Detektortests und Detektorvergleichstests

Begonnen von Archaeos, 25. August 2006, 14:06:47

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Archaeos

Detektortests und Detektorvergleichstests geben immer wieder Anlass zu endlosen Diskussionen. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Für den einen zählt ausschließlich die maximale erreichbare Suchtiefe, für den anderen die Metallfilterung bzw. die Fähigkeit, verschiedene Metalle akkurat identifizieren zu können. Andere wiederum legen großen Wert auf die Kleinstteileempfindlichkeit oder auf die Minimierung des Target mask Effektes.
Grund für Streitgespräche liefern ebenfalls die angewandten Testmethoden (Lufttest/Bodentest). Häufig werden bei Vergleichstests Geräte mit unterschiedlichen Suchspulentypen (Konzentrisch und 2D) und Suchspulengrößen direkt miteinander verglichen, obwohl die Ergebnisse nicht zu vergleichen sind!!!
Neulich habe ich in einer Diskussion die Begriffe ,,Mittelklasse" und ,,Oberklasse" bei MD bezüglich ihrer Leistungsfähigkeit gelesen. Diese Begriffe haben mich zum Schmunzeln gebracht, denn man kann MD bestenfalls in Preisklassen einteilen, nicht aber wirklich in Leistungsklassen. Jack Gifford, Seniorchef und Gründer von Tesoro, hat einmal vor längerer Zeit geschrieben, dass die meisten MD leistungsmäßig ungefähr gleichauf liegen, egal wie viel sie kosten und dass der Unterschied zwischen Unter- bzw. Mittelklasse und Oberklasse in den ,,bells and whistles" liegt. Er meint mit ,,bells & whistles"  Gadgets wie z.B. die VID-Anzeige, die Multitonanzeige, der Stimmengenerator und die multiplen Einstellmöglichkeiten, Knöpchen und Regler.

Bei MD-Tests, wo Münzen und Testgegenstände vergraben sind, weiß der Tester meist, wo die Gegenstände liegen. Wenn beim ersten Schwingvorgang kein Signal vorhanden ist, dann wird so lange an den Einsstellknöpfen gedreht und gescrollt (sensitivity, threshold, ground balance, Preamp Gain, Filterzahl, ...), bis man den Gegenstand ,,hört". Was dabei verschwiegen wird, ist dass der MD dabei z.T. instabil wird, Fehlsignale abgibt und in der Einstellung für eine normale Suche unbrauchbar geworden ist.
Ich habe vor längerer Zeit die Frage gestellt, wer mit seinem MD je eine Münze tiefer als 20 cm bzw. 25 cm in der Erde gefunden hat. Ehrliche Antworten gingen in die Richtung, dass Suchtiefen von 20-25 cm für eine Münze die absolute Ausnahme sind (wenig mineralisierte Erde, großer Münzdurchmesser). Ich will nicht bestreiten, dass es Böden gibt, wie etwa trockene Sandstrände, wo ähnliche Tiefen wie bei Lufttests für ein Geldstück bei maximaler Sensitivity erzielt werden (25-35 cm und vielleicht mehr).
Maximalen Suchtiefen dienen bestenfalls dazu, Neulinge zu beeindrucken, damit die sich ein anderes ,,leistungsfähigeres" Gerät zulegen (Werbeargument). Bei der normalen Ackersuche, besonders auf Bodendenkmalen, liegen die realen Suchtiefen etwa 30-60 % unter denen in nicht mineralisierter Erde (Siehe das Bulletin N° 17 der Fnudem): http://www.prospection.net/telechargement/bull17h.htm  Bei Kleinteilen, hoch mineralisierter Erde und zahlreichen Eisenteilen, also Bedingungen wie man sie auf Bodendenkmalen vorfindet, (und wo sich die meisten Sondengänger rumtummeln) trennt sich zwar oft die Spreu vom Weizen. Dennoch, die Leistungsgeinbußen an solchen Örtlichkeiten betreffen in gleichem Maße Mittelklasse wie Oberklasse MD. :frech: :frech:

Ich habe mir die Frage gestellt, ob sich die Fundquote oder Fundausbeute durch die vielen Einstellmöglichkeiten etwa eines White's Spectrum, DFX oder MXT (=so genannte Oberklasse) gegenüber einem einfach gestrickten Tesoro Silver, Cibola, XP Adventis (= sogenannte Mittelklasse) derart erhöht, dass man sich ein Gerät der so genannten ,,Oberklasse" zulegen muss. Ich muss die Frage aus folgenden Gründen verneinen:
1.  Die wenigsten Sondler wissen, wie man Geräte mit einer Vielzahl an Möglichkeiten vom Schlage eines DFX richtig bedient bzw. optimal einstellt. Sie haben meist keine blasse Ahnung, was das Verändern eines Parameters auf die Suchleistung und Sucheigenschaften bewirkt. Die meisten suchen eh mit den Standardeinstellungen ab Werk oder einer Einstellung, die sie irgendwo im Internet aufgeschnappt haben, die sich aber für ihr Suchgebiet nur wenig eignet. :heul: 
2. Die Bodenverhältnisse besonders auf Bodendenkmalen ändern sich manchmal derart stark von Meter zu Meter, dass der Sondengänger mit dem Gerät der Oberklasse dies meist überhaupt nicht mitkriegt :staun: :staun:. So genügt es, dass sich im Boden ein paar sekundär verbrannte Ziegel befinden, damit der eben optimal eingestellte Bodenabgleich nicht mehr stimmt. Dann ist auch die ,,Spitzenleistung" des Oberklassegerätes dahin ...

Meine Meinung geht dahingehend, dass man lediglich von preislicher Unter-, Mittel-, und Oberklasse sprechen kann, nicht aber von leistungsmäßiger. Wer sich zum Beispiel gerne mit Programmieren oder mit Knöpfchendrehen befasst, ist mit einem Spectrum, DFX oder Tejon gut bedient. Wer sich das zeitraubende Spielen mit Programmen und Knöpfchen sparen will, ist mit einem Mittelklasse Silver, Cibola, oder Adventis besser bedient. Dass die Fundausbeute eines Oberklasse MD deutlich höher liegt als die eines Mittelklassedetektors, ist ein Mythos.  :narr: :narr: :narr: Die Wahl eines Detektors ist Anschauungssache. Soll doch jeder den MD wählen, der ihm am besten gefällt :-D.

Eine letzte Bemerkung: Ich spreche hier von modernen Motion-Detektoren und NICHT von meinen bevorzugten Oldies aus den 70er Jahren.
André

Valens

Zitat von: Archaeos in 25. August 2006, 14:06:47
Wer sich zum Beispiel gerne mit Programmieren oder mit Knöpfchendrehen befasst, ist mit einem Spectrum, DFX oder Tejon gut bedient.

Ich wüsste nicht, wo ich bei meinem Tejon irgendetwas programmieren könnte. Einen vernünftigen Bodenabgleich kann ich ohnehin kaum durchführen, da meine Äcker mit Metallteilchen nur so übersät ist, dass ich überall eine "positive Mineralisierung" habe, egal wie weit ich den Regler nach links drehe.

jupppo

Gut zusammengefasst Andre´!

Ein paar Anmerkungen habe ich jedoch auch. Zwar ist es richtig, das sich die Suchtiefen nur minimal unterscheiden. Aber ob ein Detektor 15cm- oder 20cm in einen mineralisierten Boden eindringt macht immerhin einen theoretischen Unterschied von 25% mehr durchsuchtem Volumen bei gleichem Schwenk. - Theoretisch zumindest.

Sicherlich ist der Unterschied auf dem Acker bei einem Suchgang nicht zu messen, da ein noch wichtigeres Element das Glück ist, über die richtige Stelle zu laufen um überhaupt was zu finden.

Rein statistisch gesehen macht sich das aber auf die Dauer auch bemerkbar.

Seit fast 7 Jahren führe ich eine Funddatenbank in der ich auch die ungefähre Tiefe erfasse. In diese Datenbank wird alles aufgenommen was älter als 100 Jahre ist (ja selbst die kleinst Musketenkugel).

Demnach hat der Wechsel vom XLT auf den DFX mir einen Fundzuwachs von 12% beschert. Die 14" Detech Spule sogar um weitere 19%! Ich habe bei dieser Statistik nur vergleichbare Fundstellen ausgewertet und die "jungfräulichen" und blanken Äcker ausgenommen.

Erstaunlicher Weise lag der Tiefenzuwachs (sind alles Schätzeerte in 50mm sprüngen) aber nur bei 5%

Das man jenseits der 20cm fast nur noch Großbronzen und andere massive (oder großflächige) Gegenstände findet ist wohl jedem klar und widerspricht keinesfalls den Leistungsunterschieden.
Ich denke sehr wohl das man die Detektoren in verschiedene Klassen einteilen kann.
In meinem Fall ist der DFX eine ganz klar eine andere Klasse als der XLT.
Viel wichtiger als die Eindringtiefe ist für mich die Flächenabdeckung (Spule) und die Qualität des "scans". Was nützt mir ein Detektor, der einen Sesterz in 30cm ortet, den Denar in 10cm aber "übersieht".

Insgesamt spielen viele Faktoren mit in die Bewertung eines Detektors, wobei die Benutzerfreundlichkeit nicht zu unterschätzen ist. Mir jedenfalls ist das präzise Anpassen auf die Bodenverhältnisse wichtiger als ein turn-on-and-go. Klar ändern sich, wie Du richtig sagst, auch die Bodenverhältnisse innerhalb eines Ackers, aber zwei-, drei Schlüsselparameter (und damit meine ich nicht Empfindlichkeit oder den Bodenabgleich) sind innerhalb von wenigen Sekunden umgestellt. Dies ist zwar manchmal lästig, aber in einem Bereich wo gute Funde zu erwarten sind keine wirkliche Mühe.
Schließlich gibt es noch einen wichtigen Faktor, den man nicht übersehen sollte: Die Psychologie. Ich weiss nicht wie es Euch geht, aber das Gefühl etwas Detektierbares übersehen zu haben finde ich schrecklich. Ich bin am Wochenende in Ermangelung einer DD Spule mit der alten BM950 unterweges gewesen. Es trübt die Freude doch etwas, wenn man weiss das man einiges übersieht.
Ich denke auch das dies das Gefühl ist, welches einige dazu treibt sich ständig neue Detektoren zuzulegen.

Du sagst: Soll doch jeder den MD wählen, der ihm am besten gefällt. Ich würde es anders Ausdrücken und sagen: Soll jeder den Detektor nehmen mit dem er am Besten zu Recht kommt. Denn die Erfahrung mit dem Gerät ist weit aus wichtiger als die reine Technik. Sprechen wir bei der Technik vielleicht über einen Unterschied von, sagen wir mal, max. 50%, so würde ich sagen ein erfahrener Sondengänger holt ein vielfaches mehr aus dem Boden als ein Neuling.

Auch wenn ich einige Punkte anders sehe, gehe ich im Großen und Ganze Darcors mit Deinem Statement.



Daniel

Ein "neuer" Detektor ist nur dann besser,wenn er auf einem zuvor mehrmals mit einem anderen Gerät gründlich abgesuchten Gebiet,noch Teile findet! :idee:
@Archeos
Zu Deinem Punkt 2! :belehr:
Da soll man doch nicht suchen!

Gruß Daniel
Spalttabletten, meine Dame, sind bekömmlich und gesund.
Doch verwirrend ist der Name, sie gehören in den Mund.

Archaeos

Zitat von: Daniel in 25. August 2006, 16:27:21
@Archeos
Zu Deinem Punkt 2! :belehr:
Da soll man doch nicht suchen!

Gruß Daniel

Stell Dir vor, es gibt doch tatsächlich Länder, wo man mit Genehmigung (!) auf Bodendenkmalen suchen darf. Wenn man allerdings Pech hat, wohnt man in einem Land, wo die Welt mit Plan(c)ken, pardon, mit Brettern zugenagelt ist und man rein gar nichts darf.  :-D
Gruß,
André


Daniel

Zitat von: Archaeos in 25. August 2006, 16:44:23
Wenn man allerdings Pech hat, wohnt man in einem Land, wo die Welt mit Plan(c)ken, pardon, mit Brettern zugenagelt ist und man rein gar nichts darf.  :-D
Der ist gut! :narr: :super:

Gruß Daniel
Spalttabletten, meine Dame, sind bekömmlich und gesund.
Doch verwirrend ist der Name, sie gehören in den Mund.

Merowech

Zitat von: Daniel in 25. August 2006, 16:59:42
Zitat von: Archaeos in 25. August 2006, 16:44:23
Wenn man allerdings Pech hat, wohnt man in einem Land, wo die Welt mit Plan(c)ken, pardon, mit Brettern zugenagelt ist und man rein gar nichts darf.  :-D
Der ist gut! :narr: :super:

Gruß Daniel

Ich schmeiss mich wech !!!!!   :narr: :narr: :narr:
Der war wirklich gut !
Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker:

Archaeos

Zitat von: jupppo in 25. August 2006, 15:53:38
Rein statistisch gesehen macht sich das aber auf die Dauer auch bemerkbar.

Seit fast 7 Jahren führe ich eine Funddatenbank in der ich auch die ungefähre Tiefe erfasse. In diese Datenbank wird alles aufgenommen was älter als 100 Jahre ist (ja selbst die kleinst Musketenkugel).

Demnach hat der Wechsel vom XLT auf den DFX mir einen Fundzuwachs von 12% beschert. Die 14" Detech Spule sogar um weitere 19%! Ich habe bei dieser Statistik nur vergleichbare Fundstellen ausgewertet und die "jungfräulichen" und blanken Äcker ausgenommen.
Der statistische Fundzuwachs ist nicht unbedingt gleichbedeutend mit Zuwachs an Suchtiefe. Beim Gebrauch der 14" Detech Spule ist der Fundzuwachs zweifelsohne auf eine grössere Suchtiefe zurückzuführen. Eine größere Spule bringt rein theoretisch eine grössere Suchtiefe. Aber auf besonders schwierigen Fundstellen (du weisst, was ich meine) findet eine kleine 7" Spule u. U. viel mehr als eine grosse 14"...
Ein Fundzuwachs kann ebenfalls auf tiefgründigere landwirtschaftliche Maschinen zurückzuführen sein, die frisches "Material" nach oben befördern, bzw. auf Bodenerosion. Mit Statistiken sollte man vorsichtig umgehen.   


Zitat von: jupppo in 25. August 2006, 15:53:38
Ich denke sehr wohl das man die Detektoren in verschiedene Klassen einteilen kann.
In meinem Fall ist der DFX eine ganz klar eine andere Klasse als der XLT.
Viel wichtiger als die Eindringtiefe ist für mich die Flächenabdeckung (Spule) und die Qualität des "scans". Was nützt mir ein Detektor, der einen Sesterz in 30cm ortet, den Denar in 10cm aber "übersieht".
Ob der Unterschied zwischen XLT und DFX (bei gleicher Spule wohl gemerkt) tatsächlich so riesengross ist, mag ich nicht beurteilen. Dafür kenne ich beide zu wenig. Klar ist, dass man die Scans mit einer konzentrischen Spule mehr überlappen muss als mit einer 2D (wide scan) Spule. In verseuchtem Terrain ist die konzentrische Spule aber besser, weil wesentlich selektiver. Dem muss man gegenüberstellen, dass die 2D erlaubt, in einem bestimmten Zeitraum eine grössere Fläche abzusuchen als mit einer konzentrischen... 


Zitat von: jupppo in 25. August 2006, 15:53:38
Schließlich gibt es noch einen wichtigen Faktor, den man nicht übersehen sollte: Die Psychologie. Ich weiss nicht wie es Euch geht, aber das Gefühl etwas Detektierbares übersehen zu haben finde ich schrecklich. Ich bin am Wochenende in Ermangelung einer DD Spule mit der alten BM950 unterweges gewesen. Es trübt die Freude doch etwas, wenn man weiss das man einiges übersieht.
Ich denke auch das dies das Gefühl ist, welches einige dazu treibt sich ständig neue Detektoren zuzulegen.
Völlig richtig!!! Deine Aussage ist aber auch auf andere Bereiche anzuwenden (z.B. Ehefrauen)  :narr: :narr: :narr:



Zitat von: jupppo in 25. August 2006, 15:53:38...Denn die Erfahrung mit dem Gerät ist weit aus wichtiger als die reine Technik. Sprechen wir bei der Technik vielleicht über einen Unterschied von, sagen wir mal, max. 50%, so würde ich sagen ein erfahrener Sondengänger holt ein vielfaches mehr aus dem Boden als ein Neuling.

Ebenfalls "d'accord" (französische Schreibweise) mit Dir! Iupppo, Deine Statements zum Gebrauch von MD gehören zu den besten die ich kenne  :prost:
André


H. Wurst

Zitat von: jupppo in 25. August 2006, 15:53:38
.....Die Psychologie. Ich weiss nicht wie es Euch geht, aber das Gefühl etwas Detektierbares übersehen zu haben finde ich schrecklich. Ich bin am Wochenende in Ermangelung einer DD Spule mit der alten BM950 unterweges gewesen. Es trübt die Freude doch etwas, wenn man weiss das man einiges übersieht.
Ich denke auch das dies das Gefühl ist, welches einige dazu treibt sich ständig neue Detektoren zuzulegen...

Ganz genau so ist es.

jupppo

Danke für die Blumen und den wirklich guten Humor  :cool1:
Obwohl das nah natürlich nah an der Realität ist.
Meine das mit den Spacken (Das mit der Frau leider auch :platt:). Hier ist Bürokratie immer noch eine Art Religion. Es gibt zwar Ausnahmen (Mich ruft ein zuständiger Beamter der Unteren Denkmalbehörde mittlerweile sogar an, wenn ein bestimmtes Bodendenkmal begehbar ist - geh ich aber nicht hin :frech: , aber leider sehr wenige. Lieber läßt man die Sachen im Acker verotten (Worüber alle meine Archäologen den Kopf schütteln).

Zurück zum Thema. Die meisten Detektortests welche ich bislang miterlebt habe waren entweder von Händlern beinflusst oder mit einer "gewissen" Philosopie durchgeführt.

Jrooß us CCAA