Fundverlagerung durch Landwirtschaft?

Begonnen von Ruebezahl, 25. Juni 2007, 10:56:53

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Ruebezahl

Diese soll gar nicht so groß sein, wie oft immer angenommen wird!
Ich habe mal was von 10m bis max. 20m gehört.
Kennt jemand Arbeiten darüber?
Grüße aus Ostfalen
Ruebezahl

"Große Erfolge sind weniger spürbar als persönliche Vorteile"
Napoleon Buonaparte

Silbersurfer


Ich kenne zwar keine Arbeiten drüber, stimme dem aber aufgrund meiner Fundsituation
auf langjährig begangenen Äckern zu.
Wenn man in vielen Jahren einen Acker immer wieder aufsucht, kennt man schon seine
Stellen wo etwas kommt und wo eher nicht! ( Ausnahmen bestätigen die Regel )
Die Größte Ausnahme ist für mich immer die kleine durchgehende Mulde am Ackerrand,
wo der Traktor, Pflug oder Egge hoch nimmt um zu wenden. Diese Mulde
wirkt wie eine Fundfalle. Viele Erdbrocken die am Gerät hängenbleiben, fallen hier
runter und damit auch anhaftende Funde! :staun:
Ich habe einige Äcker wo abgesehen von einer Linie von Funden, nur noch in diesen
Mulden, Funde rauskommen! Das ist dann auch gern mal etwas weiter wie 20 Meter.
Dennoch konzentrieren sich Fundkomplexe schon immer in einem gewissen Radius
um die 20 Meter, eher sogar weniger!

Gruß der Silbersurfer! :winke: :sondi:
Fisher 1265X, Tesoro Cortes, C-Scope CS3MX...

stratocaster

Zitat von: Silbersurfer in 25. Juni 2007, 11:20:25
Diese Mulde wirkt wie eine Fundfalle.

Das kann ich von meiner Weinbergsuche nur bestätigen.
Im anhängenden Bild sieht man "Wingert-Zeilen".
Dort wo im Bild das Gras wächst, suche ich üblicherweise, wobei der Schwenk
in die Aufhäufungen links und rechts davon (die man ganz gut sieht) wichtig ist.
Dort sammelt sich nämlich über die Jahre auch alles an, weil immer wieder
"durchgezackert" wird und sich diese Aufhäufung bildet.

Der Weinberg im Bild ist ganz neu angelegt, da ist die Aufhäufung noch nicht so ausgeprägt.

Gruß  :hacker: :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
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und dennoch geschwiegen haben !

Lojoer

Hi Rübezahl,
entsprechende Untersuchungen sind mir auch nicht bekannt. Ich habe mir selbst mal überlegt auf einem unkritischen Acker mal eine größere Anzahl von Kleingeld zu verbuddeln um mal festzustellen, wie diese im Laufe der Zeit verschleppt werden.
Bisher kann ich nur auf meine Sucherfahrung zurückgreifen. Hier zeigt sich, wie schon beschrieben, dass die Verschleppung von Fundstücken von einer Reihe von unterschiedlichen Faktoren abhängt.
In der Regel ist die größe des Fundstückes von nicht unerheblicher Bedeutung. Insbesondere Fundstücke die sich in Pflug oder Ecke verhaken können, werden z.T. über zig Meter verschleppt. Bei Münzen ist dass weniger kritisch. Hier wird die Verschleppung z.T. wirklich nur wenige Meter betragen. Bei einem von mir prospektierten röm. Lager konnten anhand der Fundübersicht die Lagergrenzen auf 5 m genau lokalisiert werden. Die größte Entfernung mit 23 m zu der Lagergrenze hatte dabei ein Gefäßhenkel. Größte Entfernung einer Münze war hierbei 11 m. In der Regel jedoch weniger als 6 m. Eine in 5 Teile zerbrochene Glocke wurde auf einer Fläche von 4 m Radius gefunden.
Bei diesen Werten ist jedoch zu berücksichtigen, dass es sich hierbei um einen vollständig ebenen Acker handelt. Bei einem Acker in Hanglage sieht dies schon wieder ganz anders aus.
Gruß Jörg

 

Denarius

Hi!

Bei einem in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts zerpflügten Hortfund constantinscher Prägungen liegen die heute noch detektierbaren Münzen bis zu 40m weit auseinander (in heutiger Pflugrichtung). Das ehemalige Zentrum ist noch ungefähr feststellbar. Im Mittel liegt hier die Verschleppung bei 15Meter, während es auch einige Ausreißer gibt, die noch weiter vom Schuss liegen. Ergo läßt sich hieraus klar ableiten, dass bei ständig beackerten Flächen die Fundverschleppung im Laufe der Jahre sehr erheblich sein kann.

Gruss,
Denarius

P.S.: Wir hatten auch schonmal die Idee, ein mit Münzen gefülltes Pöttchen auf einem Acker zu verbuddeln und die Verschleppung der Funde dann einmal genau zu dokumentieren. Sollte man mal wieder aufgreifen ....
Ich kam, sah und fand !

Buddeltrulla

Hallo miteinander,

ich gehe eigentlich immer im Weinberg auf die Pirsch. Hatte schon einige zerstörte Teile (die zusammengehörten) im Radius von ca. 4 m ausgegraben. Fundverlagerung kann ich bei mir feststellen wenn Weinberge am Hang ausgemacht (dann wird richtig tief gezackert) und es dann kräftig regnet. So finde ich so einiges auf dem Feldweg dass mal im Wingert gelegen haben muss.

@ Stratocaster: Wie machst du dass mit den (blöden) Metallstickeln, die jetzt überall verwendet werden?

Gruss

Chris

Loenne

Hallo,

der wichtigste Punkt ist wohl die Art des Fundstückes. Wenn z. B. eine Fibel, Schnalle an der Egge hängen bleibt, wird sie womöglich hunderte von Metern weit verschleppt. Eine Münze wird vom Pflug zur Seite gedrückt und wird ihren Standort nur maginal verändern. Der Pflug wird mit Sicherheit das geringste Problem sein, weil er eigentlich nur wendet und (fast) nichts vor sich herschiebt.

Dann wird die Bodennutzung eine Rolle spielen. Wenn z. B. Brachland nach Jahren wieder aktiviert wird, können Funde innerhalb des Wurzelwerkes stecken (geht bestimmt 20 cm tief). Wenn da dann gepflügt, gegruppert und geeggt wird, kann dieses Wurzelwerk auch etliche Meter verschleppt werden.

Der Versuch mit dem vergrabenen Münztopf hätte schon seinen Reiz, müsste aber über Jahre laufen, um vernünftige Aussagen treffen zu können.

Wie siehts aus Nobody!? Mach uns doch mal ein paar hundert Messingchips (Unterlegscheiben könnten wieder verhaken) und wir verbuddeln ein paar Nachttöpfe bei eingeweihten Bauern.  :cool1:

Gruß
Loenne
Mundus vult decipi, ergo decipiatur
www.scheibenknopf.de                

nobody

OK...
Auftrag läuft über eine 1000er Serie mit dieser Aufschrift:  :staun: :irre: :narr: :super:

Die Ewigkeit dauert lange, besonders gegen Ende

insurgent

Da ich ja ein Schlachtfeld von 1850 seit Jahren untersuche und jetzt auch jedes Geschoss mit GPS einmesse, bin ich zu den Ergebniss gekommen, das die Fundverschleppung von den Geschossen nur ein paar Meter betragen kann (0-4m) Einzelne Ausnahmen kommen aber vor, aber ob sie durch Fundeverschleppung entstanden sind oder während der Schlacht, kann wohl nicht beantwortet werden.

Aber das was Loenne sagt, hat mir ein Bauer bestätigt. Nach dem Pflügen eines Feldes fand er einen goldenen Ring an der Spitze des Pfluges.  :staun:
Meine Bodenfunde werden gemeldet

Loenne

Moin Nobody,

das wärs - Super Entwurf!!!  :super: :super:

@Insurgent
Da hättest Du schneller sein müssen.  :zwinker:

Gruß
Loenne
Mundus vult decipi, ergo decipiatur
www.scheibenknopf.de                

stratocaster

Zitat von: Buddeltrulla in 25. Juni 2007, 15:24:06

@ Stratocaster: Wie machst du dass mit den (blöden) Metallstickeln, die jetzt überall verwendet werden?


Hallo Chris,

nur die jungen Rebstöcke haben bei uns die Metallstäbe; die älteren Wingerte mit den dicken Knorzen nicht.
Alle paar Meter sind natürlich auch die großen Metallpfosten; die stören schon doll.-
Schlimmer noch ist es, wenn die Drähte unten auf der Erde liegen.
Dann muß ich die erst mal einhaken, dass sie Abstand zum Boden haben.
Trotzdem: Weinbergsuche macht schon Spaß.
Manchmal gibt es leider Wingerte, wo alles voller geschmolzenem Leichtmetallschrott ist.
Da höre ich dann nach 5 Minuten auf, weil das dann überhaupt keinen Spaß macht.
Bei jedem Schwenk ein Signal und immer nur die geschmolzenen Metalldinger.
Wenn die Weintrinker wüßten, was da für Metallionen im Boden rumschwirren  :narr:

Gruß  :hacker: :winke:
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Buddeltrulla

Hi Stratocaster,

mit den Stickeln (heisst bei uns so) habe ich die Metallpfosten gemeint. Alle paar Meter halte ich dann den MD still. Da freut sich aber der Bauer wenn du ihm hilfst und die Drähte einhakst  :super:. Und mit dem Schrott ists bei mir auch so, wenn ich die erste Reihe habe und nur Müll finde gehe ich davon aus dass alle Reihen des Bauern so verseucht sind, habe dann auch keinen Bock mehr. Die haben sich ja stellenweise wundgecremt  :platt: soviele Cremetuben habe ich schon ausgebuddelt.

Gruss

Chris

Nertomarus

Bei der Fundverschleppung kommt es sicher auch auf den Pflug an. Wurde bei den mittelalterlichen Pflügen nicht kreuz und quer gepflügt?

Und gab's nicht mal eine Zeit wo immer hin- und hergepflügt wurde, so mit ca. 20 Metern Abstand. Dadurch kam es immer zu Erdanhäufungen jede 20 Meter. Diese Bahnen sind manchmal heute noch zu erkennen. Wie hießen die noch mal?
Möge Fortuna mit euch sein!


Nertomarus

Genau die meine ich, bei uns heißen sie aber anders.
Möge Fortuna mit euch sein!

CptAhab

Zitat von: Nertomarus in 26. Juni 2007, 15:49:58
Bei der Fundverschleppung kommt es sicher auch auf den Pflug an. Wurde bei den mittelalterlichen Pflügen nicht kreuz und quer gepflügt?

Und gab's nicht mal eine Zeit wo immer hin- und hergepflügt wurde, so mit ca. 20 Metern Abstand. Dadurch kam es immer zu Erdanhäufungen jede 20 Meter. Diese Bahnen sind manchmal heute noch zu erkennen. Wie hießen die noch mal?

Zu früheren Zeiten waren die Äcker flächenmäßig kleiner, also ist die Verschleppung noch geringer. Heutzutage pflügen sehr große Maschinen, doch die Funddichte bleibt erkennbar erhalten.

The world is full of crashing bores. - Mozer

insurgent

Es ist sicher schwerer im gestörten Boden Befunde zu dokumentieren als im ungestörten.

Fundverschleppung durch Landwirtschaftliche Geräte, verlagerter Boden und selbst ein Entwässerungsgraben im Acker kann zu einer Umlagerung führen.

Es gibt aber genügend Bespiele von klaren Befunden im gestörten Boden.

Hier mal ein altes Beispiel von mir, wie sich Fundkonzentrationen über 150 Jahre im Acker erhalten haben.

Zur Erläuterung: Der rote Streifen ist eine neue Straße, der graue rechts die alte.

Die Fläche zwischen rot und grau ist Ackerfläche, die Fläche links davon ist Weideland (nach Aussage der älteren Bauern schon immer)

Ausdehnung der Prospektion 200m X 120m.

Die Fläche wurde sehr gleichmäßig über 3 Jahre abgelaufen und die Punkte sind bis auf 2 alles Funde die mit der Schlacht in Zusammenhang stehen.

Schon jetzt ist eine Fundkonzentration zu sehen und die besteht aus unverschossenen Geschossen und verschossenen Zündhütchen (eingerahmt).

Hier stand eindeutig eine Schlachtlinie! Und die ist heute immer noch nachweisbar, trotz Acker, illegalen Sondengängern etc.

Für mich war diese Erkenntniss vor ca. 5 Jahren ausschlaggebend, sich von der Mär des befundlosen gestörten Boden zu verabschieden.

Jedes Fundstück was wir aus dem Boden nehmen hat eine Geschichte!

Und wenn wir diese Geschichte nicht dokumentieren ist es nur noch ein Stück Metall/Antiquität

Und für mich ist das auch die besondere Verantwortung als Sondengänger, die Geschichte hinter den Funden zu erhalten und nicht als Metallstück in Privatsammlungen verkommen zu lassen.

Schöne Grüße vom Insurgenten
Meine Bodenfunde werden gemeldet

Goatman

Zitat von: nobody in 25. Juni 2007, 17:57:20
OK...
Auftrag läuft über eine 1000er Serie mit dieser Aufschrift:  :staun: :irre: :narr: :super:

Hi Olli,
würde auch gerne bei mir mal so einen Versuch
starten. Könnte ich ein paar abbekommen ?.
Ich habe viele Äcker, die als "untergrund" Fauschiefer
haben, also nur eine Humusschicht von ca. 15 - 25 cm.
Mal sehen wie hier die "Funde" verteilt würden.