Kreuz und Heiligenanhänger

Begonnen von j007bond, 16. August 2010, 11:08:40

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j007bond

Hallo,

ich würde mich freuen wenn jemand etwas zu diesen beiden Anhängern sagen kann.

Das Kreuz ist 5 x 4,5 cm groß, der Anhänger 4 x 2,5 cm.

Leider haben beide schon sehr im Acker gelitten und das Relief ist entsprechend schwer zu fotografieren.

Auf dem Kreuz steht neben jedem Bischof? etwas geschrieben, rechts glaube ich S. Adalbert lesen zu können.

mfg
j.b.

sauhund

 :winke:

Das obere ist ein Ulrichskreuz. Welches genau, kann ich dir nicht sagen. Kannst es ja mit Google versuchen.

LG
Sau  :dog:

Gratian

Warum Googeln ? Wir haben doch unser Forum, und eine Suchfunktion. hier eine Zusammenfassung der zu erwartenden Ergebnisse:

Ulrichskreuz ist Richtig:

Mit Bischof Ulrich verbinden wir die große europäische Entscheidungsschlacht auf dem Lechfeld im Jahre 955 und die Dokumente der frühesten Herrschaftsgeschichte. Das Original Ulrichskreuz befindet sich in Augsburg in der Basilika Sankt Ulrich und Sankt Afra. Im Zentrum der Heiltumskammer steht das wertvolle Ulrichskreuz, das auch bei geschlossener Türe durch das Türfenster jederzeit betrachtet werden kann. Im Ulrichskreuz befindet sich die bekannteste Reliquie; es handelt sich dabei um das hölzerne Siegkreuz. Dieses "crux victorialis" wird als Symbol für Gottes Hilfe bei der Lechfeldschlacht (955) verehrt, bei der der Bischof Ulrich es mitgetragen habe. Das 1494 von den Augsburger Goldschmieden Nikolaus und Jörg Seld geschaffene und in einem Ostensorium zur Schau gestellte Reliquiar in Form eines griechischen Kreuzes bildet die äußere Hülle und zeigt auf der Rückseite eine eingravierte Darstellung der Schlacht auf dem Lechfeld.

Ulrichskreuze brachte man jahrhundertelang von der Wallfahrt nach Augsburg mit, hängte sie sich an die Rosenkränze oder vergrub sie im Acker oder unter der Türschwelle, nagelte sie an Stalltüren und Dachpfosten zur Abwehr unheilvoller Kräfte.

Beschreibung:

Vorderseite (erstes Bild) :St. Digna (liegend in der Mitte)...St. Wikterp (oben) und St. Nidgar ( links) sowie der Hl. Adalbero (rechts) und St. Thosso (unten). Alles Augsburger Regionalheilige.

St. Digna war eine der Mägde der Heiligen Afra die auch oft auf Ulrichskreuzen dargestellt ist. Sie gehört auch zu den Märtyrern von Augusta Vindelicorum.

St. Wikterp war der erste geschichtlich gesicherte Bischof von Augsburg, erwähnt erstmals in einem Schreiben von Papst Gregor III. an die Bischöfe in Alemannien und Bayern im Jahr 738. Wikterp machte sich verdient um die Glaubensverkündigung im Allgäu, unterstützte Magnus und seinen Nachfolger im Bischofsamt, Tozzo, weihte die Kirche in Füssen und gilt als Mitbegründer der Städte Kempten - das römische Cambodunum war völlig zerfallen, Würmer hätten die Gegend beherrscht -, Wessobrunn und Ellwangen. Wikterp wurde in Epfach bestattet, seine Reliquien ruhen seit 1489 in St. Ulrich und Afra in Augsburg.

St. Nidgar war wohl Abt des Benediktinerklosters Ottobeuren. Er legte den Grundstein der Magnus-Kirche in Füssen und wurde 815 ein in seiner Diözese sehr beliebter Bischof.

St. Adalbero aus dem Geschlecht der Grafen von Dillingen stand in enger Verbindung mit den Kaisern Arnulf und Ludwig III. 850 wurde er Benediktinermönch, dann Abt in Ellwangen und ab 887 Bischof von Augsburg. Als Erzieher des jungen Königs Ludwig IV. übte er zusammen mit Erzbischof Hatto von Mainz für diesen die Regentschaft aus. Er reformierte das Kloster Lorsch in Hessen, war Gönner des Klosters St. Gallen und war sowohl als Wissenschaftler als auch als Musiker bedeutend.

St. Thosso (Tozzo) soll Mönch im Kloster Murbach gewesen, dann mit Magnus ins Allgäu gezogen sein, wo er in der Nähe von Füssen als Seelsorger wirkte, bis er 772 Bischof von Augsburg wurde.


Rückseite: (zweites Bild)  Die Schlacht auf dem Lechfeld im Moment als Ulrich das Kreuz erhält.

Das Kreuz stammt aus dem 18. Jahrhundert.


Das andere ist ein Anhänger einer Michaelsbruderschaft. Diese erfreuten sich im 18. Jahrhundert großer Beliebtheit und hatten viel Zulauf.

Im Kreuz (um genau zu sein in den 4 Kreuzenden) befinden sich  die Buchstaben P P F F das sind die Abkürzungen für die vier Tugenden des Ordens : Pietas (Frömmigkeit), Perseverantia (Ausdauer), Fortitudo (Stärke) und Fidelitas (Treue).

Die Umschrift lautet wohl: SIGNUM CONFRATERNITATIS S MICHAELIS ARCHANGELI = Zeichen der Bruderschaft des Hl. Erzengel Michael

Zeitstellung: Ende 18. Jahrhundert.

Michael (hebrä. Mika'el ,,Wer ist [Gott] El ?") Er ist neben Gabriel, Raphael und Uriel einer der Erzengel. Michael heißt der Engelsfürst, Hüter des Paradieses, Vertrauter Gottes, der dessen Weisungen der von ihm beschützte Kirche und den Menschen vermittelt. Als Schutzengel Israels steht er zur Rechten Gottes.

Im apokryphen Buch Henoch ist Michael als vierter von sechs Erzengeln genannt. Er steht speziell dem Volk Israel vor, das hier der ,,beste Teil der Menschen" genannt wird (WEIDINGER, Die Apokryphen, 311).
 
Als einer der vier Himmelswächter soll Michael im Osten von Gottes Thron stehen (MALA, 67).

Er ist es, der den Drachen (Satan) aus dem Himmel stürzte (Offenbarung 12,7-9).

Ein wichtiges Heiligtum Michaels befindet sich auf dem Monte Sant'Angelo in Apulien, Italien. Hier sei er am 8. Mai 495 einigen Hirten erschienen. Dieses Ereignis ließ seinen Kult auch im Abendland aufleben. 709 erschien er auch in der Normandie, Frankreich dem Bischof Autbert, der ihn in einer Vision auf einem Felsen im Atlantik erblickte. Daraufhin entwickelte sich Mont-Saint-Michel als Wallfahrtsort (SCHAUBER, 297).
Michael soll auch dem Ritter Galgano erschienen sein und ihn zum Leben in der Einsiedelei bewegt haben (12. Jh.).

Im Jahre 590 soll Michael über der damals von der Pest heimgesuchten Stadt Rom erschienen sein. Eine Bittprozession bewegte sich durch die Stadt und über dem Hadriansmonument (moles Hadriani) sah man Michael, wie er sein Schwert in die Scheide steckte. Das Hadriansmonument, Grabmal der römischen Kaiser, wird seitdem Engelsburg genannt.

Sein Gedenktag am 29. September geht bis ins 5. Jahrhundert zurück, seit 1969 werden auch die Erzengel Gabriel und Raphael an diesem Tag gefeiert. Dieser Tag ist als Michaelis wichtiger Tag im bäuerlichen Kalender, er gilt als wetterbestimmend und Lostag.

Dargestellt wird Michael als Ritter in schimmernder Wehr, der den Drachen mit seiner Lanze durchbohrt sowie im Kampf mit Luzifer; auch mit einer Waage (Auf dem Anhänger deutlich zu erkennen den Schild den Michael trägt, darauf die Konturen einer Waage.), die ihn als Schützer der Gerechtigkeit ausweist.

Er behütet als Patron die katholische Kirche und die Deutschen (,,deutscher Michel") und er steht Sterbenden bei, denen er einen guten Tod beschert und ihre Armen Seelen schützt (vgl. Psychopompos). Zahlreichen Berufsgruppen steht er bei: Apotheker, Bäcker, Blei- und Zinngießer, Drechsler, Glaser, Händler, Radiomechaniker, Soldaten, Waagenmacher. Weiter schützt er als Wetterpatron vor Blitz und Unwetter und hütet die Friedhöfe.

Gelegentlich wurde die Gestalt des germanischen Gottes Tyr, auch er ein Schwertkämpfer und Schützer des Rechts, im Erzengel Michael wiederkannt.

Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

j007bond


Danke an Gratian und den Sauhund

für diese tollen Antworten, (Man muss halt im richtigen Forum fragen, oder?)
jetzt kann ich wieder ruhig schlafen.  Hatte zwar gedacht das die beiden alt sind, aber nicht das sie so alt sind.

   :Danke2:  Die Suche kann man leider nur bemühen wenn man weiß wonach man sucht.

Danke nochmals
j.b.