Heiligenanhänger von heute

Begonnen von Fred3, 07. November 2010, 17:51:10

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Fred3

Hallo,
heute fand ich diesen kleinen (Höhe 14 mm, ohne Öse) Anhänger. Material ist Kupfer vergoldet.
Umschrift der einen Seite: .LA.M.D.POPVL
Umschrift der anderen Seite: .S.NIC.D.TO
Aber seht selbst!
Gruß
Fred

Markus


OnkelFit

 :glotz:ein sehr feines Stück-Glückwunsch :prost:
Die Umschrift auf der einen Seite bedeutet "Nicolaus (oder so :frech:) de Tolentino, ist wohl ein Schutzpatron der Bayern,
die andere Seite weiß ich nicht, Gratian wird dir bestimmt noch was drüber erzählen :super:
schöne Grüße

Fred3

Hallo,
vielen Dank für die Antworten! Das Alter und die Bedeutung der Umschriften interessieren mich noch.
Habe das Ding auf dem Acker bei dem Mistwetter erst für einen Uhrenschlüssel gehalten. Umso größer die
Freude beim abwaschen, zumal das mein erster Heiligenanhänger ist. Und das, obwohl ich seit gut 2 Jahren regelmäßig sondeln gehe.
Grüße
Fred

Gratian

In der Tat zeigt die Vorderseite den Heiligen Nikolaus von Tolentino.

Das Ökumenische Heiligenlexikon weis von ihm zu berichten:

Nikolaus von Tolentino
Gedenktag katholisch: 10. September
Fest im Orden der Augustiner-Eremiten
Name bedeutet: der Sieger über das/aus dem Volk (griech.)
Mönch, Prediger
* um 1245 in Sant' Angelo in Pontano in Italien
† 10. September 1305 in Tolentino in Italien
   
Nikolaus wurde im "Engelort" Sant' Angelo in Pontano geboren. Legenden zufolge hatte ein Engel den zuvor kinderlosen Eltern eine Wallfahrt zum Grabe des Nikolaus von Myra angeraten; aus Dankbarkeit gaben sie dem Sohn den Namen des Heiligen. Nikolaus ließ sich 1255 in den Augustiner-Eremitenorden aufnehmen und wirkte zunächst als Prediger und Beichtvater. 1270 empfing er die Weihe zum Priester, 1275 wurde er nach Tolentino geschickt, wo er wunderbare Bestätigungen durch Engel erlebte, die er um den Altar stehen sah.

Nikolaus wurde ein höchst beliebter Prediger und Krankenseelsorger und führte ein Leben in Askese und tätiger Nächstenliebe. Erzählt wird, wie schon zu Lebzeiten durch ihn Wunder geschahen: seine Gebete wirkten heilend, er überwand den Teufel, der ihm die Ampel am Altar zerbrach und anderen Schaden anzutun versuchte. Zwei gebratene Vögel wollte er auch in schwerer Krankheit, wegen der gelobten Kasteiung, nicht genießen; als er sich auf das Gebot des Priors gehorsam fügte, einen Bissen zu nehmen, flogen die Rebhühner - lebendig geworden - davon.

Nikolaus' Grab ist in der darüber für ihn erbauten und nach ihm benannten Basilika in Tolentino. Er wurde nicht im zunächst vorgesehenen Sarg bestattet, der in der großen für Nikolaus geschaffenen Kapelle steht, sondern unter dem Fußboden, nachdem ihm die Arme als Reliquien abgenommen wurden. Dort ereigneten sich zahlreiche Wunder, offiziell bestätigt wurden allein in den zwanzig Jahren nach seinem Tod mehr als 300. An den Armen des Toten seien bei besonderen kirchlichen Ereignissen jedesmal Blutergüsse entstanden. 1926 wurden seine Gebeine bei Grabungen wieder aufgefunden, in einen Glasschrein gebettet und in die dafür neu ausgestattete Krypta gebracht; sein Grab ist bis heute ein bedeutender Wallfahrtsort.

Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert war Nikolaus einer der meistverehrten Heiligen in Europa und Amerika. An seinem Gedenktag wird altem Brauch gemäß Brot gesegnet, das gegen Gicht helfe oder bei Bränden in die Flammen geworfen wird, um sie einzudämmen; Hintergrund ist die Erzählung, wie Nikolaus vom Fieber geheilt wurde, nachdem er auf Geheiß von Maria Brot von einer alten Frau ereten hatte.

Kanonisation: 1325 wurde das Heiligsprechungsverfahren eingeleitet, 1445 wurde Nicola da Tolentino heiliggesprochen.
Attribute: Lilie, Schüssel mit zwei Vögeln, Teufel, Geißel
Patron von Bayern, Tolentino, Venedig, Genua, Antwerpen, Córdoba, Lima und Rom; der Schiffbrüchigen, Gefangenen und der Armen Seelen im Fegefeuer, der Freiheit; für das tägliche Brot (Quelle: Ökumenisches Heiligenlexikon)


Die Rückseite zeigt eine Madonna mit Kind. Die Umschrift lautet: LA. M.D. POPVL. was wohl La Madonna de Populi zu übersetzen ist. Gemeint ist wohl die berühmte Marien-Ikone Salus Populi Romani, die in der Basilika Santa Maria Maggiore in Rom aufbewahrt und verehrt wird. Santa Maria Maggiore ist eine der vier Patriarchalbasiliken Roms und eine der sieben Pilgerkirchen in Rom. Die Ikone der Salus Populi Romani soll angeblich vom Evangelisten Lukas gemalt sein.  Im Jahre 1605 kam Paulus der V auf den päpstlichen Thron  (1605 - 1621 ). Wir verdanken Ihm die Kappelle der Madonna oder Borghese/Paolina- Kappelle innerhalb der Basilika. Sie wirkt als das Gegenstück zur Sixtinischen Kappelle. Sie hat einen symmetrischen Plan und ein architektonisches Schema, in Form eines griechischen Kreuzes mit korinthischen Sektionen und vier grosse Bögen die von sehr kühnen Säulen getragen werden auf denen sich die Kuppel stützt. Die Kappelle wurde gebaut um das Bildnis der Madonna " Salus Populi Romani"(siehe Bild) zu bewahren.  

Sowohl sprachlich als auch in der Darstellung haben wir also einen Bezug nach Italien. Der Anhänger dürfte aus dem 18. Jahrhundert stammen und ein Mitbringsel von einer Pilgerreise nach Rom sein.
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

Fred3

Hallo Gratin!

Vielen Dank für die ausführliche Antwort!
Viele Grüße
Fred