Meteorit?

Begonnen von Schuhnagel 2, 15. Mai 2011, 14:57:34

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Schuhnagel 2

Hallo Freunde
In zwei Suchgängen auf dieser Alpweide habe ich 15 Hufeisen gefunden. Die Alp wird seit min. 500 Jahren immer ähnlich bewirtschaftet und es ist jeweils ein Arbeitspferd mit von der Partie. Ich gehe davon aus, dass jedes Pferd pro Saison mindestens ein Eisen verloren hat, ich habe also nur noch etwa 485 Stück zu finden und auszugraben.

Dabei ist mir diese Eisenkartoffel unter die Funde geraten. Sie wiegt 400Gr.
Meteorit?
Was denkt ihr?

Viele Grüsse vom Schuhnagel
Westliche Voralpen, Simmental

werter47

Hi,
Met.mit Sicherheit nicht.Bitte Magnet dranhalten und mal über den unglasierten Rand einer Tasse ziehen und das Ergebnis mitteilen.Es wird sich um eine Knolle aus Eisenmineralien handeln,die mit dem Schnelltest konkretisiert werden können.
Gruß Günter

mifomex


Hallo Schuhnagel,

....Guenter hats schon gesagt.
Auch die spreode "Verrostung" ist ebenfalls zu terrestrisch, ein Meteorit wuerde durch die Schmelzverkrustung nicht so "Ausbluehen".
Gruesse
Sash :winke:
"Wer Vergessenes ans Licht bringt, Bereichert das Wissen!"

Schuhnagel 2

Hallo
Der Klumpen ist magnetisch. Nach dem Test mit dem Tassenrand habe ich Rost an der Tasse und eine metallisch glänzende Stelle an der "Kartoffel". Nach meiner eher ungenauen Messung liegt das Spez. Gew. zwischen 6,5 und 7.
Wie lautet eure Diagnose?
Westliche Voralpen, Simmental

werter47

Hi Schuhnagel,
wenn es magnetisch ist hat der Klumpen das Mineral Magnetit mit drin.Wenn das Teil sehr stark magnetisch ist,kommt mir ein böser Verdacht,da Du von metallisch glänzender Stelle schreibst : ein Stück stark angegammelter Stahl???Eisen hat ca 7 Gramm pro Kubikzentimeter.Hau mit dem Hammer drauf,bis die Kartoffel sagt,was sie ist.
Gruß Günter

mifomex


...schrupp das Teil mal voll ab, mit einer Plastikbuerste, ...dann an einer Stelle mit einer Stahlbuerste !
Dann ein Macrofoto jeweils von den zwei Oberflaechen.....
Bin mir fast sicher, ...aber ein Versuch ists wert  :-D
Gruss Sash :winke:
"Wer Vergessenes ans Licht bringt, Bereichert das Wissen!"

Schuhnagel 2

@Günter
Habe wohl etwas dahergeplappert: "magnetisch" soll sagen, dass die Kartoffel vom  Magneten angezogen wird.
"Ein Stück vergammeltes Eisen" trifft`s wohl genau. Nur habe ich absolut keinen Plan, wie es auf diese Alpweide gelangt ist und wozu es gedient haben könnte.
"Meteorit" wäre die einfachste Erklärung;-)

@Sash
Schruppen wäre gut. Aber das macht der ADB lieber selber, sonst schimpfen die wieder;-). So lange nicht sicher ist, ob es sich nicht doch um Menschenwerk handelt...

Ein mineralische terrestrische Entstehung  kann man aufgrund der Dichte wohl ausschliessen?

Viele Grüsse vom Schuhnagel
Westliche Voralpen, Simmental

Freya

Hallo Schuhnagel.

gugst du .... das ist Magnetit aus dem hiesigen Buntsandstein der hier in unserem Gebiet nicht vorkommen dürfte. Von dem Geraffel habe ich noch mehr .
Wenn du Ausdauer hast .... jede Menge Analysen machst.... oder auch das geologische Amt bemühst ..... kann es sein das du nach Jahren genau so wissend bist wie am ersten Tag also immer noch keine Ahnung hast wo her dein Geraffel kommt.
Wünsch dir viel Glück beim Nachforschen....

Gruß Marie :winke:

woodl

Hallo zusammen!
Um bei einem vermeintlichen Eisenmeteorit sicher zu gehen ob es tatsächlich ein Meteorit ist, sollte man den Versuch
mit den Widmanstättenschen Figuren machen. Man schleift an einer Stelle eine Fläche an und äzt diese mit verdünnter
Salpetersäure an. Dabei entsteht ein Gitter von diesen Widmanstättenschen Linien ( siehe Abbildung), aber nur bei Eisenmeteoriten!
Gruß woodl

werter47

Hi Schuhnagel,
Also das Mineral Magnetit hat eine Dichte von 5,2 Gramm/cm3,also deutlich leichter.Der Vorschlag von Woodl,an einer Ecke ein Sichtfenster reinzuschleifen ist als mineralogischer Sicht eine prima Lösung,(aber aus historischer ?) man kann an Hand des Schliffbildes und der Farbe des Abriebs einige Aussagen treffen.Laß erst mal die Historiker ran,wenn die nicht weiter wissen kannst Du unbesorgt weiter dranrumwerkeln.
Gruß Günter

Schuhnagel 2

#10
Hallo Freunde

Die Sache hat mir keine Ruhe gelassen und ich bin heute morgen nochmal hin. Nebst 2 1/2 Hufeisen habe ich, etwa 50m von der Stelle entfernt, wo die Kartoffel lag, diesen Erzbrocken gefunden. Das kann natürlich ein blöder Zufall sein. Aber tut sich da nicht die Möglichkeit auf, dass dort Erz gefunden und an Ort und Stelle verhüttet wurde?
Leider habe ich von solchen Dingen keine grosse Ahnung. Wonach müsste ich wohl suchen? Kennt jemand Beispiele von solch ambulanten kleinräumigen Aktionen zur Eisengewinnung?

Viele Grüsse vom Schuhnagel
Westliche Voralpen, Simmental

Freya

Hallo Schuhnagel,

die Öfen wurden damals mit Lehm gebaut. Nach solch langer Zeit bleibt da nicht mehr viel über. Sollte es sich um eine Verhüttungsstelle handeln solltest du nach Schlacke und verglasten Teilen Ausschau halten.
Gruß Marie :winke:

werter47

Hi,
da könnte der Besuch im regional zuständigen Heimatmuseum helfen.Da sind mit Sicherheit bekannte Erzgruben und Hüttenplätze dargestellt.Der zweite Stein ist Eisenerz,stark limonitisiert,aber sogar noch Kristalle (Magnetit oder Pyrit) erkennbar.
Zitat von: Freya in 16. Mai 2011, 15:13:43


solltest du nach Schlacke und verglasten Teilen Ausschau halten

und rot gebranntem Hüttenlehm
Gruß Günter



Schuhnagel 2

@Marie
Habe heute nach Schlacken gesucht aber nichts gefunden. Es wäre vielleicht eine gute Idee, nach deinem Beispiel selber welche zu produzieren;-)

@Günter
Die einzigen Konzessionen, die in meinem Gebiet vergeben wurden, waren für den Kohlenabbau. Ich weiss aber, dass da so einiges in kleinem Rahmen illegal veranstaltet wurde. Das betrifft vor allem die Kalk- und Kohlenbrennerei. Die Spuren sind nicht zu übersehen. Wenn aber tatsächlich Eisen verhüttet wurde, muss das vor längerer Zeit gewesen sein, lange bevor eine staatliche Obrigkeit danach fragte.

Na ja, um den ADB für die Sache zu interessieren, brauche ich nach Erzknolle und Eisenkartoffel noch einen weiteren Hinweis. Immerhin haben mich eure Beiträge da ein wenig weiter gebracht. Danke!
Westliche Voralpen, Simmental

worstjes

Sieht aus wie Schlacken.  :winke:

Freya

Hallo Schuhnagel,

eventuell kannst du von dem Teil DSC_0584net.jpg   kleines Stück abklopfen und nachsehen ob es verlöchert/porös ist?

Gruß Marie :winke:

Schuhnagel 2

Hallo worstjes und Marie

Hab dem Erzklumpen (Schlacke?) einen Zahn gezogen. Die dunklen Partien sind glasig hart, das helle Braun ist spröd und mehlig. Dazu noch eine etwas andere Ansicht des Klumpens. Jetzt bin ich aber gespannt ;-)
Westliche Voralpen, Simmental

Freya

Hallo Hufnagel,

die "Schlacke" könnte von einem Rennofen stammen oder aber auch von einer Ziegelei,Hausbrand usw. Wenn Lehm ordenllich Hitze abbekommt verglast er.

Ab und zu findet sich in der Schlacke ein kleiner Eisenanteil ..... dann "klebt" an der Schlacke stellenweise auch ein Magnet.

Reste von dem verhütteten Eisen zu finden ....kann ich mir nur schwer vorstellen....
Der Rohstoff wurde mühselig hergestellt .....ich als Verhütterin nehme jeden Brössel mit :zwinker:

Möglicherweise geht es dir wie mir und die Eisenkartoffel ist natürlichen Ursprungs.
Vielleicht magst du dich mal mit der geologischen Gegebenheit des Gebietes auseinandersetzen. Eine geologische Karte könnte dir möglicherweise weiter helfen.

Gruß Marie :winke:


werter47

Hi Schuhnagel,
ich bleibe bei angewittertem Eisenerz,einem Gemisch aus viel Limonit,,weniger Hämatit und Reste von Magnetit.Magnetismus und Farbe passen dazu.Für Schlacke sehe ich auf den Fotos keine Hinweise.Die schwarzen harten Rinden können schwarzer Glaskopf (auch eine Eisenmineral) sein.Da diese Erze sehr häufig sind,kann es von dort sein,aus der Umgebung herantranspotiert und verlorengegangen sein,deren Möglichkeiten sind vielfältig.Zeig das Zeug mal einem einigermaßer sicheren Mineralogen in Natura,das ist besser als Bilderraten auf hohem Niveau.Streich mit der harten schwarzen Kruste mal kräftig über der unglasierten Rand unter einem Porzellanteller und Du wirst feststellen,daß kein schwarzer,sondern ein roter,dunkelbrauner Strich/Abrieb entsteht.
Gruß Günter

mifomex


Hallo Schuhnagel,

...keine Schlacke !
Schon die Magnetitkristalle bestaetigen das !
Obwohl die Auswitterung (Blaeschen etc.) an "Neueisen" erinnert, glaube ich dass die Stuecke natuerlichen Ursprungs sind.
Da schliesse ich mich dem Guenter an.

Gruss Sash :winke:
"Wer Vergessenes ans Licht bringt, Bereichert das Wissen!"

Schuhnagel 2

Hallo

Die Magnetit-Kristalle sind wohl das entscheidende Argument, dass es sich um Erz handelt. Gletschergeschiebe.

Die Kartoffel hingegen besteht aus gediegenem Eisen, kann also (nach offizieller lesart) kein Mineral sein. Meteorit oder Eisenbarren. Vielleicht "spricht" sie nach der Reinigung.

Ich habe trotz eurer Hilfe keine Verbindung zwischen den beiden Stücken herstellen können. Auch scheint das Erz bloss in sehr geringen Mengen vorhanden: Heute habe ich nach eventuellen weiteren Brocken gesucht und schliesslich aus einem halben Meter Tiefe ein quadratzentimetergrosses Stück Magnetit geborgen. Die Sonde hatte es als "Bodenfehler" interpretiert.

In der nächsten Zeit werde ich mich wieder meiner Hufeisensammlung widmen. Da weiss man, was man hat ;-)

Viele Grüsse vom Schuhnagel

Westliche Voralpen, Simmental

werter47

Hi Schuhnagel,
aber bitte nicht vergessen zu berichten,was die Kartoffel Dir erzählt hat.
Gruß Günter

Schuhnagel 2

Die Eisenkartoffel hat die letzten zwölf Jahre wohlbehütet im Keller des Amtes verbracht und liegt gegen Quittung wieder bei mir. Zeit, mich hier mit unbeantworteten Fragen zu befassen. Viel Neues gibt es nicht zu berichten, ausser, dass ich eine ebene Fläche von 15x20m inzwischen als künstlich angelegt interpretiere. Ob sich darunter eine Halde verbirgt, ist schwer zu sagen: im Sommer wuchert dort Adlerfarn, der bis zu 3 Meter hoch wird. Entsprechend ist die Humusbildung gewaltig. Ohne Lizenz zum Graben geht`s wohl nicht weiter. Auf Mäusehaufen findet sich eine gewisse Kumulierung an eisenhaltigen Mineralien, wobei sich dies auf besagte ebene Fläche beschränkt.
Westliche Voralpen, Simmental

Fabulas

12 Jahre!!!

Cool, dass es weiter geht.

Viele Grüße
Anita