Pilgerabzeichen ?

Begonnen von Spatenpauli, 10. Juni 2014, 14:48:37

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Spatenpauli

Hi,

habe hier etwas was ich als Pilgerabzeichen interpretieren würde  :nixweiss:
Leider schon stark "verwaschen" und die Darstellungen sind eigentlich nur noch zu erahnen   :heul:

Was ich erkennen kann, ist der Schriftzug DVX und Bavari mittig eine Figur mit Schwert auf Pferd (?)
und auf der anderen Seite ein  B: ...  T ... DIS mittig eine Figur mit Hirtenstab (?)

Bavari = Italienisch für Bayern ?
DVX = dux = Führer ?  ( oder Teil eines Chronogramms ? )

Würde mich freuen wenn jemand was über Bedeutung und die ungefähre Zeitstellung sagen könnte  (18 Jhd. ? ) :-)

Danke schonmal und Gruß in die Runde   :winke:

Spatenpauli





Gratian

#1
Ja eine Devotionalie. Mitbringsel aus Andechs bzw. Grafenrath oder Dießen...also irgendwo rund um den Ammersee entstanden.

Zeitstellung: Spätes 18. Jahrhundert/Frühes 19. Jahrhundert.

Umschrift S.RASSO DVX BAVARI.
Gemeint ist er Heilige Rasso von Andechs. Damit ist der Anhänger dem Wallfahrtsort Grafrath zuzuordnen. Die Vorderseite ist leider fast unkenntlich. Man erkennt den Hl. Rasso von vorn im Harnisch ohne Krone in der Hand hält er manchmal einen Kommandostab und manchmal (wie hier - glaube ich zu erkennen) ein Kirchenmodell was ihn als Stifter einer Kirche oder Klosters ausweist.

Rasso (Ratho) von Andechs
Gedenktag katholisch: 17. Mai
in Grafrath und Andechs: 19. Mai
in Dießen und Untergamenried: 19. Juni
Name bedeutet: der Schnelle (althochdt.)
Graf von Dießen-Andechs, Laienbruder
* um 900 in Bayern
† 19. Juni 954 (oder 953) in Wörth, dem heutigen Grafrath in Bayern
 
Rasso, der Überlieferung nach ein Sohn des Grafen von Dießen-Andechs, war Ritter, berühmter Feldherr und von Herzog Heinrich I. zur Abwehr von Angriffen der Ungarn im Innviertel eingesetzt. Danach quittierte er den Kriegsdienst und gründete in Wörth - dem heutigen Grafrath - ein Benediktinerkloster, das aber schon 955 von den Ungarn zerstört wurde. Rasso begab sich auf Pilgerfahrt ins Heilige Land, brachte wertvolle Reliquien mit und legte damit den Grundstock für den berühmten "Heiligen Schatz", der in der Burg Andechs noch heute gezeigt wird. Er trat dann - kinderlos geblieben - selbst als Laienbruder in sein Kloster ein.

1132 ist in Grafrath - dem nach "Graf Rattho" umbenannten früheren Wörth - eine Kapelle mit Gebeinen von Rasso bezeugt. Die Wallfahrt nach Grafrath hatte im Mittelalter und bis in die Neuzeit großen Zulauf. Aufzeichnungen der Wunder aus den Jahren 1444 bis 1728 sind erhalten mit 12.131 Einträgen. 1867 wurden die Gebeine von den Räubern der daraufhin berühmt gewordenen "Rasso-Bande" entwendet und auf den Feldern verstreut, dann in Augsburg wieder neu zusammengefügt. 1640 verfasste der Dekan des Klosters in Dießen Rassos legendarische Lebensgeschichte. 1678 wurde in Grafrath ein Kloster gegründet. Die 1468 feierlich erhobenen Gebeine von Rasso ruhen seit 1695 in einem Schrein auf dem Hochaltar der Klosterkirche in Grafrath. Seit 1714 besteht in Untergammenried bei Bad Wörishofen eine Wallfahrt, in der Klosterkirche in Andechs ist ihm ein Altar geweiht.

Patron gegen Stein- und Bruchleiden (also Unterleibsleiden), vor allem bei Kindern

(Quelle: Ökumenisches Heiligenlexikon)

Den heiligen Rasso von Andechs , um den es sich hier handelt hatten wir schon mal hier:

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,41435.0.html

und in dieser Kombination auch hier:

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,43840.0.html


Hier in der Kombination mit der seligen Mechthild (Sie wird auf dem Anhänger auch als selige angesprochen das noch erkennbare B vor dem Namen steht für Beata = Selige). also B. MECHTHILDIS

Mathilde von Andechs, auch Mechthild von Dießen (* um 1125; † 31. Mai  1160 in Dießen am Ammersee) war Augustiner-Chorfrau und Äbtissin von Edelstetten.

Mathilde war die Tochter des Grafen Berthold II. von Andechs und Schwester der Euphemia von Altomünster. Mit fünf Jahren trat sie in den damaligen Kanonissenstift St. Stephan in Dießen ein, wo sie später Novizenmeisterin wurde. 1153 wurde sie von Papst Anastasius IV. als Äbtissin in die Abtei Edelstetten geschickt, um dort eine Reform durchzuführen. Glücklos kehrte sie sechs Jahre später wieder nach Dießen zurück, wo sie später auch beerdigt wurde.

Mathilde stand schon in Lebzeiten im Ruf einer Heiligen. 1468 erfolgte die Erhebung ihrer Gebeine und es entstand ein Mechthildskult, der auch heute noch in der Ammerseeregion anzutreffen ist. Ihre geschmückten Gebeine werden in einem Glasschrein im Marienmünster Dießen aufbewahrt.

Sie wird als Patronin gegen Gewitter angerufen. Im Vorraum der ehemaligen Stiftskirche ist außerdem ein sogenannter Mechtildisstein ausgestellt, auf dem die Selige sich der Überlieferung nach ausruhte. Das Berühren des Steins hilft dem Volksglauben nach gegen Kopfschmerzen.

Der Festtag der Mechthild im Orden ist der 6. Juli. (Quelle: Wikipedia)



Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

Spatenpauli

Vielen Dank Gratian für Deine ausführliche Schilderung und Mühe   :super:

:winke:
Spatenpauli