Hallo Caddy,
die bautechnische Entwicklung dieser Niederungsburgen ist in groben Zügen aus Grabungen bekannt.
Im 10. Jh. waren diese Burgen praktisch ausschließlich Holzbauten (Ausnahme die Königs- und Kaiserpfalzen). Einfache Schwellbalken im Boden verlegt bildeten das Fundament für die in Holzständerbauweise erstellten Fachwerkhäuser und Türme. Die Außenmauern waren Wälle und Palisaden.
So ca. im 11. Jh. änderte sich dahingehend, dass die Schwellbalken dann auf Steinfundamenten, die Gebäute aber immer noch Fachwerkbauten waren verlegt wurden.
Wahrscheinlich aufgrund der Entwicklung der Waffentechnik und des Technologietransfers durch die Kreuzzüge wurden im 12. - 13. Jh. die Gebäute und auch die Außenmauern aus Stein ausgeführte. Je bedeutender die Stellung des Adels desto eher konnte man dies sich leisten. Die oberen Stockwerke wurden bis ins Ende des Mittelalters weiterhin in Fachwerk errichtet. Natürlich gab es hier und da mal Ausnahmen, aber in der Regel kann man dies grob verallgemeinern.
Bei der von uns untersuchten Niederungsburg wussten wir, dass bei Grabungen Anfang des 19 Jh. Steinfundamente, Buckelquader gefunden wurden. Z.B. auch Fragmente von romanischen Doppelbogenfenstern. Leider sind die Befunde nach heutigem Ansprüchen misserabel dokumentiert.
Weiterhin ist bekannt, dass 12. Jh. zur Einweihung einer Burgkapelle Bischöfe aus Chur, Straßburg und weitere weltliche und geistische Würdenträger anwesend waren. Die hat man gewiss nicht in Hütten untergebracht.
Wir gingen eigentlich von Fachwerkbauten mit Steinfundament aus. Im Bodenradar zeigte sich dann aber eine als Zwinger aufzufassende Ringmauer. Im Innenbereich massive Fundamente als Randhausbebauung der inneren Mauer. Aus diesen Fakten sowie die beschriebenen (leider nicht mehr vorliegenden) Schiefer, Dachziegel und Ofenkachelfunden kann man entsprechende Rückschlüsse ziehen. Z.B. auch nach einem Gebäute in Ost/West-Ausrichtung als Kapelle.
Die Befunde dürften wohl eine Burg aus dem 13. - 14. Jh. wiedergeben.
Ach ja, interessant ist übrigens die Dreifachgrabenanlage, wobei die Gräben sehr flach waren und wohl mehr Schlamm wie Wasser enthielten.
Muss eine üble Mückenplage gewesen sein

Sicher ist das Aussehen der Burg nur in groben Zügen zu rekonstruieren. Im Großen und Ganzen müsste es jedoch hinkommen. Turm neben Tor, Kapelle entweder im Torturm oder neben Saalbau usw. Ob dieses Gebäute mit Schiefer, jenes mit Ziegel oder diese mit Schindeln gedeckt war wir kaum noch festzustellen sein.
Gruß Jörg