Hallo Suchergemeinde,
da ja immer mal wieder, nicht nur in diesem Forum, die Frage gestellt wird, was denn mit unseren Funden in der Zukunft geschehen wird, möchte ich anregen, hier darüber zu diskutieren.
Da ja schon die Bundesländer unterschiedliche Regelungen zur Aufbewahrung archäologisch relevanter Funde haben, werden auch hier die Meinungen weit auseinandergehen. Ich bitte daher, das Thema nicht allzu ernst zu nehmen und ergebnisoffen auch ein wenig zu spinnen!

Als erstes möchte ich die zu Hause aufbewahrten Funde ansprechen. Was geschieht mit ihnen, wenn der Finder das Interesse daran verlieren sollte oder aber, was ja immer eintreten dürfte, der Tod das Interesse beendet. Daher finde ich es wesentlich besser, wenn die Landesämter in der Lage sind, die Stücke zu deponieren. Da dies mit einer ordentlichen Dokumentation verbunden sein sollte, ist es daher wohl ratsam, die Abgabe zeitnah zum Fundzeitpunkt verpflichtend zu veranlassen. Das Gegenargument, dass die Fundstücke da nie wieder von jemandem in die Hand genommen, geschweige denn öffentlich ausgestellt werden, verstehe ich.
Aber lasst uns doch mal groß weiter denken. Die künstliche Intelligenz wird unser Leben in den nächsten Jahrzehnten nachhaltig verändern. Dann wird uns sicher viel Arbeit abgenommen, so dass wir mehr Freizeit haben. Die meisten Menschen wollen diese auch möglichst sinnvoll nutzen. Also werden sich wohl doch immer mehr Leute finden, die die Depots und Archive durchforsten, digitalisieren und damit noch mehr Menschen zugänglich machen. Stellt euch vor, wir bekommen alle ein bedingungsloses Grundeinkommen und können uns in die wenige verbleibende Arbeit reinteilen. Unangenehme, wenig angesehene, schmutzige und harte Arbeiten müssen da dann aber weit besser bezahlt werden als angenehme, leichte Tätigkeiten mit hohem Prestige.
Auch sollte der Flächenverbrauch durch Bebauung perspektivisch abnehmen, was den Archäologen mehr Zeit lassen könnte. Ackerbaulich genutzte Flächen liegen heute schon kaum noch brach, was für unsere Suche Voraussetzung sein sollte. Zudem könnte man durch den Anbau mehrjähriger Getreidesorten weitestgehend auf die Bodenbearbeitung verzichten. Neufunde werden also immer seltener, man kann sich also wieder mehr mit den Altfunden beschäftigen. Auch deshalb sollte die ordentliche Dokumentation geschehen.
Noch weiter gesponnen, könnte KI Scherben zusammensetzen und zu Gefäßen zusammensetzen. Alles digital und in 3-D. Einzelne Stücke könnte man ausdrucken und der Öffentlichkeit präsentieren.
Wenn man in Zukunft Funde gleich einscannen würde, könnte man sie auch wieder an den Finder aushändigen. Das würde einige Finder freuen und Kosten bei den Landesämtern sparen.
Ich bin gespannt auf eure Meinung dazu.

Sven
P.S.: das mit dem mehrjährigen Getreide habe ich gestern im Fernsehen nebenbei aufgeschnappt, das entbehrt also erstmal bei mir einer weiteren Grundlage. Interessant aber schon. Kann es nicht sein, dass die ersten Ackerbauern solche Sorten noch hatten. Das könnte die Jahrhunderte der Nutzung bandkeramischer Felder mit erklären. Hat da jemand Wissen dazu? Gern können wir da ein neues Thema öffnen.