Bartmänner (Fragmente von Bartmannskrügen)

Begonnen von Wiedehopf, 24. August 2023, 21:20:29

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Wiedehopf

Guten Abend,

im Laufe der Jahre habe ich einige Fragmente von alten Bartmannskrügen auf Antikmärkten oder im Internet erworben. Diese Abbildungen bärtiger Männer waren ein beliebtes Dekorationsobjekt auf den Hälsen insbesondere rheinischer Steinzeugkrüge.  Man kann hier sehr schön die Entwicklung von sehr naturalistischen, künstlerisch gut ausgearbeiteten Exemplaren der Renaissance und des Barock (Bild 1 und 2) bis hin zu immer primitiveren, geradezu holzschnittartigen Bartmasken des 18. und 19. Jahrhunderts (Bild 4 und 5) verfolgen. Im 20. Jahrhundert wurde das Motiv dann wieder aufgegriffen, es wurden aber überwiegend Reproduktionen der älteren,'schönen' Motive wieder verwendet oder als Anregung genutzt (Bild 6).       

Viele Grüße
Michael         

thovalo

#1


Moin!

Genau so ist es. Die Geschichte der Bartmänner ist breit aufgestellt und interessant. Vielleicht waren sie ursprünglich eine Jesusdarstellung, denn es gibt einige frühe Krüge die auch eine Aufschrift JESUS tragen. Es ist aber auch eine Ableitung von der Darstellung eines bärtigen "wilden Mannes" vorstellbar, der für die ungezähmte Natur steht.

Das bräunlich salzglasierte Stück stammt von einem Kölner Krug und zeigt ein außerordentlich fein gearbeitete Auflage des leider nicht vollständiger überlieferten Bartmanngesichts. Der zweite Beleg ist ein Stück von einer früh mit Kobaltsmalte und Mangan gefärbten Siegburger Pulle aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs. und der dritte Beleg ist die Darstelung eines "wilden Mannes" auf einer spätgortschen Nischenkachel und der zweiten Hälfte des 15. Jhs. bis um 1500. (Die Fundstücke befinden sich heute im Besitz der Bodendenkmalpflege in Düsseldorf)

In der ersten Hälfte des 18. Jh. sind es noch freundlich lächelnde oder lachende Gesichter und in der zweiten Hälfte des 18. Jhs sind es grimmige und holzschnittartig einfach gestaltete "Masken".


lG Thomas  :winke:



 
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.