Kreuz für Gratian Teil 2

Begonnen von Tablifer, 14. Oktober 2009, 20:53:58

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Tablifer

Und wieder ein nettes kleines (2,9 x 1, 7 cm) Kreuz das von Gratian  :winke: :winke: bestimmt werden will.

Gratian

#1
In der Tat ein schönes Stück das auf der einen Seite (Bild unten) den Gekreuzigten zeigt , über ihm die Tafel mit der Aufschrift INRI unter ihm der Schädel Adams...soweit nichts unbekanntes oder ungewöhnliches.

Auf der anderen Seite erkennt man in der Mitte eine Marienstatue in einem Perlkreis (Rosenkranz?) rechts und links bzw. darunter die Heiligen Fünf Wunden Jesu. Die beiden durchbohrten Hände, das Herz mit Wunde und darunter die beiden durchbohrten Füße. Über dem Ganzen das Schweißtuch mit dem Abdruck des Antlitz Jesu.

Die Wiederbelebung des religiösen Lebens und die eifrige Tätigkeit der heiligen Bernhard und Franziskus im zwölften und dreizehnten Jahrhundert, zusammen mit der Begeisterung der Kreuzritter nach ihrer Rückkehr aus dem Heiligen Land, hat einen starken Impuls zur Hingabe an die Passion Jesu Christi und insbesondere für die Verehrung der Heiligen Fünf Wunden gebracht.

Viele schöne mittelalterliche Gebete zu Ehren der Heiligen Wunden, darunter einige St. Klara von Assisi zugeschrieben sind bekannt. St. Gertrud von Helfta rezitierte täglich ein Gebet zu Ehren der 5475 Wunden, die nach einer mittelalterlichen Tradition, Jesus während seiner Passion zugefügt worden sein sollen. Im vierzehnten Jahrhundert war es  im Süden Deutschlands üblich, jeden Tag fünfzehn Pater Noster (also 5475 im Laufe eines Jahres) in Erinnerung an den Heiligen Wunden zu beten. Entsprechend der Messe "Humiliavit" im römischen Messbuch gab es in den mittelalterlichen Missals eine spezielle Messe zu Ehren der Wunden Christi. Während der Feier waren immer fünf Kerzen entzündet.

Die Dominikanische Rosenkranz fördern die Hingabe an den Heiligen Wunden: die fünf großen Perlen und die entsprechenden Pater Noster stehen zu Ehren der fünf Wunden Christi (Beissel, "Verehrung Marias", I , 525).

Auch in einigen Orten war es üblich, Mittags die Glocken zu läuten und damit die Gläubigen zu erinnern, zu Ehren der Heiligen Wunden fünf Pater Noster und Ave Maria zu beten. Ein Rosenkranz der fünf Wunden (Wunden Rosenkranz) wurde vom Heiligen Stuhl am 11. August 1823, und dann wieder im Jahre 1851 bestätigt. Es besteht aus fünf Gesätzen, die widerum jeweils aus fünf Glorie zu Ehren der Wunden Christi und ein Ave in Erinnerung an die schmerzhafte Muttergottes bestehen. Allein zu diesem Themenkranz ,,Wunden" gibt es bei inhaltlicher Verwandtschaft formal sehr unterschiedliche Rosenkranzvarianten, so den Wundenrosenkranz der Salesianerinnen, den der Passionisten und den kleinen Wunden-Rosenkranz des hl. Alfons Maria von Liguori. Ein nach Marie-Marthe Chambons Visionen entwickelter Fünf-Wunden-Rosenkranz wurde indes am 12.12. 1939 durch das Hl. Offizium verboten.)

Die ältesten Belege für ein Fest zu Ehren der Wunden Christi stammt aus dem Kloster Fritzlar, Thüringen, wo im vierzehnten Jahrhundert ein Fest am Freitag nach der Oktav des Corpus Christi gehalten wurde.  Das Fest der fünf Wunden, wird seit dem Mittelalter in Evora in Portugal und anderswo am 6. Februar (in Lissabon am Freitag nach dem Aschenmittwoch) gefeiert und ist historisch interessant: Es erinnert an die Gründung des portugiesischen Reich 1139, als vor der Schlacht auf den Ebenen von Ourique, Christus dem Alfonso Henriquez erschien. Er versprach den Sieg über die Mauren und befahl ihm die  Fünf Wunden in das Wappen des neuen Reiches aufzunehmen. ("Propr. Portugalliae" in Weiss, "Weltgeschichte", III, 251). Dieses Fest wird heute noch in allen portugiesisch-sprachigen Ländern gefeiert.

Es gab im 18. Jahrhundert auch sog. Fünf-Wunden-Bruderschaften in Deutschlands die die Fünf Wunden in besonderer Weise verehrten...hiervon sind verschiedene Anhänger bekannt.

In diesem Gesamtzusammenhang ist dieses Kreuz und die Darstellung darauf zu sehen. Ich würde es in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts datieren.Sehr wahrscheinlich hatte es mal die Funktion eines Rosenkranzabschlußes.Möglicherweise stammt es von einem Wallfahrtsort (wegen des Mariendarstellung) den man aber mangels Umschrift nicht eindeutig belegen kann.
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.