Salaam!
Und das, lieber agersoe, meine ich wörtlich: Frieden für Dich und uns alle!
Nichts liegt mir ferner, als Dich - oder sonst jemanden in diesem Forum - in irgendeiner Art und Weise zu vergraulen! Und ich kann nur Edi und "my man Rämbouwww" zustimmen, was u.a. Deine Deutschkenntnisse betrifft. Ich wäre froh, wenn ich nur 5% davon als Dänischkenntnis besässe, obwohl das doch eigentlich hier oben, wo ich - meistens - lebe, durchaus geläufig ist; aber da ist meine Familiengeschichte vor!
Und nun zu Deiner Replike: Missverständnisse können sich aufgrund der Sprachbarriere nur bei der Terminologie ergeben. Aber da gibt es m.E. keinerlei Grund, sich zu entschuldigen. Im Gegenteil müssen wir uns bei Dir für Deine vielen und hilfreichen Beiträge bedanken!
Grundsätzlich anders verhält es sich dagegen mit Deiner Begründung im Zusammenhang mit der Druckmethode "aus der Hand". Dass diese Begründung "auf Deiner Meinung und Deinem Wissen" beruht, ist ja selbstverständlich. Aber damit bestätigst Du ja genau meine Vermutung in meiner vorherigen mail, dass Deine Behauptung aus Unwissen heraus entstanden ist.
Und an dieser Stelle möchte ich jetzt in aller Deutlichkeit klar machen, dass das von mir kein Vorwurf ist, sondern lediglich eine sachliche Feststellung.
Ich bin mein Leben lang gehalten, kritisch zu denken und alles zu hinterfragen, can´t help it, sorry!
Was uns Adepten der Steinbearbeitung doch letztlich vereint, ist das, was "Wissen schafft" und überhaupt erst "Wissenschaft" geschaffen hat: Die Neugier. Und gerade bei der Steinbearbeitung - und da, agersoe, wirst Du mir sicher zustimmen - sind wir alle, und zwar ein Lebenlang, Lernende! Und deshalb ist es wahrlich kein Beinbruch, wenn man bestimmte Techniken/Methoden nicht beherrscht; insh Allah!!!
Es besteht leider nur allzu schnell die Gefahr, dass man sich zu bestimmten Phänomenen äussert, obwohl man sich auf dem Gebiet letztlich nicht auskennt. Ich kenne diese Situation selbst und von anderen rezenten Steinbearbeitern nur zu gut.
Hier ist die Erklärung mit einem bemerkenswerten Beispiel: Im Jahre 1991 veröffentlichte J. Weiner einen Aufsatz zur "Geschichte der Experimentellen Archäologie in Deutschland" und berichtet u.a. von einem Steinbearbeiter aus Süddeutschland, der seit den 1940er Jahren über Jahrzehnte Steingeräte hergestellt hat. Tatsächlich war er zu dieser Zeit offensichtlich der einzige, der in Deutschland dieser Tätigkeit - und zwar isoliert - nachging bis der beste deutsche Steinbearbeiter, Harm Paulsen, Schleswig, seit den 1950/60er Jahren damit anfing. Zur Krönung seines Lebenswerkes veröffentlichte dieser Mann aus Freiburg i.Br. - er war damals schon gegen 80 Jahre alt - im Jahre 1983 im Privatverlag eine - glücklicherweise weitestgehend unbekannte - Monographie mit dem Titel "Die Feuerstein-Technologie der Steinzeit".
Dort kommt er u.a. zu dem faszinierenden Schluss (Behauptung), dass es in der Steinzeit die sog. direkte weiche Schlagtechnik - hier mit einem Geweihschlägel - nicht gegeben haben kann. Seine Begründung dafür ist, dass er selbst seit Jahrzehnten die direkte harte Schlagtechnik mit Erfolg ausübe und ihm ausserdem steinzeitliche Geweihhämmer unbekannt seien. Diese Behauptung wurde neun (9) Jahre nach dem wegweisenden Artikel des französischen Altmeisters der "technologie lithique", Francois Bordes, Bordeaux, aufgestellt, der im Jahre 1974 einen (Ren-)Geweihschlägel aus der Laugerie Haute Est (Solutréen, mittleres Jungpaläolithikum) vorgestellt hat! Agersoe, hier sehe ich eine evidente Korrelation zu Deiner Behauptung zum "Druck aus der Hand".
Wie kann es dazu kommen? Ganz einfach, und das gilt für jeden von uns: Nicht jeder hat die Möglichkeit, mehr oder weniger häufig/regelmässig seine Erfahrungen mit anderen Steinbearbeitern auszutauschen bzw. sich durch Literaturstudium auf dem Laufenden zu halten. Andererseits kennen wir alle das Phänomen des "never change a winning team".
Mit anderen Worten: Wer jahrelang und mit Erfolg mit einer Technik/Methode Steingeräte herstellt (Du seit 15 Jahren nach einer Deiner mails), der wird nur mit grosser Zurückhaltung, wenn überhaupt, etwas Neues ausprobieren wollen; menschlich nur zu gut verständlich!
Das sollte uns aber nicht den Blick auf die Realität verstellen; es wird laufend und überall geforscht, und so darf man sich nicht wundern, dass es Problemlösungen gibt, von denen wir aus welchen Gründen auch immer, nichts wissen. Vor diesem Hintergrund ist es eben nur schlicht geboten, sich mit verbindlichen Feststellungen zu nicht selbst erprobten Techniken/Methoden tunlichst zurückzuhalten.
Dies hat der andere französische Grossmeister, Jacques Tixier, im Jahre 1980 in seiner ersten - einer ganzen Reihe von gleichermassen wegweisenden - Publikationen mit der Forderung umschrieben:
Osons ne plus affirmer!
Beste Grüsse