber reich an Gasen wie H2S, HCl, etc. und relativ reich an Metallen wie Cu, Au und As. Die Flüssigphase hingegen ist stark angereichert an Salzen (bis über 60%) und Metallen wie Cu, Mo, Pb, Zn...

Im Bereich dieses Kochens kann es unter Unständen zur Bildung von z.T. riesigen Porphyrischen Lagerstätte kommen. Dies bestehen typischerweise aus einem feinen Wirrwarr von Quarz-Adern die mehr oder weniger vererzt sind. Typisch sind z.B. Erzgrade um 0.5% Cu. Da bei der Bildung von grossen Porphyrischen Lagerstätten fast immer mehrere Pulse von hydrothermalen Fluids beteiligt sind, kann es leicht vorkommen, dass der eine oder andere Teil eines Fluids nach oben abhaut, ohne dass Erzmetalle ausgefällt wurden.

Auf diese Weise kommen metallhaltige Lösungen in seichtere Regionen der Kruste. Es wird angenommen, dass "high-sulfidation" Lagerstätten aus der Dampfphase entstehen, die die typischen Erzmetalle dieses Lagerstättentyps (Cu, As, Au) und auch die nötige Säure mit sich führt. "High-sulfidation" Lagerstätten zeichnen sich nämlich dadurch aus, dass das Umgebungsgestein vom aggressiven Fluid derart zerfressen wurde, dass ausser Quarz nichts mehr übrig ist (sog. "vuggy silica alteration" = "löchrige Silikat-Alteration"). Als Erzminerale kommen Minerale vor, deren der Schwefel einen hohen Oxidationsgrad hat (komplexe Sulfide, Suldosalze, Sulfate) – daher der Name "HIGH-sulfidation". Meist treten die Erze massiv in Form von "pipes" und Linsen auf.

Ähnliche Fluide, die einen etwas anderen Weg durch die Kruste genommen haben und dabei mehr mit dem Gestein reagiert haben, sind verantwortlich für die Bildung der sog. "low-sulfidation" Lagerstätten. Als Erzminerale finden sich nur noch Pyrit, Chalcopyrit und ged. Gold in dicken Quarz-Chalcedon-Carbonat-Adern. Der Schwefel hat hier einen geringen Oxidationsgrad ("LOW-sulfidation"). Solche Lagerstätten bilden sich typischerweise sehr nah an der Erdoberfläche (100-200 m) und der Einfluss von meteorischem Wasser ist gross.

So, das war jetzt zwar stark reduziert, und ich hoffe ihr seid nich zu stark oxidiert worden... :-D

Beste Grüsse  :prost:

Flinc


tecnomaster

Hallo Flinc,

ich darf Dir zum Artikel gratulieren. Mit Deinem Einverständnis vorausgesetzt, füge ich für unsere Goldgräber-Kollegen, die mit den Fachwörtern nicht so viel anfangen können, ein kleines geologisches Wörterbuch an.

 http://private.freepage.de/cgi-bin/feets/freepage_ext/41030x030A/rewrite/michaelberndt/geodic.html

Gruß
Tecnomaster:bandit:

:prost: