Hallo zusammen,
Vorbemerkung; ich weiß nicht, ob das Folgende nur für die Schaumburger Landschaft gilt oder generell. Ein Alleingang wäre angesichts der zentralen Datenbank nicht so sinnvoll, daher gehe ich erstmal davon aus. Nähere Infos aus euren Ecken Niedersachsens wären super.
Zitat aus dem
Archäologischen Rundbrief 7/2019 der Kommunalarchäologie Schaumburger Landschaft, ich gehe einfach mal davon aus, der unterliegt keiner Geheimhaltung:
4.) Fundmeldungen
4.1 [unspannend]
4.2 Eine weitere Neuerung ist, dass auch jüngere Münzen (18./19./frühes 20. Jh) sowie Bleiplomben und Metallkugeln gemeldet und eingemessen werden sollen. Diese Fundgruppen haben einen wirtschaftsarchäologischen Wert, der sich durch ihre Verteilungsmuster und Häufigkeit in Zusammenhang mit Herkunft/Prägestätte/Werkstatt ergibt.
Was haltet ihr davon?
Ich habe drei Bedenken:– viele Gebiete werden seit Jahren begangen, d. h. das, was von den genannten Fundgruppen noch im Boden ist, kann auf vielen Feldern einem Anspruch nach wissenschaftlichen Standards nicht standhalten. Zumindest bei mir sind gerade Musketenkugeln und Kleingeld aus dem Kaiserreich heißbegehrt bei Bauern/Kindern/Spaziergängern etc., weshalb ich die immer großzügig verschenkt habe, weil ich sie als tolles Mittel betrachte, Menschen für die Geschichte im Boden zu sensibilisieren. Ich kann daher auch im Nachhinein keine Übersicht mehr hinsichtlich der Mengen/Varianten pro Acker/Fläche/Feststellungsnr. ausarbeiten.
– Den wissenschaftlichen Nutzen von Plomben sehe ich absolut ein, wobei die Leute dann bitte geschult werden müssen, um die Plomben für die Fundmeldungen halbwegs unterscheiden zu können. Bei Musketenkugeln habe ich hinsichtlich der bedingten Datierbarkeit schon meine Zweifel. Fundmeldungen für Münzen des späten 19./frühen 20. Jh. kann ich nicht nachvollziehen (von Notgeld, Währung von außerhalb des Deutschen Reichs, Hortfunden, Edelmetall etc. abgesehen), vielleicht kann mir den Sinn jemand erklären. (Mein Stand war im Übrigen, dass alle Münzen vor dem Deutschen Reich gemeldet werden müssen, was hinsichtlich Verteilungsmuster auch sinnvoll ist, aber vielleicht macht das jede*r ein wenig anders)
– Wenn schon Plomben und Musketenkugeln, warum dann nicht konsequent auch verzierte Knöpfe und Schnallen? Beides finde ich mit Hinblick auf Frühindustrialisierung/Typen/bäuerliche Kultur richtig spannend. Knöpfe, die nicht blank sind, melde ich daher sowieso schon.
Zum Positiven:– Generell finde ich die Idee ausgezeichnet; neuzeitliche wirtschaftsarchäologische Forschungen, die auf einer großen Datengrundlage beruhen sind ein großartige Chance, das einfache Leben in der Neuzeit besser zu verstehen. Meine Plomben habe ich vor geraumer Zeit alle ins örtliche Hafenwirtschaftsmuseum gegeben, die hatten keine Ahnung, dass das Zeug in solchen Massen auf den Äckern liegt.
– Und ganz wichtig: Außer uns legalen Sondengängern kann niemand die entsprechenden Daten zur Verfügung stellen; sehr gutes Argument für die Zusammenarbeit mit Ehrenamtlichen.
Eure Meinung würde mich interessieren.