Gold in Kieswerken

Begonnen von geoexploration, 03. August 2008, 19:48:55

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

geoexploration

Da sieht mal man wieder, wie manche abschreiben.  Nein, nicht der Spiegel, sondern die spanischen Kollegen.... Das Magazin der Spiegel hat das lediglich von den Spaniern übernommen.

Wir haben das Thema schon 1987 aufgegriffen - und erstmals 1991 auf dem Placer-Gold-Kongress in La Paz/Bolivien vorgestellt.

Andererseits ist der Artikel sehr interessant, dass es sich lohnt, diesen nochmals hier herein zu stellen. Man beachte, die fett unterstrichenen Texte.
Nun gut, am Oberrhein, auch in Österreich arbeiten inzwischen solche Anlagen in Kiesgruben.

Gruss

Geo  :winke:

Autor: Renate Nimtz-Köster
GEOLOGIE

Schatzsuche in der Kiesgrube: Mit einer Pilotanlage filtert ein spanischer Geologe wertvolle Goldpartikel aus den Sedimenten, die Flüsse einst hinterlassen haben. Auch in anderen europäischen Abbaustätten ließen sich tonnenweise Edelmetalle gewinnen - speziell in deutschen Gruben.
Der Teppichverkäufer schüttelte nur mit dem Kopf, als Geologieprofessor Manuel Viladevall, 57, von der Universität Barcelona ihm erzählte, was er mit seinen Studenten vorhabe: "Die spinnen!" Doch der Ingenieur ließ sich nicht beirren und kaufte 15 Quadratmeter Teppichboden.

Den Bodenbelag benötigte Viladevall für ein ungewöhnliches Experiment, bei dem ihn der Betreiber einer hundert Hektar großen Kiesgrube am Rande der katalanischen Stadt Balaguer unterstützte. Dort errichtete der Geologe aus dem Teppich eine Art Rampe. Darüber kippte er dann ein Gemisch aus Wasser und Kies. Insgesamt 20 000 Tonnen dieser Brühe rutschten den Hang hinab; in den Teppichhaaren jedoch blieb ein extrem wertvolles Edelmetall hängen: Gold. Genauer gesagt: etwa zwölf Prozent jener Menge, die der Rio Segre auf seinem Weg aus den Pyrenäen in seinem Sediment hinterlassen hat.

Fast alle europäischen Flüsse führen Spuren von Gold mit sich. In Schweden oder in der Schweiz wird es als Freizeitspaß mit flachen Tellern herausgewaschen. Wirklich rentabel ist die Gewinnung dieser bescheidenen Mengen bislang nicht.

Wahre Werte, so hatte Viladevall mit seinem Teppichexperiment bewiesen, stecken heute nicht mehr in den Flüssen, sondern dort, wo die ehemals vom Wasser gerundeten und zu Sand zermahlenen Gesteine gewerbsmäßig abgebaut werden: in den Kiesgruben. Als Nebenprodukt, rechnet der Geologe vor, könnten in den Lagerstätten der EU-Länder insgesamt 3475 Tonnen Gold gewonnen werden.

Denn während der industriellen Sieb- und Waschvorgänge, so fand der Forscher bei seinen Erkundungen in Spaniens größter Kiesgrube heraus, nimmt die Gold-Konzentration bereits um das Fünffache zu. Mit der Teppich-Rampe gelang es ihm, das Gold noch weiter anzureichern - weil die schweren Partikel so gut an den synthetischen Haaren haften.

Für einen wirtschaftlichen Betrieb ist das Goldwaschen mit Teppichböden natürlich nicht effizient genug. Viladevall hat sich deshalb aus Kanada, wo noch Goldlagerstätten im Bergbau ausgebeutet werden, eine spezielle Konzentrator-Zentrifuge besorgt, die in der spanischen Kiesgrube nun im Pilotbetrieb läuft.

Rundum türmen sich auf dem weiten Gelände zwischen den Kränen die Kegel aus Sand, Kies und Steinen, je nach Bauzweck in unterschiedlicher Korngröße. Zehn Stufen steigt man hoch zum Herzen der trichterförmigen Goldgewinnungsanlage. Wie in der Trommel einer Waschmaschine wird das per Förderband zugeleitete Material, mit Wasser vermischt, geschleudert - die Zentrifugalkraft drückt die Gesteinspartikel an die Wand.

Dort, in schräg verlaufenden seitlichen Rillen, so zeigt der Wissenschaftler, bleiben nur die schweren Minerale hängen - Gold, Ilmenit und Magnetit. Die leichteren Bestandteile hingegen fallen wieder ins Innere der Trommel zurück.

Auf diese Weise wird das Gold aus täglich 1500 Tonnen Kies herausgewaschen und in einem geschlossenen Trichter gesammelt. Bevor er in die Trommel kommt, muss der Kies noch fraktioniert werden: Wirklich ergiebig sind nur die Korngrößen bis fünf Millimeter Durchmesser. "Gröberen Kies in den Konzentrator zu schicken lohnt sich nicht", sagt der Geologe.

Am Rütteltisch im Labor steht Pedro Vergel, Viladevalls 29-jähriger Kollege. Er überwacht die dann folgende Trennung des puren Goldes von den ebenfalls wertvollen und ähnlich schweren anderen Mineralen. Gelblich glänzt auf dem Transportband der breite Streifen von Flitter und Blättchen, schwarz zeichnet sich die Spur der übrigen Minerale ab.

"Das ist immer wieder spannend", sagt Vergel, "denn jede Ladung fällt anders aus." Gelegentlich ist auch mal ein richtiges Nugget dabei. Doch weder den jungen Praktiker noch seinen altgedienten Professor fasziniert das Gold als Wertgegenstand. Für Vergel ist es "ein Mineral wie jedes andere, aber besonders schön", für Viladevall ist "nicht der Preis, sondern die Exploration" aufregend.

Auf dem Boden des dunklen Gummi-Eimers, in dem die gerüttelte Masse unterhalb des Bandes endet, hebt sich schließlich das Gold ab. Mühe macht nur die Trennung vom ebenso schweren Blei, das die Jäger bei der Verfolgung von Rebhühnern ehemals auf dem Gelände hinterlassen haben: Die Überreste jagdlichen Eifers müssen mit der Hand herausgeklaubt werden.

Jeden Abend verschließt Vergel den Ertrag im Tresor; von dort wandert das Gold in die Gurkengläser von Kiesgrubenbesitzer Julio Sorigué: Der 70-Jährige, der seine Anlage mit Kunstwerken und dem lateinischen Eingangspruch "Digna merces labore" ("Die Arbeit wird würdig belohnt") verziert hat, ist ein höchst eigenwilliger Millionär.

Sieben Kilogramm Gold pro Jahr holen die Geologen inzwischen aus den Hinterlassenschaften des Rio Segre. Doch immer noch, bedauert Viladevall, "gelangt viel zu viel Gold mit dem Kies in den Beton". Zwölf Kilogramm Ausbeute pro Jahr könnten es werden, wenn die Waschmethode weiter verfeinert würde: Das wären, beim gegenwärtigen Goldpreis, rund 125 000 Euro Gewinn jährlich - ganz nebenbei.

Auf einem internationalen Symposium in Dublin hat Viladevall unlängst vorgetragen, was nach seinen Hochrechnungen den Europäern zurzeit verloren geht: 4,4 ungeborgene Tonnen Gold pro Jahr.

Dass mit der am Rio Segre praktizierten Methode für Europas Kiesgruben tatsächlich ein goldenes Zeitalter anbrechen könnte, glaubt auch Viladevalls deutscher Kollege Klaus Bitzer, 46. Der Geologe von der Universität Bayreuth hat schon 20 Eimer Material aus dem Fichtelgebirge mit nach Barcelona geschleppt, um sie dort auf ihre Goldhöffigkeit zu untersuchen.

Der Goldgehalt, das zeigten die Proben, war erheblich größer als in der katalanischen Abbaustätte. Durch bergmännischen Gold- und Zinnabbau wurde das Fichtelgebirge noch bis zum Anbruch des 19. Jahrhunderts verwüstet.

Der Goldgehalt der Kiesgrube beim oberpfälzischen Städtchen Pressath beispielsweise, der Bitzer die Proben entnahm, erwies sich als "viermal so hoch wie in Katalonien". Auch am Oberrhein, so vermutet der Geologe, könnten Gruben "beträchtliche Mengen liefern": Dort, in Alpennähe, hält Bitzer die Gewinnung von Rheingold (das in Wagners gleichnamiger Oper auf dem Grund des Flusses gehütet wurde) für besonders aussichtsreich.

Weil die "hypothetischen Reserven" (Viladevall) der künftig 25 EU-Länder noch viele hundert Jahre ausgebeutet werden könnten, möchten die beiden Geologen die Europäer jetzt in einen Goldrausch versetzen: Die Forscher hoffen auf Förderung durch ein EU-Programm, das die Entwicklung kleiner und mittlerer Betriebe in Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen unterstützt.

"Gebraucht wird jeweils nur ein Konzentrator und ein Arbeitsplatz für den Betrieb und die Optimierung der Goldaufbereitung", sagt Bitzer. "Das ist für den Betrieb und die Bergung solcher Schätze ziemlich bescheiden." RENATE NIMTZ-KÖSTER

* In der Sorigué-Kiesgrube; links: Forscher Vergel am Rütteltisch zur Trennung des Goldes von den übrigen Schwermetallen.
DER SPIEGEL 12/2004
Alle Rechte vorbehalten

LuckyFriday

Hallo geoexploration,

dein stupendes bergmännisches Fachwissen erinnert mich an jemanden.... :kopfkratz: so viele davon kann es doch gar nicht geben :-)

Sehr lieb von dir, dass du (auch) hier schreibst!


Hab einen link verloren, zu dem Thema, ein deutscher Ing. soll eine effiziente Methode erfunden haben, um aus Kiesgruben rentabel Gold zu gewinnen. Tauchte vor einiger Zeit im Internet auf. Es hatte aber nichts mit Spanien zu tun. Kennst du noch ein Verfahren ausser dem im Spiegel-Artikel erwähnten 'grossen Teppich'?

Mein früherer Nachbar besitzt eine grössere  Kiesgrube an einem goldführenden Fluss...jedenfall haben Waschversuche in dem Fluss in der Schweiz Nagelfluh, und Gletschermoränen) Gold nachgewiesen. 100,000 Euro mehr pro Jahr würde der wohl nicht verschmähen. Werde ihn fragen, ob ich mal Waschversuche machen darf mit seinem Kies.

Grus!
Lucky

geoexploration

Hallo LuckyFriday,

nanu, wo hatten wir uns schon mal getroffen?  Kannst Du spanisch, liesst Du Geo-Revistas Scielo o Cientific? ¿como estas? Ich bin in Chile ansässig. Es gibt im deutschen Raum,  Prof. Dr.-Ing. Hermann Wotruba, http://www.amr.rwth-aachen.de/cms/front_content.php?idcat=81 , der sich mit dem Thema Gold in Kieswerken näher auseinadergesetzt hat. Aber die Schweremineralaufbereitung Kieswerken mit Teppich ist aber pasé. Allenfalls kann man moderne Sluiceboxen mit Kombination von Zentrifugen verwenden. Siehe hier im Forum meinen Beitrag unter "Goldwaschmaschinen" http://www.sucherforum.de/index.php/topic,31322.msg182988.html#new

Bleibt noch der Hinweis, dass Gold aus Gletschermoränen extrem fein ist.

Gruss

Geo  :winke:

atlin

hallo luckyfriday

an einem fluss im entlebuch hat auch ein goldwäscher ne sluice in einem kieswerk montiert und recht erfolg damit. :-D

vielleicht klappt es im kieswerk deines nachbarn ja auch.

grüssli
atlin :winke:

geoexploration

#4
Hi Atlin,

da gab's doch mal vor einigen Jahren auch einen schweizer Geschäftsmann, der so eine Goldaufbereitungsanlage mit so'n komischen Namen... ich weis nicht mehr, wie diese Anlage getauft wurde:... tönte so wie z.B. Goldlux, Goldspecht, Goldhamster....  :narr:   etc. bauen lies.  Dann wurde eine Genossenschaft zum Abbau gegründet.   Von da an, habe ich nichts mehr gehört.

Gruss

Geo  :winke:

LuckyFriday

Hallo geoexploration und atlin,

Es gibt eine verbissene Gemeinschaft von Goldsuchern, die im Napf (interessanter Berg im Schweizerischen Mittellland, geologisch etwas besonderes, als Nicht-Geologe müsste ich mich zuerst schlau machen, als Schüler war ich mal mit einer Geografie-Exkursion dort gewesen...)) eine Stollen vortreiben (ohne irgendwelche tieferen Erkenntnisse über die Höffigkeit dieses Vorhabens),  um an die Quelle des seit dem Mittelalter bekannten 'Napfgoldes'  zu gelangen . Man hört nicht viel von ihnen, vielleicht geht ihnen das Geld für den Sprengstoff aus...

@geoexploration: aufgrund deiner profunden Kenntnisse dachte ich, du müsstest auch  bei Goldseiten.de Spuren hinterlassen haben, Stichwort 'Moore Creek'. Sonst bist du halt ein anderer, what shall's :smoke:  Expertenwissen ist überall willkommen, da fragt man nicht allzu gross herum...

Jedenfalls danke für die Hinweise.

Gruss!

Lucky

Stonebreaker

@Lucky Friday
seit vielen hundert Jahren versuchen Glücksritter der "Quelle" des gelben Zeugs im Napf auf die Spur zu kommen vor ein paar hundert Jahren
hätte ich dafür mit Sicherheit auch Verständnis aus Unkenntniss entwickelt.
Betrachtet man aber mal die Geologie dort wird man recht schnell feststellen das Gold dort im Gestein (Nagelfluh) nur in homöophatischen Konzentrationen vorkommen kann. Interessant (für den Hobbywäscher!) sind dort wirklich nur die Bäche welche sich seit vielen tausend Jahren einen Weg durch das Nagelfluh des Napfes bahnen und in der Lage waren Flusseifen aller Art anzureichern.
Der gemittelte Goldanteil im losen Schotter liegt laut Messung des Mineralogisch Petrografisch Geologischem Institut der Uni Bern bei ca 0,5g/t.
Zitat aus Wikipedia:
Der Hauptteil des Gebietes besteht aus Molassenagelfluh der Oberen Süsswassermolasse; in tieferen Bereichen, insbesondere am westlichen Rand der Region, treten auch Sedimente der Oberen Meeresmolasse zutage. Das Gestein zeigt eine klare Schichtung. Schichten mit groben Nagelfluhkonglomeraten, die aus Zeiten erhöhter Flussaktivität und starker Erosion stammen, wechseln mit Sandstein und mergeligen Schichten ab. Die Schichten fallen mit einer Neigung von durchschnittlich 4 bis 8° gegen Nordwesten und Norden ein. Die grösseren Gesteinfragmente werden aufgrund ihres Gewichtes zuerst abgelagert, während feinere Korngrössen länger vom Wasser transportiert werden. Deshalb findet man in der gleichen Sedimentationsschicht näher am Alpenrand gröbere Gesteinsblöcke als weiter nordwärts.
Zitat Ende.
Diese Schicht ist 1500m mächtig darunter wirds interessant  :narr:

Gruss Stonie

geoexploration

Zitat von: Stonebreaker in 30. August 2008, 08:47:50
Der gemittelte Goldanteil im losen Schotter liegt laut Messung des Mineralogisch Petrografisch Geologischem Institut der Uni Bern bei ca 0,5g/t.
Gruss Stonie

Hi Stoni,

die angegeben 0.5 g/ per t halte aber entschieden für zu hoch!!!  Aber 0.3 - 0.5 g/m/3 halte ich aber für durchaus realistisch.

das bedeutet für einen Kieswerkbesitzer mit goldhaltigen Schotter, der im Schnitt 2.000-3.000 Kubikmeter/Monat an Kies fördert - und in seiner Anlage entsprechende Schweremineralkonzentratoren eingebaut hat, mit Sicherheit 1 Kilogramm Gold/ pro Monat extra zu den Einnahmen aus dem Kieswerk.  Das ist nicht verachtenswert. 

Gruss

Geo  :winke:

LuckyFriday

Hallo Geo,

das werde ich bei gelegenheit meinem früheren Nachbarn mitteilen, traf ihn vor kurzem zufällig. Habe eine LKW-Ladung Nativ-Kies von ihm für den Garten gekauft, wollte das feine Zeugs mal auswaschen, hab's aber noch nicht gemacht. Das meiste ist schon unter den Gartenplatten :-) .

Die Antwort kann ich mir denken: 'Ach was, das rechnet sich mit den Investitionen für den Konzentrator doch nie, und  der Goldpreis ist doch schon wieder am Fallen'.

Ich will es ihm mindestens gesagt haben und ihn keinesfalls zu seinem 'Glück' drängen....wie gesagt, Gletschermoräne mit sehr feinem Gold, da verlieren vielleicht übliche Konzentratoren viel Gold.

Gruss,

Lucky

LuckyFriday

Hi,

Gerd Rube äussert sich in seinem Buch nicht dazu, wie fein 'golddust' ist, den man gerade noch in der Waschpfanne erkennen kann. Sicher kann man 0.1 mm erkennen. Wie steht es mit  0.05 mm  oder gar 0.01 mm grossen  Flitterchen?  Bei 0.001 mm hört's ohne Mikroskop dann wohl auf... Vielleicht schmeissen viele Goldwäscher ja erhebliche Mengen Gold in den Bach zurück?

Der Autor ( Hofmann, F., viele Pulikationen zwischen 1965 und 1992), der viel in der Schweiz aus wissenschaftlichem Interesse prospektiert hat, hat aufgrund seines Prospektionsverfahrens nur 'sichtbares' Gold  finden können. Er hat auch meist nur etwa 60 Liter Schottermaterial untersucht und nicht allzuviele Löcher nebeneinander am  gleichen Ort gebuddelt, sodass eine 'Null' in seinen Karten nicht unbedingt sagt, dass kein Gold in der Nähe der Stelle, wo er gegraben hat, vorhanden ist.

Und das ganz feine Gold, das möglicherweise in der Kiesgrube meines Bekannten liegt, konnte er vielleicht mit seinen einfachen Methoden (Pfanne) nicht finden. Auf jeden Fall riskiere ich mal eine Probe, die ich ins Labor geben werde...oder würde Röntgenfluoreszenzanalyse solches feindisperses Gold anzeigen? Müsste wohl?

Ich danke im voraus für Antworten.

Gruss,

Lucky