Goldwaschmaschine

Begonnen von Kay, 09. August 2008, 18:40:27

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Kay

Hallo Goldsucher,

ich habe mal in Schweden einen finnischen Goldwaescher getroffen, der mir von zwei zusammengeschweissten Waschmaschinen erzaehlt hat, mit denen er sehr erfolgreich Gold waschen wuerde. Das wird wie eine Zentrifuge funktionieren, aber wie genau? Kennt jemand so etwas oder hat es schon mal gesehen/probiert? Aber bitte keinen wilden Diskussionen ueber "selbstgebauten Muell" etc. Mich interessiert die Sache einfach.

Gruesse

Kay :winke:
Dem einen wird die Welt zu klein,
dem anderen wird schon schwindelig,
wenn er nur über den Tellerrand gucken soll...

geoexploration

#1
Hallo Kay,

auch mal wieder im Lande?

Nun, da keine Fotos von Dir vorliegen, muss geraten werden  :narr:

Also, da gibt's ein paar theoretische Möglichkeiten:  Eine Waschmaschine (zum wäschewaschen???)  :-D umfunktionieren?  Da könnte man aus alten solchen Bullaugenwaschmaschinen, die Trommeln für einen (Gold)Trommelwascher verwenden, aber zwei solche Trommeln aus Edelstahl zusammenschweissen dürfte aber einem erfahrenen Schweisser vorbehalten sein.  Aber mit so einer Trommel, wird lediglich das Geröll/Kies/Schotter "aufgeweicht/gelockert" , hernach muss dieses Material in irgend einer Form, schwerekonzentriert werden...

Mit Bauteilen einer Toplader(Wäsche)Waschmaschine bzw. einer (Wäsche)Trockenschleuder wurde in der Tat schon eine Konzentratorzentrifuge für Schweremineral konstruiert. Hierbei besteht eben die Schwierigkeit der Beherrschung der Adaption solcher notwendiger konischer Trommeln für eine Konzentratorzentrifuge anzupassen; insbesondere das Design der konischen Form der Trommel und der Rillen samt Auffangkörbchen für die Mineralkonzentration.  Solche Arbeiten bleiben aber einer erfahrenen Werkstatt mit äusserster Präzisión vorbehalten.

Aber bis so ein Bastel-Zeug einwandfrei und in der Praxis wirklich brauchbar funktioniert, vergeht viel Zeit und Geld verloren. Doch irgend wann kommt beim zwangsweise kommenden Aufwand, der Punkt wo man entweder zum Werkzeughersteller mutiert, oder man beschränkt sich auf eine wirtschaftliche Goldproduktion.

Bei den Bildern wird der enorme technische Aufwand ersichtlich:  Bildnachweis:  Falcon, GoldfieldEng, Tecnomaster.

Gruss

Geo  :winke: 

geoexploration

Eine andere Trommelform, deren Urform man vom Spiralen-Automatic-Panner her kennt http://www.keeneeng.com/Merchant2/merchant.mvc?Screen=PROD&Product_Code=GRAC&Category_Code=RE
hat man in eine Betonmischertrommel implementiert. Ein Hersteller hat mit teils anmutenden Monster-Konstruktionen, die fast an Raketen erinnern, Furore gemacht. Im inneren dieser Trommeln sind schrägverlaufende Rillen eingebracht, damit wird dann die Schwerekonzentration wie beim Automatic-Panner durchgeführt. Leider funktioniert diese Spiralentechnik nur für kompakte Goldpartikel.  Fast das gesamte Flittergold < 0.5 mm geht damit leider verloren. Die Rillenkonzentratortechnik hat sich lediglich in Konzentratorzentrifugen für feine Goldpartikel durchgesetzt.

Fotos:  KeeneEng, Goldlands, Tecnomaster;

Gruss

Geo  :winke:

Kay

Hallo Tecno,

danke fuer die Antwort. Nee, im Land bin ich noch nicht wieder. Voraussichtlich aber Ende September. Da faengt hier die Regenzeit an.

Die Geschichte von dem Finnen klang sehr interessant. Das Problem war bloss, ich spreche kein finnisch und er nur finnisch. Also haben wir uns mit Haenden, Fuessen, Holzstueckchen und Steinen unterhalten. :platt: Er war so begeistert von seiner Maschine, dass ich einfach wissen wollte um was es eigentlich geht. Eine grobe Vorstellung hatte ich schon, mir fehlten aber die Details. Die habe ich jetzt von dir.  Danke. :super:

Ich mache mir im Moment viele Gedanken was man wo sinnvoll einsetzt. Wenn ich sehe was ich hier fuer Transport und Zoll ausgebe und welche Zeit dafuer draufgeht, denke ich auch erntshaft ueber's Selbstkonstruieren und Bauenlassen nach. So ungeschickt sind die Jungs hier gar nicht und man kriegt die Arbeit oft "fuer'n Appel und 'n Ei". Vor allem hat man jemanden vor Ort, der die Schuld nicht auf jemanden in den USA, den Zoll oder sonstetwas schieben kann.

Gruesse

Kay

PS: Bevor von jemandem die "Geizkragenvorwuerfe" kommen: Nein, ich bin kein Geizkragen und ich weiss, dass gute Ausruestung ihren Preis zu recht hat, aber diese ganze "Beschaffungsgeschichte" mit allem was dran haengt, nervt einfach unheimlich.
Dem einen wird die Welt zu klein,
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geoexploration

Hallo Kay,

na ja, mit "wieder mal im Land" meinte ich, wieder mal hier im Forum  :super:

Ja stimmt schon, in lateinamerikanischen Ländern gibt es oft Werkstätten talleres y maestranzas, wo die Meister gar nicht dumm sind und recht billig und gut arbeiten. In Bolivien in der Región Oruro, bzw. in Peru in Lima und in der Región von Madre de Dios, gibt es obendrein Werkstätten, die bereits fertig teilweise recht brauchbare und äusserst preiswerte Produkte für den Placer-Goldbergbau anbieten. 

Bei uns hatte damals die Regierung für den Kleinbergbau eine Menge an Fördermittel zur Entwicklung von Werkzeugen bereitgestellt, ohne diese Mittel wären wir damals kaum in der Lage gewesen, eigene Anlagen zu entwickeln und zu bauen. Der Hintergrund des Eigenbau's waren Lieferboykotte zuerst wegen Präsident Salvador Allende, hernach wegen Augusto Pinochet.  Ja es ist uns damals mit Erfolg gelungen, eine Knelson nachzubauen.  Aber glaube mir, dieser Nachbau hat sicherlich dreimal so viel gekostet, als wenn wir damals diese Schweremineralzentrifuge im Orginal gekauft hätten.... wenn wir diese damals nur bekommen hätten.... Ein Jahr später haben wir so eine Zentrifuge über den Umweg aus Spanien bezogen... und siehe da, der Nachbau und das Zentrifugen-Orginal schnitten im Testlauf in etwa gleich ab. Unsere Zentrifuge ging ab 1987 in Kleinserie und wurde im "kontinuierlicher Betriebsweise" am Auslaufende der Sluice-Boxen mit einem feinen Durchfallgitter eingebaut. (Siehe Grafik oben)  Allerdings musste dieses Superkonzentrat, am Tagesende entweder per Goldwaschschüssel oder per Tableshaker aufbereitet werden. Wir, (ich meine die Maestranza) haben diese Zentrifuge damals nach Peru, Bolivien (wo diese heute ebenfalls mit Erfolg nachgebaut werden) und bis nach Ecuador geliefert.  Leider produziert diese Maestranza, die fast die gesamte Produktpallete von der Waschschüssel, Jig's, Sluiceboxen, Highbanker bis Zentrifugen herstellte, seit 1992 nicht mehr, da es hier keinen gewerblichen Placergoldbergbau mehr gibt. Ich stelle demnächst mal Fotos davon herein.

Foto: Falcon

Gruss

Geo  :winke:

geoexploration

Nachtrag:

Hi Kay,

Ich meine zu erahnen, wo Du im Augenblick steckst  :-D

Wenn ich heute an Deiner Stelle wäre, würde ich im kommerziellen Sinne auf ein anderes Konzentratorsystem setzen. Schau mal unter http://globalminingsolutions.com/   und vergesse alles andere und bisher dagewesene. Da stimmt die Leistung, Recovery und der Preis.  :super:

Gruss

Geo  :winke:


geoexploration

#6
Ja und hier ein paar Fotos aus der Zeit, als wir "zwangsweise" eigene Werkzeuge und Maschinen für den Placer-Gold-Bergbau planen, entwickeln und fertigen mussten; das war im Zeitraum von 1984-1993. Zu Beginn hatte die 16 Mann-Schlosserei nicht die geringste Ahnung von der Materie - und was wir als Bergbau-Anforderungen wollten, aber alle waren hochmotiiert. Am Anfang hatten wir allerhand Fehlschläge, gerade bei der Fertigung von Schweremineral-Konzentrator-Zentrifugen.  Die ersten zwei Prototypen waren ein reiner Misserfolg. Erst ab dem 3.Prototyp hatten wir die Fertigung- und Präzisión im Griff. Von da ab gings bergauf, unsere Zentrifugen konnten von der Recovery mit importierten Systeme klar mithalten. Na ja der Herstellungs- und Verkaufspreis war ja nur deshalb so konkurrenzlos niedrig, weil die Entwicklungskosten über ein Bergbau-Förderprogramm verrechnet werden konnte.  Das Zentrifugen-Model "Apollo" wurde in Kleinserie 92 mal verkauft; hauptsächlich nach Peru, Bolivien und Ecuador. Die Fertigung von Pulsator-Jigs gelang dagegen auf Anhieb - und war ein Verkaufsschlager, der sogar bis Indien und Pakistan geliefert wurde. Viel Zeit investierte ich persönlich neben dem anderen Zeugs, speziell an einem Hopperkasten. Immer war vor Ort auf den Minen das reine Fiasko d.h. dass Problem, dass z.B. der Bagger oder Radlader seine Ladung auf den Rost schmiss - und der Schotter die (Feeder)Anlage komplett überforderte bzw. verstopfte. Entweder es war zu viel Ladung im Hopper, oder zu wenig. Die Anlagen liefen extrem unregelmässig und daher unwirtschaftlich. Die Bagger und Radlader kippten als Zwischenlösung zwangsweise langsam deren Baggerlöffel bzw. Radladerschaufel mit der Ladung aus.  Was da dann an Diesel und Zeit unnütz verbraten wurde, war echt nicht auszuhalten, auch die Recovery-Werte sanken dabei recht bedenklich; da war von verantwortlicher Seite echt Stress angesagt. Also musste in Konsequenz ein Silo her, der den Schotter am Auslass per Rütteleinrichtung in einer exakt einstellbaren Dosierung, die Ladung gleichmässig via einem Förderband der Wasch- und Konzentratoranlage zuführte. Dieses System war und ist bis heute der eigentliche Verkaufsschlager für Minen und Kieswerke schlecht hin. Mit Fertigungs-Lizenzen werden diese Anlagen in verschiedenen Werken heute gefertigt. Einige Detail-Patente haben heute noch Gültigkeit. Nun viel Spass bei den Bildern, exklusiv in sucherforum für den deutschen Bereich.  Teil I

Gruss

Geo  :winke:

geoexploration

#7
Teil II

Im 1. Bild ist die Zentrifuge "Apollo" zu sehen, die als Sonderzubehör auf einem Anhänger montiert zu haben war. In Peru und Bolivien habe ich diese Anlagen bis letztes Jahr in Betrieb gesehen. Die Besitzer sind höchst zufrieden. Im zweiten Bild ist die sogenannte "eierlegende Wollmilchsau" zu sehen, die nur einmal gebaut wurde. Diese Aufbereitungsanlage war für jeden Placertyp- /-Schottertyp universiell einsetzbar. Neben Trommel- oder rein 4-fach-Sluiceboxen-Aufbereitung, konnte wahlweise die Wendelspirale, JIG, Zentrifuge von einander unabhängig in den Prozess zwischengeschalten werden. Der Besitzer, die staatliche Bergbaugesellschaft, hatte damit bis zur Einstellung aller Gold-Placer-Projekte, bis zum Übergang zur Demokratie und kapitalistischen-neoliberalen System, einen grossen Erfolg erzielt.  Heute dürfte diese Anlage irgend wo dahinrosten...  :heul: Auch über die etwa 3 t schwere Scheusenanlage, die nur 1 x gebaut wurde (siehe Skizze Bild 6) in ""Z"" Form,  wo ich gerade kein Foto (in Betriebszustand) gefunden habe, gäbe es auch eine Menge zu berichten:  Der erste Besitzer erlebte damit ein reines finanzielles Fiasko.  Das Placer war zwar mit 1.5 g/ m/3 sagenhaft gut von den Goldgehalten und Reserven an Gold, aber der Hopper funktionierte echt "scheisse"  :heul:   Trotz einstellbarer Deklination und Wassersprühanlage, war der Hopper (ein typischer Nachbau von GoldfieldEng) eine reine Fehlkonstruktion.  Der Radlader hat einfach den Hopper über- oder unterladen.  Na ja, der Minenbesitzer ging damit leider pleite. Hernach hat die diese Mine samt der Z-Schleusen-Anlage ein Nordamerikaner gekauft, für den wir die Anlage technisch erheblich mit dem Silosystem mit der steuerbaren Materialzuführung (Dosierung) samt Förderbändern und Konzentrator-Zentrifuge aufgerüstet haben. (ich hatte die Logistik) Die Anlage erbeitete dann bis ins Jahr 1998 hinein mit enormen Erfolg; lediglich krankheits- und altersbedingt zwang den Amerikaner zum aufhören. Unten im vorletzten Bild ist der erfolgreiche Pulsator-JIG zu sehen, den man heute noch überall speziell im Hardrockmining-Bereich sehen kann, diese JIG's sind heute gebraucht sehr gefragt und überall händeringend gesucht.

Nun, die Insider hier wissen das, dass ich nicht generell gegen den Selberbau von Bergbauwerkzeugen eingestellt bin. Daher wiederhole ich: Ohne das damalige staatliche Förderprogramm wären wir nie und nimmer in der Lage dazu gewesen.

Für die jenigen die selber etwas bauen wollen gilt:

Aber bis so ein Bastel-Zeug einwandfrei und in der Praxis wirklich brauchbar funktioniert, vergeht viel Zeit und Geld verloren. Doch irgend wann kommt beim zwangsweise kommenden Aufwand, der Punkt wo man entweder zum Werkzeughersteller mutiert, oder man beschränkt sich auf eine wirtschaftliche Goldproduktion.


Stehe für Fragen gerne zur Verfügung.

Gruss

Geo  :winke: