Holz spalten mit Rothirsch Geweih

Begonnen von Marienbad, 02. Mai 2009, 21:13:09

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Marienbad

Hallo Leute,
mit zugeschnittenen Rothirsch Geweih Keilen lässt sich sehr schön und leicht Holz spalten. Sogar ausgetrocknetes Haselholz, wie auf den folgenden Fotos zu sehen.
Die Keile dürfen nur mit einer Geweih oder Holzkeule geschlagen werden, Stein würde das Geweih an der Aufschlagstelle zersplittern lassen. Es sollten auch keine Abwurfstangen als Material genommen werden, da diese sehr brüchig sind.
Beim Aufkeilen immer am Ende des Stammes den ersten Keil ansetzen, da er mittig garantiert keine Wirkung zeigt. Für meine Bögen habe ich nur mit Hirsch Geweih Keilen gespaltenes Eschenholz benutzt. Nach einiger Übung können sogar dünne ,,Leisten" mit den Keilen hergestellt werden.
Auch andere Arbeiten sind mit den Keilen möglich, für Stemmarbeiten in weicheren Hölzern und andere Dinge.
Die Schneiden der Keile werden bei der Benutzung sehr blank und glänzen.











Khamsin

Moin!

Zitat Marienbad

"Es sollten auch keine Abwurfstangen als Material genommen werden, da diese sehr brüchig sind."

Diese Aussage ist in dieser allgemeinen Form nicht zulässig, und es gilt deshalb zu widersprechen! Tatsächlich reflektiert sie nur eine bedauerliche Erfahrung von Marienbad mit Abwurfstangen. Allerdings ist wahrscheinlich jeder, der mit Rothirschgeweih öfter arbeitet/gearbeitet hat auch schon einmal mit splitterigen Abwurfstangen konfrontiert worden und wäre deshalb eventuell sogar geneigt, Marienbads Feststellung zu unterstreichen.

In Wirklichkeit aber - und da sind sich alle Spezialisten einig - besitzen Abwurfstangen im Vergleich zu schädelechtem Geweih die bessere Qualität. Das liegt einfach daran, dass sie im Moment Abwerfens ihren optimalen Entwicklungsgrad erreicht haben.

Was die Abwurfstangen u.a. "brüchig" macht, ist die nach dem Abwerfen zwangsläufig einsetzende Verwitterung bzw. Beschädigung, die von diversen Faktoren abhängt. Mit anderen Worten: werden Abwurfstangen in relativ "frischem" Zustand gesammelt, dann ist schädelechtes Rothirschgeweih immer zweite Wahl!

Dazu gibt es übrigens in der Steinzeit zahlreiche Belege, einer der eindruckvollsten z.B. aus neolithischem Feuerstein-Bergbauzusammenhang (etwa Grimes Graves/GB oder Lousberg/D), wo Tausende von Abwurfstangen zur Herstellung bergmännischer Werkzeuge (sog. Gezähe: Hacken, Kratzen, Brechstangen, Keile etc.) systematisch von den Bergleuten gesammelt worden sind. Gerade solche Gezähe sind aber starken mechanischen Zug- und Druckkräften unterworfen, so dass Abwurfstangen niemals benutzt worden wären, wenn sie "brüchig" gewesen wären.

Man wird Marienbad aber gerne dann zustimmen, wenn etwa ein gutmeinender Förster einige Abwurfstangen von seinem Dachboden dem bedürftigen Experimentator zur Verfügung stellt. Denn nicht selten lagen die Dinger Jahrzehnte dort und taugen nur noch für die Müllkippe. Dies sagt aber eben nichts über die ursprüngliche Qualität von Abwurfstangen aus, sehr viel dagegen über deren Lagerung.

HG KIS





"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Marienbad

...moin Khamsin,

danke für Deine wohlwollenden Worte, das mit dem Förster und den jahrelang auf dem Dachboden ausgelauchten Abwurfstangen ist ein super
Beispiel. :super:
Leider habe ich bei einigen Grabungen aus der ertebölle Zeit nur schädelechte Rothirschgeweihstangen gesehen und das in sehr grossen Mengen.
Von den Geräten die aus dem Geweih stammen (Spitzen, Pfrieme, Harpunen, Rosenäxte, T-Äxte und Nadeln) kann ich keine Angaben machen von
welcher Geweihsorte sie stammen!
Mehrere Geweihstangen wiesen aber gewisse Vorarbeiten für Harpunen und längliche Einritzungen auf, sie waren alle Schädelecht.
Darum vertrete ich die geschilderte Meinung mit den Abwurfstangen.
Auch wie Du richtig geschrieben hast sind meine Erfahrungen mit den Abwurfstangen beim Arbeiten oft aus und abgesplittert, dass werden wohl
die Geweihe von Deinem erwähnten Förster gewesen sein. :-D
Nochmal Danke für Deine verständlichen Hinweise und Anmerkungen.

Tschüß  Manfred

Khamsin

Moin Manfred!

Danke für Deine schnelle Antwort! Und ich möchte am Beispiel dieses Berichtes von Dir einmal grundsätzlich klarstellen, dass ich hier keine Kritik loswerden will. Das liegt u.a. daran, dass ich Deine hiesigen Beiträge für die mit gewissem Abstand wichtigsten hier im Forum halte. Deshalb hoffe ich, dass einige Archäologen auch ihre Blicke auf diese experimentelle Ecke werfen und dadurch mehr lernen als aus ihren Büchern!
Warum ich das geschrieben habe? Naja, wer mit Geweih arbeitet, der macht schon so seine Erfahrungen...

Nochmals allerbesten Dank für Deine ausgesprochen erleuchtenden und wichtigen praktischen Beiträge und HG KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"